Diana - sTdH 5
einzuholen?«
Mr.
Emberton begann, sich zu entspannen. Er war in seinem Element, wenn es galt,
jemanden hereinzulegen. »Ich hatte die Absicht, Sir, aber ich war so von Miß
Dianas Schönheit hingerissen, daß ich mich nicht zurückhalten konnte.«
»Na gut,
zur Sache. Sie hat eine schöne Mitgift. Ich erwarte, daß Sie es damit aufnehmen
können. Der Anwalt drüben in
Hopeminster wird den Heiratsvertrag ausfertigen.«
»Ich
fürchte, ich kann nicht mithalten. Ich habe kein Geld.«
Der Pfarrer
blinzelte.
»Wenn Sie
kein Geld haben, wie können Sie dann die Miete des Wentwater-Besitzes zahlen
und sich so fein herausputzen?«
»Ich bin
ein Spieler.«
»Und Sie
leben davon?«
»Ich führe
ein sündiges Leben, ja.«
»Donnerwetter,
Sie haben die Ruhe weg. Nach dem, was Sie mir da eben gesagt haben, kommt eine
Heirat mit meiner Tochter nicht in Frage.«
»Ich
fürchte, Sie brechen ihr das Herz, Sir. Sie liebt mich sehr.«
Der Pfarrer
saß mit sich kämpfend da. Er liebte Diana – wahrscheinlich mehr als seine
anderen Töchter. Sie war diejenige, die manchmal seine rauhe, selbstsüchtige
Schale durchdringen konnte. Und dieser Emberton hatte zugegeben, daß er kein
Geld hatte. Ein anderer, weniger anständiger Mann hätte gelogen oder geprahlt.
»Sarah!«
schrie der Pfarrer so laut, daß Mr. Emberton vor Schreck aufsprang.
Rose kam
herein, und der Pfarrer machte ein langes Gesicht. Er hatte das Gefühl, daß ein
Blick auf Sarahs üppigen Busen und ihre goldenen Locken ihm einen klaren Kopf
verschafft hätte.
»Hol Miß
Diana«, knurrte er schlechtgelaunt.
Diana kam
mit einem so bleichen, angespannten und unglücklichen Gesichtsausdruck herein,
daß der Pfarrer sofort zu einem Entschluß kam.
»Komm und
setz dich, Diana«, sagte er besänftigend. »Wir stehen vor einem Problem. Mr.
Emberton hat kein Geld und
keine Zukunftsaussichten. Er verdient seinen Lebensunterhalt durch Spielen.«
»Papa!«
»Tatsache.
Es hat es mir selbst gesagt.«
Diana
schloß die Augen, eine Welle der Erleichterung durchflutete sie. Sie mußte ihn
nicht heiraten! Papa würde es nicht erlauben. Warum in aller Welt hatte sie es
bloß versprochen? Vielleicht, weil er sie wollte und Lord Dantrey sie nicht
wollte. Vielleicht, weil sie wollte, daß Lord Dantrey von ihrer Verlobung
erfuhr und davon, daß ihr seine Küsse nichts bedeuteten.
»Es tut mir
so leid«, begann sie an Mr. Emberton gewendet.
»Da braucht
dir nichts leid zu tun«, munterte sie der Pfarrer auf. »Er hat sich dazu
bekannt wie ein Gentleman. Und jetzt hört gut zu, was ich tun werde. Ich setze
euch beiden eine Rente von 200 Pfund im Jahr aus, und ihr könnt beide hier bei
mir wohnen. Es ist ja eine Menge Platz da«, sagte der kleine Pfarrer mit einer
ausholenden Gebärde.
»Dessen bin
ich nicht würdig«, stammelte Mr. Emberton. »Ich bin«, seine Stimme senkte sich
dramatisch, »das, was man einen Falschspieler nennt.«
»Es ist nie
zu spät zur Umkehr«, sagte der Pfarrer.
Mr.
Emberton überlegte grimmig, daß 200 Pfund die Summe waren, mit der er
gewöhnlich seinen Einsatz begann. Er konnte natürlich einfach sein Bündel
packen und abhauen ...
»Ich will
Ihnen auf dem Weg zur Besserung helfen«, sagte der Pfarrer fromm. »Wenn Sie
sich allerdings nicht bessern, dann habe ich Mittel und Wege, dem abzuhelfen.«
Er lächelte Mr. Emberton an, aber seine Knopfäuglein waren hart wie Stein.
Trotz seiner Körpergröße war Mr. Emberton ein Feigling. Vor seinem geistigen
Auge erstand das Bild dieses jagenden Pfarrers, dieses Junkerpfarrers, der ihn
steinigte, wenn
er je vom rechten Weg abwich. Man brauchte ihn nur anzuschauen. Er war in eine Falle
geraten. Wie hatte er nur so leichtgläubig sein können und glauben, daß Diana
Armitage noch eine Jungfrau sei, nachdem sie selbst zugegeben hatte, daß sie
zwei Nächte in Dantreys Gesellschaft verbracht hatte? Es war klar, daß ihr
Vater sie jedem zur Frau gab, der darum bat.
Der Pfarrer
blickte in Dianas bleiches Gesicht. »Ich weiß, daß du schockiert bist, meine
Liebe, aber ich habe nur dein Glück im Sinn. Das ist der Mann deiner Wahl, und
ich werde dafür sorgen, daß du ihn bekommst.«
Er läutete.
»Bring uns Brandy«, sagte er zu Rose, »und Champagner für Miß Diana. Und bring
auch Gläser für dich und die andere Dienerschaft. Es gibt etwas zu feiern. Miß
Diana wird heiraten!«
Mr.
Emberton merkte, daß er sich im eigenen Netz verstrickt hatte. Nach einer
halben Stunde war er nicht nur von der
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