Diana - sTdH 5
daß
Lord Dantrey Gefallen an Amazonen hatte.
»Meiner
Treu, das ist ein
düsteres Haus«, klagte Mr. Emberton, als er mit seinem Freund in der kalten
Bibliothek des Wentwater-Hauses saß.
»Warum
bleiben wir dann?« fragte Mr. Flanders verdrießlich. »Du zeigst doch gar kein
Interesse an Miß Armitage.
Dein
letztes Opfer, der junge Barnaby Jones, hat sich gelohnt. Aber er ist nun
ausgenommen, und sein Vater hat ihn nach London geholt.«
»Ich habe
ihn regulär im Hasardspiel geschlagen und ihn nicht übers Ohr gehauen, wie du
anzudeuten scheinst.«
»Du wärst
nie auf ihn gekommen, wenn ich nicht herausgefunden hätte, daß er der Sohn
eines reichen Kaufmanns ist, mit
mehr Geld als Verstand«, sagte Mr. Flanders stolz.
»Ja, du
hast ja recht. Ich habe Miß Armitage nicht aufgegeben. Ich habe mich nur
zurückgehalten. Zuerst, weil ich fürchtete,
daß sie Dantrey heiratet. Ich meine, was zum Teufel
hatte sie zu dieser frühen Stunde mitten auf dem Hanover Square mit ihm zu
reden. Und dann, weil ihre Mutter
gestorben ist. Ich kann doch einem Mädchen in der Trauerzeit
nicht den Hof machen. Aber ich habe sie nicht vergessen. Sie scheint
abergläubisch zu sein und glaubt an dieses
Zigeunergewäsch. Deshalb habe ich mit der alten Hexe
gesprochen. Ich habe ihr aufgetragen, Miß Diana aus der Hand zu lesen und ihr
zu sagen, daß ich sie nicht vergessen
habe. Die Zigeunerin hat ihr prophezeit, daß ein dunkler und gutaussehender
Liebhaber in ihr Leben treten würde, und Diana glaubt, das sei ich«, sagte Mr.
Emberton selbstgefällig.
»Am Samstag
findet ein Ball statt.«
»Ein
bäurisches Gehopse. Puh!«
»Der
Landadel soll auch da sein. Und ein leichteres, einfacheres Opfer für dich.«
»Wer?«
»Eine Miß
Ann Carter.« Mr. Flanders küßte seine Fingerspitzen. »Ein Bild von einem
Mädchen. Eine reiche verwitwete Mutter hütet den Schatz. Hat was von einem
Drachen an sich.«
»Aha!
Vielleicht gehe ich doch zu diesem Tanzvergnügen. Ich glaube nicht, daß Miß
Diana hingeht. Sie ist noch in Trauer.«
»Oh, sie
kann schon gehen, solange sie nicht tanzt.«
Mr.
Emberton kaute am Daumennagel und saß ein paar Minuten in Gedanken versunken
da. »Wird Dantrey dort sein?«
»Ich nehme
nicht an, daß er sich so tief erniedrigt. Dantrey trägt die Nase sehr hoch.«
»Ich
glaube, ich sollte doch einmal einen Besuch im Pfarrhaus machen«, meinte Mr.
Emberton nachdenklich. »Jemand drüben in Hopeworth hat gesagt, daß Miß Diana
reizlos und schlecht aussieht. Vielleicht wird sie dadurch zu einer noch
leichteren Beute für mich.«
»Was ist,
wenn sie ihrem Vater von der Flucht erzählt hat?«
»Dann wäre
er schon längst, die Peitsche schwingend, hiergewesen. Miß Diana hat den Mund
gehalten. Außerdem will Dantrey sie nicht heiraten. Sieht so aus, als hätte er
sich nicht unter Druck setzen lassen. Deshalb läßt keiner etwas raus.«
»Nimm mich
bitte nicht mit«, sagte Mr. Flanders. »Ich kann Pfarrer nicht ausstehen.«
Mr.
Emberton ritt im schwächer werdenden Licht des Spätnachmittags zum Pfarrhaus
hinüber. Sarah öffnete ihm, da Rose im Dorf war und Bänder kaufte.
Sie sagte
Mr. Emberton, daß alle auf der Jagd seien und warf einen begehrlichen Blick auf
seine hochgewachsene Gestalt.
»Aber wenn
Sie in den Salon kommen wollen, Sir«, sagte sie, »dann können Sie warten, bis
sie zurück sind. Es kann jetzt nicht mehr lange dauern, schätze ich.«
Mr.
Embertons Augen glitten anerkennend über Sarahs rundliche Formen, und er nahm
die Einladung sofort an. Bald saß er
gemütlich im Salon, die Füße auf dem Kamingitter und in der Hand ein Glas vom
besten Rheinwein des Pfarrers. Er überlegte gerade, ob er nach Sarah klingeln
und versuchen sollte, ihr einen Kuß zu stehlen, als er die Jagdgesellschaft
zurückkommen hörte.
Sarah sagte
in der Halle etwas, und dann kam die laute Stimme des Pfarrers: »Dich soll doch
der Teufel holen, Mädchen. Ich bin zu müde, um jemanden zu empfangen.« Darauf
öffnete sich die Tür, und der Pfarrer, gefolgt von Diana, kam herein.
»Sie
entschuldigen uns«, sagte Hochwürden und warf einen vielsagenden Blick auf das
Glas Rheinwein in Mr. Embertons Hand. »Wir sind scharf geritten und müssen uns
umziehen. Wenn es Ihnen also nichts ausmacht ...«
»Ich werde
Sie ein anderes Mal besuchen«, stammelte Mr. Emberton hastig. Er blickte auf
Diana, die die Augen senkte und sich peinlich berührt auf die Lippen biß. Ein
Fasan hatte sich zu Blarneys Füßen in die Luft erhoben,
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