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Diaspora

Diaspora

Titel: Diaspora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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Singularität entweder verloren oder nicht. Ob wir ein paar tausend Jahre früher oder später zurückkehren, macht überhaupt keinen Unterschied.«
    »Außer daß wir früher Gewißheit über unser Schicksal erhalten.«
    Paolo schüttelte den Kopf und lächelte entschlossen. »Was ist, wenn wir zurückkehren und feststellen, daß alles perfekt funktioniert und nur die Kommunikationsverbindung abgebrochen ist? Wir würden uns wie komplette Idioten vorkommen. Wir hätten Jahrhunderte für nichts vergeudet.«
    »Wir könnten hier weitermachen, aber unsere Klone in die dritte Makrosphäre zurückschicken, damit sie die Polis zur Station bringen und alles überprüfen.«
    Paolo blickte ungeduldig auf Blancas kraterübersäte Oberfläche hinab. »Das möchte ich nicht. Ich möchte mich nicht schon wieder aufspalten, nur um halb zurückkehren zu können. Du etwa?«
    »Nein«, sagte Yatima.
    »Dann laß uns die Saat ausbringen und weiterziehen.«
     
    Paolo war einige Zeit in der vierten Makrosphäre wach geblieben und hatte sich mit 5 + 1-dimensionaler Physik beschäftigt, bis es ihm gelungen war, ein wesentlich verbessertes Spektroskop zu konstruieren. Damit hatten sie die Markierung der Transformer aus der Nähe der Singularität der fünften Makrosphäre aufgespürt, und zwar auf dem zweitnächsten Stern, den sie Weyl getauft hatten.
    Das Zeichen lag immer noch genau auf dem Rotationspol.
    Yatima hatte hein Exo-Ich angewiesen, hie während der Reise auf halber Strecke aus dem Tiefschlaf zu wecken. Hie stand in der 5-Version des Pinatubo-Satelliten und hatte das Gefühl, sich im fast leeren Himmel aufzulösen. Es war sinnlos zu fragen, wie viele Universen eine Handvoll des hiesigen Vakuums enthielt. Die Offenbarungen des Verwalters bedeuteten, daß es sogar im Heimatuniversum eine unendliche Anzahl von niedrigeren Niveaus gab.
    Vielleicht gab es in jedem Universum Leben und Zivilisation, Raumfahrt und die Technik der langen Teilchen. Doch selbst die Sternenspringer, selbst die Transformer konnten immer nur eine begrenzte Entfernung zurücklegen. Es könnte eine Diaspora geben, die sich langsam hunderttausend Etagen unter dem Heimatuniversum hinaufarbeitete, von der jedoch niemand, der in der Milchstraße geboren war, jemals erfahren würde.
    Doch ihre Diaspora hatte sich bereits mit jener der Transformer überlappt. Auch wenn der Raum um sie herum unendlich war, würden sie sie niemals verlieren, wenn sie sich an die Spur hielten. Es war nur eine Frage der Zeit und Ausdauer, bis sie sie eingeholt hatten.
    Später wachte Paolo auf und leistete hie Gesellschaft. Sie hockten auf einer Strebe und planten ihre Begegnung mit den Transformern. Und je länger sie darüber sprachen, desto zuversichtlicher war Yatima, daß der Weg nicht mehr weit war.
     
    In der sechsten Makrosphäre trieb ein Artefakt im freien Weltraum, eine Milliarde Kilometer von der Singularität entfernt.
    Es hatte eine unregelmäßige Form, ungefähr sphäroidisch und mit einem Durchmesser von zweihundertvierzig Kilometern – die Ausmaße eines größeren Asteroiden. Es war nur wenig zerklüftet, da das nächste Sonnensystem voller kosmischer Trümmer weit entfernt war. Die Oberfläche war vermutlich ein oder zwei Millionen Jahre alt.
    Es war schwierig, im schwachen Sternenlicht ein Spektrum zu ermitteln, und nachdem sie ein Megatau lang passiv auf Lebenszeichen gewartet hatten und dann noch einmal genauso lange auf eine Antwort auf ein weites Spektrum an Radio- und Infrarot-Signalen, kamen sie überein, es zu riskieren, die Oberfläche behutsam mit einem Laserstrahl zu bestreichen.
    Sie wurden nicht in einem gnadenlosen Vergeltungsschlag vernichtet.
    Abgesehen von der Kontamination aus interstellarem Gas und Staub bestand die Oberfläche aus reinem Quarz, Siliziumdioxid. Silizium-30, Sauerstoff-18, die schwersten stabilen Isotope jedes Elements. Das Artefakt schien sich im thermalen Gleichgewicht mit der Umgebung zu befinden, was jedoch nicht bewies, daß es tot war. Abwärme und Entropie ließen sich für begrenzte Zeit in einem verborgenen internen Depot lagern.
    Sie ließen Mikrosonden auf dem Artefakt landen und tomographierten es mit schwachen seismischen Wellen. Es besaß durchgängig die gleiche Dichte, die von gleichförmig festem Quarz, doch diese Technik erlaubte nur eine Auflösung bis zu etwa einem Millimeter. Kleinere Strukturen waren auf diese Weise nicht feststellbar.
    »Es könnte eine aktive Polis sein«, mutmaßte Paolo. »Sie könnten

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