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Diana - sTdH 5

Diana - sTdH 5

Titel: Diana - sTdH 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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war noch gar nicht so lange her, daß es nur einen Shilling und
ein Glas Rum gekostet hatte.
    Er und Lord
Dantrey trafen am Fuß der Treppe direkt auf Lady Godolphins kleine Gruppe.
Diana blickte Lord Dantrey ins Gesicht, errötete und schlug die Augen nieder,
wobei ihre vollen Wimpern wie Fächer auf den Wangen lagen. Ihr Kleid im
Militärstil war so geschickt geschnitten, daß es ihren üppigen Busen
vorteilhaft zur Geltung brachte. Ihr Gesicht sah schmaler und dennoch weicher
aus. Er hatte irgendwie das Gefühl gehabt, daß sie ein starkes männliches Kinn
habe, aber es war überhaupt nichts Männliches an diesem schönen Mädchen, das da
vor ihm stand und verzweifelt versuchte, seinem Blick auszuweichen.
    In diesem
Augenblick drängelte sich eine Gruppe von großtuerischen Krakeelern zwischen
Lord Dantrey und Diana.
    Ein älterer
Herr beschwerte sich laut über ihr Benehmen und hieb mit seinem Stock auf sie
ein. Jemand anderer stieß den Anführer der jungen Männer, und bald war das
ganze Theater in Aufruhr. Frauen schrien und wurden ohnmächtig, Männer fluchten.
Als die Ordnung wiederhergestellt war und Lord Dantrey sich umschauen konnte,
befanden sich Diana, Lady Godolphin, Mr. Emberton und Colonel Brian bereits auf
der Straße zum Hanover Square.
    Mr.
Emberton wurde von Lady Godolphin noch zum Tee eingeladen. Aber als sie die
kleine Gesellschaft in den Gelben Salon führen wollte, hielt Colonel Brian sie
am Arm fest. »Ich möchte gerne ein Wort unter vier Augen mit Ihnen wechseln,
liebe Lady«, flüsterte er.
    Lady
Godolphin warf einen besorgten Blick auf Diana. Sie hatte das Gefühl, daß sie
das Mädchen nicht allein lassen sollte. Auf der anderen Seite starb sie vor
Neugier, wenn sie nicht so schnell wie möglich herausfand, was Colonel Brian zu
sagen hatte. Lady Godolphin dachte blitzschnell nach. Wenn sie Tee bestellte
und das Feuer anmachen ließ, dann gingen die Dienstboten aus und ein. Sie
wollte die Tür des Gelben Salons offen lassen.
    So fand
sich Diana allein mit Mr. Jack Emberton. Sie saß schweigend auf einem Sofa vor
dem Feuer und spielte mit ihrem Fächer.
    Er setzte
sich neben sie und musterte ihr abgewandtes Gesicht.
    »Wer war
der Mann?« fragte er unvermittelt.
    »Welcher
Mann?« Dianas Stimme war leise, fast nur ein Flüstern. Ein Holzscheit bewegte
sich im Kamin, und eine Rauchwolke zischte hoch. Der Nebel hüllte den Raum in
einen Schleier, der die Möbel und Bilder unwirklich erscheinen ließ.
    »Sie wissen
es sehr wohl. Er war im Park. Und er hat Sie im Theater angeschaut.«
    »Dantrey«,
sagte Diana voller Resignation. »Lord Dantrey.« Sie
fügte bitter hinzu: »Ich dachte, Sie kennen in London jeden.«
    »Ah,
Dantrey«, rief Mr. Emberton. »Natürlich kenne ich ihn. Deshalb habe ich Sie
nach seinem Namen gefragt – weil mir sein Gesicht so bekannt vorkam.«
    Auf einmal
wurde Diana von schrecklicher Angst überwältigt. Sie war davon überzeugt, daß
sie gezwungen wurde, Lord Dantrey zu heiraten, sobald ihr Vater zurückkehrte,
der begierig darauf war, ihr eine lebenslange Strafe aufzuerlegen. Ihre
Hoffnung, daß Lord Dantrey ihren Vater genauso wie die Eltern von Miß
Blessingham abfertigen würde, war ziemlich geschwunden. Diana konnte sich nicht
vorstellen, daß irgendwer ihrem Vater gewachsen war. Trotz ihrer Angst fand sie
es fast sonderbar, daß sie es nicht mehr bedauerte, eine Frau zu sein. Männer
werden nicht zum Heiraten gezwungen, dachte sie arglos, und vergaß dabei all
die jüngeren Söhne aus dem Adel, die reiche Erbinnen heiraten mußten, die sie
nicht mochten. Aber ihr Abenteuer mit Lord Dantrey hatte sie von allen Wünschen
in dieser Richtung geheilt. Der einzige Vorteil, den man davon hatte, ein Mann
zu sein, war ihrer Meinung nach, daß man verletzend sein konnte, ohne Tadel
befürchten zu müssen.
    Mr.
Emberton saß neben ihr, zuverlässig und vertrauenswürdig. Plötzlich konnte es
Diana nicht ertragen, daß er von ihrer bevorstehenden Heirat erfahren sollte,
ohne eine Erklärung dafür zu bekommen. Ihr wirkliches Motiv war jedoch der
Wunsch, sich auszusprechen, in Verbindung mit einem sehnlichen Bedürfnis nach
Hilfe.
    »Mr.
Emberton«, sagte sie. »Ich bin in einer sehr schlimmen Lage, und sie hat mit
Lord Dantrey zu tun. Ich muß es jemandem erzählen. Jemandem, der niemals
darüber sprechen wird. Kann ich Ihnen vertrauen?«
    Er legte
die Hand aufs Herz, und seine blauen Augen waren ganz ernst. »Eher würde ich
sterben, als auch nur ein Wort von dem, was

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