Diana Palmer
abgemacht.“
Grange runzelte die Stirn. „Aber was würden denn Ihre Leute dazu sagen?“
„Ach, Marge macht das bestimmt nichts aus“, meinte Tellie selbstsicher. „Und was J.B. dazu sagt, ist mir egal.“
„Also gut, abgemacht. Wir gehen Sonnabend miteinander aus. Freitag können wir die näheren Einzelheiten besprechen.“
„Fein. Jetzt gehen Sie aber endlich. Sonst können wir besprechen, wo wir ab Montag Arbeit finden.“
Grange winkte und wandte sich zum Gehen. Er war kaum aus der Tür, als Justin hereinkam.
Zu Tellies großer Überraschung war Marge von ihren Plänen für das Wochenende alles andere als begeistert. „Von der Redensart ‚jemandem Salz in die Wunde streuen‘ hast du wohl noch nichts gehört?“, fragte sie mit ernster Miene.
„Das ist ungerecht, Marge“, verteidigte sich Tellie. „Warum soll ich nichts mit Grange unternehmen? Er hat niemandem etwas getan. Er ist genauso ein Opfer dieser Ereignisse wie J.B.“
„Das ist richtig“, räumte Marge ein, „aber trotzdem … Und J.B. wird es als Beleidigung auffassen, wenn du und Grange ausgerechnet an diesem Sonnabend zusammen ins Kino geht.“
„Das ist doch absurd.“
„Ist es nicht, wenn du bedenkst, wie J.B. nun einmal ist.“
Nachträglich wurde Tellie doch unsicher. Ihr lag nichts daran, J.B.s Gefühle zu verletzen, selbst wenn er das bei ihr schon zur Genüge getan hatte. Auf der anderen Seite war es so etwas wie ein Test. Tellie hatte sich fest vorgenommen, sich und J.B. zu beweisen, dass sie nicht von ihm abhängig war. Wenn sie jetzt nachgab, würde sie immer nach seiner Pfeife tanzen. Genauso wichtig war es ihr aber auch, Marge nicht zu verärgern. J.B. war immerhin ihr Bruder. Es fiel ihr schwer, zu einer Entscheidung zu kommen. Mutlos ließ sie den Kopf hängen.
Marge trat einen Schritt auf Tellie zu und legte ihr den Arm um die Schulter. „So schlimm ist es ja nun auch nicht. Wenn du dich so gern mit Grange treffen willst, dann tu das, auch wenn J.B. das nicht passt. Glaub mir, ich versteh dich. Du kannst nicht zulassen, dass er dein ganzes Leben bestimmt.“
Tellie umarmte ihre Freundin. „Danke, Marge.“
„Erklär mir doch trotzdem, warum du partout nicht zum Barbecue kommen willst.“
Tellie verzog verächtlich den Mund. „Ich gehe davon aus, dass seine Schönheitskönigin auch kommen wird.“
Marge stieß einen leisen Pfiff aus. „Daher weht der Wind.“
„Bitte, Marge“, beschwor Tellie sie, „kein Wort darüber zu J.B.“
„Keine Angst, ich halte den Mund.“
„Sag mal, Marge, ist sie wirklich so ein Hit?“
Marge sah sie von der Seite an. „Sie ist genauso wie alle anderen vorher auch: groß, blond, und was ihr im Kopf fehlt, wiegt die Oberweite auf.“
„Hat J.B. Angst vor intelligenten Frauen?“
„Warum sollte er? Er hat selbst auf der renommierten Universität von Yale einen Abschluss in Betriebswirtschaft gemacht, und zwar mit einer sehr guten Note. Nein, ich glaube, sein Verhalten hängt eher mit unserer Mutter zusammen. Möglicherweise sucht J.B. bei diesen schlichteren Gemütern so etwas wie das Gegenmodell zu ihr. Unsere Mutter hat unseren Vater ihre intellektuelle Überlegenheit immer ziemlich deutlich spüren lassen, und ich schätze, dass J.B. darunter nicht wenig gelitten hat.“
„Ich weiß nicht“, wandte Tellie nachdenklich ein, „mir kommt es eher vor, als ob J.B. generell keinen Respekt vor Frauen hat.“
„Du kennst ihn nicht, wie er früher war. Da war er anders. Ich vermute, er hat einfach aufgegeben und den Glauben an die Liebe durch die tragischen Ereignisse damals verloren.“ Sie riss sich aus ihren trüben Gedanken. „Aber das solltest du nicht tun. Vielleicht ist Grange das Beste, was dir jetzt passieren konnte. Und J.B. kann es auch nicht schaden, zu merken, dass er nicht der einzige Mann auf der Welt ist.“
„Wenn er überhaupt registriert, dass ich nicht da bin.“
„Dass wird er ganz sicher. Gerade in letzter Zeit hat er genau darauf geachtet, was du tust, auch wenn er sich große Mühe gibt, das nicht zu zeigen.“
Tellie hatte da ihre Zweifel. Dass er zu ihrer Abschlussfeier am College nicht gekommen war, erschien ihr nicht gerade wie ein Zeichen großer Aufmerksamkeit.
Marge knuffte sie aufmunternd in die Seite. „Los, mach dein Glück. Du wirst es schaffen.“
„Das ist leichter gesagt als getan“, erwiderte Tellie. Dann aber nahm sie sich zusammen. „Du hast recht. Ich bin wirklich froh, dass du mir nicht mehr böse bist,
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