Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diana - sTdH 5

Diana - sTdH 5

Titel: Diana - sTdH 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
Vom Netzwerk:
sich zurückzog.
    Damit sein
Plan klappte, mußte er aber spätestens am nächsten Morgen mit ihr unterwegs
sein, nämlich bevor der Pfarrer zurückgekehrt war.
    Diana ging
der Vorschlag, davonzulaufen, nicht mehr aus dem Kopf. Und je mehr sie darüber
nachdachte, desto verlockender erschien es ihr, der ganzen furchtbaren Bedrängnis
und Schande zu entgehen. Oh, wenn sie das könnte! Eine Welle des Selbstmitleids
verschlang sie. Frederica, die einzige, die an ihrem Schicksal Anteil nehmen
würde, war in der Schule. Ihre anderen Schwestern waren glücklich und anständig
verheiratet. Ihr Vater kümmerte sich einzig und allein um die Jagd, dachte
Diana ganz unglücklich und vergaß dabei, daß sie selbst noch vor ganz kurzer
Zeit auch keinen anderen Gedanken im Kopf gehabt hatte. Mama war immer
freundlich und liebevoll, wenn sie es fertigbrachte, aus dem Dämmerschlaf, in
den sie ihre Arzneien und Drogen versetzten, aufzutauchen, aber sie war nie die
Art von Mutter gewesen, zu der man läuft, wenn man in
Bedrängnis ist.
    Lady
Godolphin sprach über das Wetter (furchtbar), die absurde Vorliebe für weißes
Brot (voller Kalk) und den Stand der Nation (unaussprechlich), während sie sich
innerlich über ihre letzte Unterhaltung mit Colonel Brian grämte. Statt
vorzuschlagen, in ihr Schlafzimmer zu gehen, womit sie eigentlich gerechnet
hatte, hatte er lang und voller Trauer über sein zunehmendes Alter gesprochen
und seinen Wunsch, sein Leben zu bessern, ehe sein Platz im Himmel einem
anderen übergeben wurde. Vergeblich hatte ihm Lady Godolphin vorgeschlagen,
Rhabarberpillen zu nehmen, um sein Blut zu reinigen, vergeblich hatte sie ihm
vorgeweint, daß ein verdorbener Magen immer düstere Stimmung und
Niedergeschlagenheit hervorrufe. Der Colonel schien fest entschlossen, ein
gutes, anständiges und tadelloses Leben zu führen, in dem für Lady Godolphin
kein Platz war.
    Endlich
stand Mr. Emberton auf, um sich zu verabschieden. Es gab keine Möglichkeit,
auch nur ein Wort unter vier Augen mit Diana zu wechseln.
    Er ging zu
seiner Wohnung, in der sein Freund, Peter Flanders, auf ihn wartete, und
zögerte keinen Moment, ihm die Abenteuer von Diana Armitage zu erzählen.
    »Laß die
Finger von Dantrey«, sagte Mr. Flanders und schlang seine langen Beine um das
Stuhlbein. »Mit ihm ist nicht gut Kirschen essen, habe ich gehört.«
    »Wenn ich
das Mädchen dazu bringen könnte, mit mir am Morgen wegzulaufen, brauche ich
mich nicht mit ihm anzulegen«, entgegnete Mr. Emberton scharf, »aber diese
angemalte Nutte, Lady Godolphin, kam herein, bevor ich sie überredet hatte.
Wenn es doch nur eine Möglichkeit gäbe ...«
    »Schick ihr
einen Brief«, sagte Mr. Flanders.
    »Was?«
    »Ich sagte,
schick ihr einen Brief. Du bist immer so umständlich. Der einfachste Weg ist
der beste. Schreib etwas, und wir machen einen Spaziergang zum Hanover Square
und geben ihn ab. Schreib ihr einfach, daß du an der gegenüberliegenden Ecke
des Platzes um sieben Uhr wartest. Eher geht es nicht, weil du verschlafen
könntest. Sobald du weg bist, suche ich den Pfarrer auf und gebe ihm einen
Wink. Er ist nicht da, sagst du? Er wird schon morgen irgendwann zurückkommen.
Du mußt halt eine Panne inszenieren, bevor ihr überhaupt aus London raus seid,
um die Sache zu verzögern.«
    Mr.
Emberton schaute seinen dünnen Freund voll widerstrebender Bewunderung an.
»Donnerwetter, das mache ich!« rief er aus. »Wo ist Feder und Papier?«
    Bald saß er
über seinen Schreibtisch gebeugt. Schwer atmend brachte er mühselig die Worte
zu Papier, wobei er alle paar Minuten innehielt, um Dr. Johnsons Wörterbuch zu
Rate zu ziehen.
    Schließlich
war er zufrieden. »Es bedeutete, daß wir die Diener wecken müssen«, sagte er
und bestreute den Brief mit Sand, »und daß der Butler es womöglich Lady Godolphin
erzählt.«
    »Dieses
Risiko müssen wir eingehen«, antwortete Mr. Flanders leichthin. »In der Liebe
und im Krieg ist alles erlaubt.« Er wiederholte: »In der Liebe und im Krieg ist
alles erlaubt«, wobei er weise mit dem Kopf nickte. Diese Redensart erfreute
ihn so sehr, daß er gar nicht bedachte, daß sich Mr. Emberton nicht im Krieg
befand und sich einer solchen Gefahr auch gar nicht aussetzen würde. Und von
Liebe konnte auch keine Rede sein.
    Mr. Tony
Fane rutschte
unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Watier's, der Club an der Ecke der Bolton
Street, der berühmt für seine Küche, seine Spieltische und seine Selbstmorde
war, war recht spärlich

Weitere Kostenlose Bücher