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Diaspora

Diaspora

Titel: Diaspora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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simulierten. Hie sah die 5-Kabine und ihren Bewohner; alle Farben waren in Wärme-Falschfarbentöne übersetzt worden. Die ganze Szene war offensichtlich physikalisch unmöglich: surreal und absurd. Die 3-Landschaft der ursprünglichen Schlafkabine war zu klein und zu weit entfernt, um sie noch erkennen zu können. Hie blickte sich in der sanft glühenden Landschaft um; alles wirkte jetzt viel natürlicher, viel verständlicher und viel harmonischer.
    Elena hatte eine Zeichensprache für die Signalstiele der Eremiten entwickelt. Sie hatte nichts mit wirklichem Eremitisch zu tun, aber diese künstliche Version erlaubte es Bürgern, in gestischen Impulsen und Bildern statt in ihrer Muttersprache zu denken und mit ihrem Exo-Ich zu kommunizieren, ohne die Simulation der Eremiten-Anatomie zu verletzen.
    Hie streckte alle zwölf Stiele aus und wies hein Exo-Ich an, die Landschaft zu duplizieren, um sich dann mit weiteren Modifikationen klonen zu lassen. Einige Aspekte gründeten sich auf die xenologischen Beobachtungen des Verhaltens anderer Spezies, andere auf Blancas ältere Notizen über mögliche Mentalstrukturen von Makrosphären-Bewohnern und wieder andere auf heine unmittelbaren Erfahrungen mit den Symbolen, die hie benötigte, um diesen Körper und diese Welt besser aufeinander abzustimmen.
    Der dritte veränderte Klon von Orlando blickte in den Tunnel aus Landschaften zurück, an heinem unmittelbaren Vorgänger vorbei, und suchte vergeblich nach einem Anzeichen heines mittlerweile unbegreiflichen Urgroßvaters. Es gab eine Welt, in der dieses Wesen gelebt hatte … doch hie konnte sie weder benennen noch sie sich klar vorstellen. Nachdem die Symbole für viele der stärksten episodischen Erinnerungen des Originals verschwunden waren, blieb als intensivstes Erbe ein Gefühl der Dringlichkeit zurück, obwohl die Löcher der verlorenen Erinnerungen immer noch schmerzten, wie die Reste eines handlungs- und sinnlosen, halb vergessenen Traums von Liebe und Zugehörigkeit.
    Nach einer Weile wandte hie sich vom Fenster ab. Die Höhle des Eremiten war immer noch außer Reichweite, aber jetzt war es einfacher geworden, vorwärts statt rückwärts zu gehen.
     
    Orlando ging in der Kabine auf und ab und ignorierte Botschaften von Paolo und Yatima. Der siebente Klon hatte vor neun Kilotau die Kontrolle über den Roboter übernommen und fast unmittelbar darauf den wirklichen Eremiten überzeugen können, seine Höhle zu verlassen. Seitdem hatten sie gegenseitig gestikuliert.
    Als der Roboter schließlich den Eremiten verlassen hatte, um sich mit dem sechsten Klon zu besprechen, sah Orlando, wie alle anderen aufmerksam die Konversation beobachteten. Selbst der erste Klon schien gebannt, als würde er ein gewisses ästhetisches Vergnügen aus der fünfdimensionalen Bewegung der Stiele ziehen, obwohl er keinen Sinn darin erkennen konnte.
    Orlando wartete mit verkrampften Eingeweiden, wie die Botschaft durch die Kette zu ihm wanderte. Was würde mit diesen Boten geschehen – die eher Kinder als Klone waren –, nachdem sie ihren Zweck erfüllt hatten? Die Mittler waren niemals isoliert gewesen; jeder einzelne war mit einer großen, sich überlappenden Untermenge der gesamten Gemeinschaft verbunden gewesen. Was er getan hatte, war eine wahnsinnige Perversion dieses Ethos.
    »Es gibt gute und schlechte Neuigkeiten.« Sein vierbeiniger Klon stand hinter der Wand; das Gesicht veränderte leicht die Form, während sich sein Kopf in unsichtbaren Dimensionen bewegte. Orlando trat ans Fenster heran.
    »Sie sind intelligent? Die Eremiten …«
    »Ja. Elena hatte recht. Sie haben das Ökosystem manipuliert. In einem größeren Ausmaß, als wir angenommen haben. Sie sind nicht nur immun gegenüber Klima- und Populationsveränderungen, sondern auch gegen Mutationen, gegen neue Spezies – gegen fast alles, solange Poincaré nicht zur Supernova wird. Rings um sie herum kann sich alles frei entwickeln, aber sie sitzen in einem Fixpunkt innerhalb des Systems.«
    Orlando war verblüfft. Diese Art der langfristigen dynamischen Gleichgewichtserhaltung ging weit über alles hinaus, was die Vitalen der Erde jemals in Erwägung gezogen hatten. Es war zumindest genauso beeindruckend, wie Neutronen zu verknoten. »Sie sind nicht … die Transformer? Die sich hierzu reduziert haben?«
    Das Schattengesicht seines Klons flimmerte vor Heiterkeit. »Nein. Sie haben sich hier auf Poincaré entwickelt, haben ihre Welt niemals verlassen, niemals Reisen

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