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Diana - sTdH 5

Diana - sTdH 5

Titel: Diana - sTdH 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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los.
    »Gehen Sie,
Sir!« rief Diana, schneeweiß vor Zorn. »Wagen Sie es nicht, mich je wieder
anzuschauen oder mit mir zu sprechen!«
    Er machte
einen Schritt auf sie zu. Sie ergriff die Wasch schüssel und schüttete ihm das
schmutzige Wasser ins Gesicht. Dann schlüpfte sie an ihm vorbei und raste Hals
über Kopf die Treppen hinunter. Der Portier schaute ihr erstaunt nach, als sie
an ihm vorbei auf die Straße hinausschoß. Sie rannte blindlings und verzweifelt
dahin, bis sie sicher war, daß sie nicht verfolgt wurde. Als sie innehielt,
fand sie sich am Hanover Square. Sie blickte an ihren Männerkleidern hinunter
und erschauerte. Nie wieder würde sie sie tragen.
    Sie mußte
sich Lady Godolphin auf Gnade und Ungnade ausliefern.
    Diana
schritt auf die Tür von Lady Godolphins imposantem Wohnsitz zu und klopfte.
Sie stellte sich – hoffentlich das letzte Mal – als David Armitage vor. Mice,
der Butler, warf einen abschätzigen Blick auf ihre schmuddelige und
zerknitterte Kleidung, erklärte sich aber bereit, nachzusehen, ob Mylady wach
sei.
    Mit heftig
klopfendem Herzen saß Diana auf einem harten Stuhl in der Halle. Immer wieder
übte sie ihre Rede, und ihre Lippen bewegten sich tonlos, als Mice schließlich
zurückkehrte, um sie nach oben in Myladys Schlafzimmer zu geleiten.
    »Wer sind
Sie?« wollte Lady Godolphin schlechtgelaunt wissen und richtete sich mühsam in
den Kissen auf. »Ich kenne keinen David Armitage.«
    Diana
antwortete nicht. Sie drehte sich um und schaute auf Mice, offensichtlich
darauf wartend, daß er ging.
    »Ach, gehn
Sie doch«, sagte Lady Godolphin zu ihrem Butler. »Sie sehn doch, daß er nichts
sagen will, solange Sie hier sind.« Mice warf einen mißtrauischen Blick auf
Diana, ging dann aber aus dem Zimmer und schloß die Tür hinter sich.
    »Nun,
junger Mann?« fragte Lady Godolphin.
    Diana
begann zu weinen. Große Tränen rollten ihr die Wangen hinunter. »Ich bin Diana
Armitage«, schluchzte sie. »Oh, Lady
Godolphin, was soll ich bloß machen?«
    »Ach du
grüne Neune!« rief Lady Godolphin und stand auf. »Setz dich hin und beruhige
dich. Was ist denn das für eine Art, sich aufzuführen!«
    Diana
schluckte und schluchzte, brachte es aber doch fertig, die ganze Geschichte
herauszubringen. Lady Godolphin hatte einen Morgenrock übergezogen und sich
ans Feuer gesetzt. Sie stützte das energische Kinn in die Hand. Ihr
Bulldoggengesicht lugte unter einer mächtigen roten Perücke hervor.
    »Ich halte
dir später eine Predigt, Diana«, sagte sie und klingelte nach ihrer Zofe. »Im
Moment ist das einzige, was ich tun kann, zu versuchen, deinen Ruf zu retten.
Ich werde diesen Dantrey bei Limmer's aufsuchen und dafür sorgen, daß er seinen
Mund hält. Wie es deinem Vater entgehen konnte, was du vorhattest, ist mir ein
absolutes Rätsel. Du gehst jetzt ins Bett und schläfst dich aus, und hinterher
beschließen wir, was wir machen wollen. Ich habe ein neues Mädchen. Sie macht
ihre Sache gut, ist aber dumm. Es scheint nichts zu geben, was sie überrascht.
Sie wird alles kommentarlos hinnehmen.«
    Die Zofe,
Sally, war eine dünne, drahtige Frau in mittleren Jahren, deren
Nußknackergesicht ununterbrochen ein einfältiges und sanftes Lächeln zeigte.
Lady Godolphin trug ihr auf, Diana zu Bett zu bringen und sie später wieder
stadtfein zu machen. Das Mädchen gehorchte mit vielen schelmischen Blicken und
Grimassen. Trotz ihres Jammers fragte sich Diana, ob Sally alle fünf Sinne
beisammen hatte. Aber es war wundervoll, in ein weiches Federbett zu sinken, in
das muschelförmige Bett, das Minerva bei ihrem ersten Besuch in London so
schockiert hatte, und sich in die von einer Wärmflasche vorgewärmten Kissen
hineinzukuscheln. Dianas letzter Gedanke, bevor sie einschlief, war ein Gefühl
der Dankbarkeit dafür, daß sie so eine unbefangene An standsdame hatte.
    »Es ist
eine Dame da, die Sie sehen möchte«, sagte der Hoteldiener mit einem frechen
Grinsen, das ihm angesichts des eisigen Blicks von Lord Dantrey schnell auf den
Lippen erstarb.
    »Führen Sie
sie herauf«, sagte Lord Dantrey. Sie war also zurückgekommen. Er hätte es sich
denken können. Ein Mädchen, das sich als Mann verkleidete und so bedenkenlos
alle Anstandsregeln mit Füßen trat, hatte ungefähr so viel Moral wie ein
streunender Kater.
    Er ging zur
Tür und schaute den Korridor entlang. Das erste, was er sah, waren zwei lange,
wie ein Zebra gestreifte Federn, dann tauchte ein gräßlicher scharlachroter
Turban auf und

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