Diana Palmer
Tellies halb entblößten Körper und ordnete notdürftig seine Kleidung. Keine Sekunde zu früh. Im nächsten Moment stand Nell mit einem Tablett in den Händen in der Tür. Zum Glück für J.B. und Tellie war Nell vollständig davon in Anspruch genommen, das volle Glas Milch auf dem Tablett so zu balancieren, dass nichts überschwappte.
Tellie zog die Decke bis zum Hals hinauf und J.B. nestelte an den Knöpfen seines Hemdes, bevor Nell aufblickte und zu Tellie meinte: „Ich dachte, Sie könnten vielleicht einen kleinen Imbiss vertragen.“ Dann stellte sie das Tablett vorsichtig auf dem Tischchen ab und rückte den Blumenstrauß ein Stück zur Seite.
„Das kann ich wirklich, Nell. Vielen Dank“, sagte Tellie mit eigenartig belegter Stimme.
Hinter Nells Rücken bewegte sich J.B. auf die Tür zu. „Ich habe einen Anruf auf dem Handy. Entschuldigt mich. Schlaf gut, Tellie.“
„Du auch“, konnte sie noch antworten. Schon war er aus dem Zimmer verschwunden.
Nell war derweil in den Anblick der Rosen versunken. „Ein wunderschöner Strauß“, sagte sie. „Grange scheint ein sehr gut erzogener junger Mann zu sein.“
„Das ist er sicher.“
Nell wandte sich Tellie zu. „Sie sehen erhitzt aus. Haben Sie Fieber?“, fragte sie besorgt.
Tellie biss sich kurz auf die Lippen. Dann antwortete sie: „Es ist nichts. J.B. und ich hatten nur einen kleinen Wortwechsel.“
„Weswegen?“
„Wegen der Rosen. Er war nicht gerade begeistert, dass Grange zu Besuch gekommen ist.“
„Das hatte ich befürchtet“, bemerkte Nell.
Am nächsten Morgen verkündete Nell Tellie, dass J.B. schon in aller Frühe abgereist war und einen Flug nach Las Vegas genommen hatte. Er hatte gesagt, er müsse zu irgendeiner nationalen Landwirtschaftstagung. So hatte ihn Nell jedenfalls verstanden.
Tellie war nicht sonderlich überrascht. J.B. ging einer Begegnung mit ihr aus dem Weg, und dasselbe hätte sie auch getan.
„Er hat nicht einmal seine Freundin mitgenommen, obwohl er die sonst doch überallhin mitschleppt“, berichtete Nell weiter.
Die Mitteilung versetzte Tellie einen Stich. „Welche Freundin?“
„Entschuldigen Sie bitte. Ich vergesse immer wieder, dass ich solche Sachen nicht erwähnen sollte, die mit der Vergangenheit zu tun haben.“
„Das macht nichts. Inzwischen weiß ich ja auch, dass ich keine siebzehn mehr bin, sondern knapp zweiundzwanzig.“ Tellie sah Nells verdutztes Gesicht. „Ich bin von allein darauf gekommen“, schwindelte sie. „Wer ist denn diese Freundin?“, wiederholte sie ihre Frage.
„Bella heißt sie. Irgendeine Schönheitskönigin. Das geht jetzt seit ein paar Wochen mit ihr.“
Tellie senkte den Blick und betrachtete ihre Hände. „Meinen Sie, dass das etwas Ernstes ist mit J.B. und ihr?“
„Etwas Ernstes? J.B. ist gar nicht dazu imstande, mit einer Frau etwas Ernstes anzufangen. Trotzdem sind sie ziemlich oft zusammen. Manchmal schläft sie sogar am Wochenende hier im Haus.“
„Was? Hier in diesem Zimmer?“, fragte Tellie entsetzt.
„Nein“, beruhigte sie Nell, „in dem rosa Gästezimmer. Das passt auch besser zu ihr. Das Zimmer sieht aus wie eine Puppenstube.“
Nells Mitteilungen bereiteten Tellie Unbehagen. Und das wuchs, je länger sie darüber nachdachte. Wenn J.B. mit dieser Schönheitskönigin zusammen war, was hatte er dann gestern Abend von ihr, von Tellie, gewollt?
An diesem Morgen stand sie auf und erklärte, sie wolle Nell bei der Hausarbeit helfen. Die protestierte anfangs noch, aber Tellie meinte: „Ich kann nicht ewig im Bett bleiben. Davon werde ich erst richtig krank.“
Schließlich willigte Nell ein, Tellie musste jedoch versprechen, sich nicht zu überanstrengen.
Als sie dabei waren, das Wohnzimmer aufzuräumen, fiel Tellie erneut das Sofa auf, genauso wie neulich, als sie aus dem Krankenhaus hier ankam. Nachdenklich ging sie um das Möbelstück herum und ließ ihre Hand über den weichen Bezug gleiten. Tellie runzelte die Stirn. Was hatte dieser tote Gegenstand an sich, dass sie unruhig wurde, sobald sie ihn nur ansah? In diesem Zimmer musste etwas geschehen sein, was sie vollkommen aus der Bahn geworfen hatte.
Sie wandte sich zu Nell. „Worüber haben J.B. und ich gestritten, bevor der Unfall passierte?“
Nell hielt in ihrer Arbeit inne, aber sie schwieg. Ganz offensichtlich suchte sie nach einer unverfänglichen Antwort.
„Ging es um eine Frau?“, fragte Tellie weiter.
Auch darauf sagte Nell nichts.
Tellie bemerkte es und schloss
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