Diana - sTdH 5
sich an den Tisch und wagen Sie es ja
nicht, sich auch nur um einen Zoll zu bewegen. Ich werde Sie vorsichtshalber
einsperren. Mr. Armitage, erleichtern Sie doch bitte Mr.
Wasauchimmerseinnameist um diese häßlich aussehende Pistole. Sie werden sie in
seinem Stiefel finden. Sie hätten auf mich schießen sollen, als ich durch die
Tür kam, statt zu versuchen,
mich niederzuschlagen. Danke, Mr. Armitage. Lassen Sie uns gehen.« Diana mit
sich ziehend, ging Lord Dantrey rückwärts hinaus und schloß die Tür hinter
sich.
»Kein Wort,
Mr. Armitage«, sagte er schneidend. »Sie können die Sache erklären, wenn wir
zurück bei Limmer's sind.«
Diana
versuchte dennoch, ihm stammelnd zu danken, aber er schien nicht zuzuhören. Er
bestieg sein Pferd und zog sie hinter sich herauf. »Sie waren es also, der mir
gefolgt ist«, sagte Diana. Aber Lord Dantrey antwortete nicht und schlug einen
raschen Schritt aus der City in Richtung West End ein.
Diana
machte sich keine großen Sorgen wegen Lord Dantreys Gereiztheit. Gut, sie war
hereingefallen, wie nur ein Greenhorn hereinfallen kann, aber sie hatte Lord
Dantrey schließlich gesagt, daß sie, David Armitage, nicht welterfahren sei.
Außerdem war er nicht ihr Vater und konnte sie deshalb auch nicht verprügeln
oder schlagen.
Als sie
abgestiegen waren und der Stallknecht Lord Dantreys Pferd zu den Ställen
gebracht hatte, schaute Lord Dantrey auf Diana herunter und sagte ganz ruhig:
»Lassen Sie uns auf Ihr Zimmer gehen.«
Sein
Gesicht hob sich weiß gegen den Nebel ab, und seine Augen waren wie in Gold
gefaßte Smaragdsplitter.
Diana
preßte die Lippen störrisch aufeinander. Es war klug von ihm gewesen, sie als
seinen Schützling auszugeben. Aber er hatte in Wirklichkeit keine Autorität
über sie. Sie war ihre eigene Herrin – Herr. Sie war nicht so leicht
einzuschüchtern. Eins war sicher – einer, der die lose Zunge des Pfarrers auf
der Jagd überlebt hatte, konnte es mit jeder anderen Strafpredigt aufnehmen.
Dennoch
zitterten ihre Knie, als sie schließlich oben in ihrem Zimmer waren. Zum
erstenmal in ihrem jungen Leben kam Diana der Gedanke, daß das Los einer Frau
doch nicht ganz so unglücklich war. Frauen wurden nicht zum Dienst in der
Flotte gezwungen. Man erwartete von ihnen nicht, daß sie riesige Geldsummen
verspielten oder hart tranken oder um ihr Leben kämpften.
Lord
Dantrey zog seine Lederhandschuhe aus und legte Hut und Stock auf den Tisch
neben dem Bett. Trotz der kalten Morgenluft hatte er, genauso wie Diana, keinen
Überrock angezogen. Selbst der normalerweise demokratische Londoner Ruß hatte
seiner schneeweißen Halskrause nichts anhaben können. Diana hatte schon
hellhaarige Leute gesehen, deren Locken wie Silber glänzten, aber sein fast
weißes Haar glänzte wie Gold, was ...
»Nun, Mr.
Armitage?«
»Es war
sehr nett von Ihnen, mich zu retten«, sagte Diana. Ihre Stimme war ganz rauh,
so peinlich war ihr die Geschichte. »Ich bin hereingefallen wie ein
Dorftrottel. Aber wie sollte ich denn wissen, daß so etwas am hellichten Tag
auf einem Schiff, das eigens zu diesem Zweck erbaut worden ist, gang und gäbe
ist?«
»Sie haben
selten mit Schwierigkeiten zu kämpfen«, sagte Lord Dantrey. »Sie versichern
sich ihrer Beute sehr genau. Ohne Zweifel haben Sie ihnen erzählt, daß Sie vom
Land kommen. Das und Ihre schäbige, geschmacklose Jacke hat schon genügt, um
die Burschen davon zu überzeugen, daß Sie leicht ins Netz gehen. Es war bloß
gut, daß ich Ihnen gefolgt bin. Ich werde bei den Behörden symbolisch protestieren,
aber ich bezweifle, daß sie mir viel Beachtung schenken werden.«
»Es ist
eine Schande«, antwortete Diana. »Aber warum sind Sie mir gefolgt, Mylord?«
»Ich hätte
Sie nicht nach London einladen sollen. Außerdem ist es schon lange her, daß
ich eine Frau in den Armen gehalten habe, und ich bin nicht der Mann, der sich
so eine günstige Gelegenheit entgehen läßt ... Miß Armitage.«
»Sie wissen
es?«
»Fast von
Anfang an. Sie müssen Diana sein.«
Diana ließ
unglücklich den Kopf hängen.
»Ich dachte
es mir. Sie sind zu alt, um Frederica zu sein, und die vier Verheirateten sind
berühmt für ihre Schönheit ...«, Diana zuckte zusammen, »und die große Liebe,
die sie für ihre Männer empfinden. Warum verkleiden Sie sich als Mann?«
»Weil meine
große Liebe die Jagd ist«, antwortete Diana und setzte sich in einen Sessel
neben dem Feuer. »Papa hat mir erlaubt, auf die Jagd zu gehen, unter der
Bedingung,
Weitere Kostenlose Bücher