Diana - sTdH 5
Liebe.«
»Sie waren
natürlich Ausländer, obgleich die einen zu den Montagues gehörten und die sind
so englisch wie Roastbeef. Bereust du es nicht, mein Liebling?«
»Nein, mein
Engel, mein Sündenfall war wunderbar. Wir wollen so schnell wie möglich
heiraten.«
»Oh,
Arthur!« quietschte Lady Godolphin und zog ihren Unterrock so energisch wieder
über den Kopf, daß ihre Perücke ganz schief saß. Sie warf sich auf das Bett.
»Mylady
wird in Kürze bei Ihnen sein«, sagte Mice zu Diana. Er blickte nach oben, von
wo man ein Bett quietschen hörte. »Sagen wir, in einer halben Stunde.«
Das war
eine optimistische Einschätzung der Dinge. Es dauerte noch einmal zwei Stunden,
bis Lady Godolphin endlich auftauchte. Ihr Gewissen regte sich heftig, als sie
Dianas bleiches, tränenverschmiertes Gesicht sah.
»Wieder in
Männerkleidung«, sagte Lady Godolphin, als die Diener Kuchen und Wein serviert
hatten. »Es hat keinen Sinn, zu weinen. Diana. Erzähl mir lieber alles.«
Lady
Godolphin hörte sich Dianas Leidensgeschichte entsetzt an. Sie war so stolz auf
den Erfolg der Armitage-Mädchen. Und jetzt würde die Gesellschaft schadenfroh
lachen über diesen fürchterlichen Klatsch.
»Und so«,
beendete Diana ihre Erzählung, »habe ich mir gedacht, Sie könnten mir
vielleicht dabei helfen, Arbeit zu finden. Ich würde lieber als Mann arbeiten.
Ich kann gut mit Pferden umgehen.«
»Pscht. Du
mußt mir Zeit zum Nachdenken lassen. Es ist sinnlos, jetzt große Moralpredigten
zu halten, weil ich auch keine Heilige bin. Aber ich war verheiratet, bevor ich
mir meine Späße erlaubte. Wenn dieser Dantrey wirklich so wütend war, wie du
sagst, und diesen Emberton geschlagen hat, dann besteht doch eigentlich Grund
zur Annahme, daß er etwas für dich übrig hat.«
Diana
schüttelte traurig ihren gestutzten Kopf.
»Wenn ich
denke, wie mich dieser Mr. Emberton in die Irre geführt hat ...«, beklagte sich
Lady Godolphin. »Laß mich nachdenken.«
Sie stützte
das Kinn in die Hand und starrte ins Feuer. Natürlich wußte sie genau, daß sie
Charles Armitage schreiben sollte, daß seine Tochter in Sicherheit war. Aber
das würde bedeuten, daß Diana in Schande heimgehen mußte. Die Familie würde
sich zusammentun müssen, um eine enorme Mitgift aufzubringen, denn kein Mann
würde sie nun heiraten wollen, wenn er nicht dafür bezahlt wurde. Lady
Godolphin verfluchte im stillen die verstorbene Mrs. Armitage. Wenn sie sich
nicht so hätte gehenlassen, mit ihren Drogen und Tränklein, dann würde sie
jetzt noch leben und ihre Pflicht als Mutter tun. Gott sei Dank war Sally, das
Kammermädchen, die einzige Bedienstete im Haus, die wußte, daß Diana Armitage
und David Armitage nicht zwei verschiedene Personen waren, und Sally würde
nicht reden.
Lady
Godolphin klingelte. »Arthur wird einen Ausweg wissen«, sagte sie entschlossen.
»Arthur?«
»Colonel
Brian. Wir wollen heiraten, und du bist die erste, die es erfährt, Diana.«
Diana
gratulierte Lady Godolphin von Herzen, zitterte aber innerlich, weil sie sich
fragte, was Colonel Brian von dem Skandal halten würde.
Als der
Colonel schließlich kam, schien er alles nicht weiter schlimm zu finden, als ob
junge Debütantinnen, die sich wie ein Mann kleideten und von zu Hause
wegliefen, ein wesentlicher Bestandteil des täglichen Lebens seien.
»Ich habe
eine Cousine«, sagte er, »die in ihrer Jugend sehr ungebärdig war. Sie ist
jetzt verheiratet und lebt in Boston in Amerika. Ich schlage vor, wir kaufen
Diana eine Schiffspassage nach Amerika, und ich werde ihr Empfehlungsbriefe
schreiben. Sie kann dort ein neues Leben beginnen. Meine Cousine, Jane
Croxley, ist freundlich und warmherzig.«
»Aber sie
so weit wegschicken!« klagte Lady Godolphin.
»Es muß ja
nicht für immer sein«, antwortete der Oberst. »Nach ein paar Jahren, wenn sich
die Aufregung gelegt hat, kann sie wiederkommen.«
»Was hältst
du von dem Vorschlag?« fragte Lady Godolphin Diana.
»Es ist
sehr nett von Ihnen, Colonel Brian«, sagte Diana leise. Auf einmal wußte sie
genau, daß sie es nicht ertragen konnte, nach Hopeworth zurückzugehen, mit
ihrer Schande zu leben und von Lord Dantreys Hochzeit mit Ann Carter zu hören.
»Bitte sagen Sie es nur niemandem, bevor ich abgereist bin.«
Lady
Godolphin schüttelte ihren schweren Kopf. »Es wäre zu grausam, sie warten zu
lassen. Es wird einige Zeit dauern, bis deine Reise in die Wege geleitet ist.
Ich will heute einen Diener nach Hopeworth schicken,
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