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Diana - sTdH 5

Diana - sTdH 5

Titel: Diana - sTdH 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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worauf sich die Stute
aufbäumte und sie abwarf. Diana war mit dem Gesicht nach unten auf der Erde
gelandet. Ihr schönes neues Gewand war mit schwarzem Schlamm beschmiert, und
ihr Hut war zerdrückt. Im Gesicht war sie ebenfalls ganz schmutzig. »Ich habe
mich gefragt, ob wir uns auf das Vergnügen freuen können, Miß Diana auf dem
Ball am Samstag zu sehen«, sagte Mr. Emberton.
    »Wir sind
in Trauer, oder haben Sie das vergessen«, schnauzte ihn der Pfarrer an.
    »Ich
dachte, Miß Diana könnte ein Weilchen kommen und den Tänzern zuschauen«, sagte
Mr. Emberton.
    »Dann
denken Sie noch einmal darüber nach«, murrte der Pfarrer unhöflich.
    »Es ist
sehr nett von Ihnen, daß Sie uns besuchen wollten, Mr. Emberton«, sagte Diana
schnell. »Wie Sie sehen, sind wir nicht in der Verfassung, Besucher zu
empfangen.« Sie warf einen
trotzigen Blick auf ihren Vater. »Vielleicht gehe ich doch auf den Ball.«
    Sie ging
auf Mr. Emberton zu und wandte die Augen nicht von seinem Gesicht. Dadurch
übersah sie die Armlehne eines altmodischen Sofas und fiel der Länge lang
darüber.
    »Wie ein
Elefant im Porzellanladen«, bemerkte der Pfarrer boshaft. Er war schlecht
gelaunt, weil die Dorfjungen geräucherte Heringe auf die Fährte gelegt und die
Hunde die Spur dadurch verloren hatten.
    »Ich
glaube, ich gehe jetzt besser«, sagte Mr. Emberton. »Ich hoffe, Sie am Samstag
zu sehen.«
    »Ja, gehn
Sie nur«, sagte der Pfarrer ärgerlich. Mr. Emberton half Diana auf die Füße
und lächelte sie an. Er tat so, als hätte er den Pfarrer nicht gehört.
    In der
Halle nahm er Hut und Stock von der lächelnden Sarah entgegen, und nach einem
schnellen Blick in die Runde beugte er sich zu ihr herab und küßte sie auf die
Wange.
    »Schsch,
Sir!« kicherte Sarah. »Hochwürden ist eine Laus über die Leber gelaufen. Lassen
Sie sich nicht erwischen.«
    »Keine
Angst«, grinste Mr. Emberton, dessen gute Laune wiederhergestellt war. »Sorg
dafür, daß deine Herrin auf den Ball kommt.«
    »Und was
kriege ich dafür?« fragte Sarah.
    »Noch einen
Kuß.«
    »Pah, zehn
Küsse sind einen Penny wert.«
    »Dann küsse
ich dich zwölfmal; das macht einen Shilling.«
    Mr.
Emberton bestieg sein Pferd und galoppierte davon, im glücklichen Bewußtsein,
daß das hübsche Mädchen im Türrahmen stand und ihm nachschaute.
    »Auf einen
Ball zu gehen verstößt viel weniger gegen die Anstandsregeln, als zu jagen,
Papa«, sagte Diana Armitage wütend, als Mr. Emberton wegritt.
    Aber der
Pfarrer dachte, die mißlungene Jagd sei eine Strafe des Allmächtigen, weil er
sich so kurz nach dem Tod seiner Frau vergnügen wollte. Auf seine Art war er
ebenso abergläubisch wie Diana, und sein Gott war eher griechisch als
christlich. Er bedachte die Erde mit Elend und Bestrafungen und spendete dem
Sünder sehr wenig Liebe und Nachsichtigkeit.
    Sarah kam
mit rotem Gesicht und immer noch kichernd herein. Diana warf ihr einen
mißtrauischen Blick zu; aber der Pfarrer wurde zusehends heiterer.
    »Mr.
Emberton hofft wirklich sehr, daß Miß Diana auf dem Ball sein wird«, sagte
Sarah.
    »Sie geht
nicht. Und was hast du dir dabei gedacht, dem Kerl meinen besten Rheinwein zu
geben?« fragte der Pfarrer.
    »Ich hatte
ihn als erstes zur Hand, und Rose ist im Dorf«, antwortete Sarah schnippisch.
»Sie haben gesagt, ich soll Zofe sein«, fuhr sie in einschmeichelndem Ton fort,
»aber ich habe bisher nicht viel Gelegenheit dazu gehabt, und ich würde so
gerne die Miß für den Ball schön machen. Miß Diana muß ja nicht tanzen. Und das
Halbtrauerkleid, das Miß Annabelle geschickt hat, ist wundervoll.«
    Sie klimperte
mit den Augenwimpern, und der Pfarrer sagte einfältig zu seiner Tochter: »Ich
glaube, es schadet nicht. Der Squire und ich könnten dich begleiten, Diana,
damit ist der Anstand gewahrt.«
    Das
Pfarrhaus war sehr
still, als Diana an ihrem Toilettentisch saß und sich für den Ball
zurechtmachte. Sie konnte es nicht verhindern, daß ihr fröhlichere,
glücklichere Tage in den Sinn kamen, als das Haus voller Leben und Aufregung
war, als die Schwestern alle durcheinander schnatterten, wenn sie sich auf einen
Abend in Hopeminster vorbereiteten.
    Vor allem
stand ihr die geschlossene Tür zum Zimmer ihrer verstorbenen Mutter vor Augen.
Sie war auch früher oft geschlossen gewesen, weil Mrs. Armitage betäubt in
ihrem Bett lag. Es war traurig, an diesem Zimmer vorbeizugehen und zu wissen,
daß seine Bewohnerin jetzt auf dem Friedhof lag. Diana fragte sich, was

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