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Diaspora

Diaspora

Titel: Diaspora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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intensiv genug war, um noch am anderen Ende des Universums registriert werden zu können, doch selbst routinemäßige Orbitalbewegungen erzeugten einen schwachen, aber verläßlichen Strom von Gravitationswellen. Wenn die fraglichen Objekte so massiv wie Sterne waren, sich mit hoher Geschwindigkeit gegenseitig umkreisten und nicht allzu weit entfernt waren, dann konnte TERAGO sich so genau auf ihre Bewegungen einstimmen, als würde man das Geräusch eines wirbelnden Propellers mit einem Hydrophon belauschen.
    Lacerta G-1 war ein Doppelneutronenstern, nur etwa einhundert Lichtjahre entfernt, im Sternbild der Eidechse. Obwohl Neutronensterne viel zu klein waren, um direkt beobachtet werden zu können – ihr Durchmesser betrug höchstens zwanzig Kilometer –, bündelten sie die Magnet- und Gravitationsfelder eines Sterns normaler Größe innerhalb dieses winzigen Volumens, und die Auswirkungen auf Materie in der Umgebung konnten recht spektakulär sein. Die meisten wurden entdeckt, weil sie Pulsare waren, deren rotierende Magnetfelder einen kreisenden Strahl aus Radiowellen erzeugten, indem sie geladene Partikel auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigten, oder es handelte sich um Röntgenquellen, wenn sie Materie aus einer Gaswolke oder einem normalen Begleitstern abzogen und sie durch Kompression und Schockwellen auf mehrere Millionen Grad erhitzten, während sie in die enge und tiefe Gravitationssenke stürzten. Lac G-1 war jedoch schon mehrere Milliarden Jahre alt, so daß es in der Nähe kaum noch Gas oder Staub geben konnte, um damit Röntgenstrahlung zu erzeugen, und eine mögliche Radiostrahlung war entweder zu schwach geworden, um noch feststellbar zu sein, oder wurde in ungünstige Richtungen abgegeben. Daher war dieses System im elektromagnetischen Spektrum sehr leise, und nur noch die Gravitationswellen der allmählich enger werdenden Bahnen der toten Sterne verrieten, daß es existierte.
    Diese Stille würde jedoch nicht ewig währen. G-1a und G-1b waren nur eine halbe Million Kilometer voneinander entfernt, und im Verlauf der nächsten sieben Millionen Jahre würden die Gravitationswellen jeden Bahnimpuls aufzehren, der sie noch auf Abstand hielt. Wenn sie schließlich kollidierten, würde sich der größte Teil ihrer kinetischen Energie in eine heftige Entladung von Neutrinos umwandeln, durchsetzt mit einen Hauch von Gammastrahlung, bevor sie zu einem Schwarzen Loch verschmolzen. In der näheren Umgebung war die Neutrinostrahlung relativ harmlos, während der ›Hauch‹ keineswegs zu verachten war. Selbst eine Distanz von einhundert Lichtjahren konnte sich für organisches Leben als fatal erweisen. Auch wenn es möglicherweise gar keine Körperlichen mehr gab, wenn es dazu kam, stellte Karpal sich gerne vor, daß jemand die technische Herausforderung annahm, die irdische Biosphäre durch einen undurchlässigen Schutzschild in geeigneter Größe zu schützen, der in Richtung des Gammastrahlen-Ausbruchs installiert wurde. Das wäre endlich ein sinnvoller Verwendungszweck für den Jupiter. Doch es wäre keineswegs eine leichte Aufgabe, denn Lac G-1 stand viel zu weit über der Ekliptik, als daß man eine Abschirmung erreichen könnte, indem man einen anderen Planeten auf einen geeigneten Punkt seines gegenwärtigen Orbits verschob.
    Das Schicksal von Lac G-1 schien unausweichlich, und das von TERAGO aufgefangene Signal bestätigte zweifellos, daß die Sterne sich immer näher kamen. Ein Rätsel war jedoch bislang ungelöst geblieben: Nach den ersten Beobachtungen hatten sich G-1a und G-1b periodisch ein wenig schneller aufeinander zubewegt, als es der Fall hätte sein dürfen. Die Abweichung hatte zu keinem Zeitpunkt mehr als ein Tausendstel betragen, wenn die Wellen im Verlauf mehrerer Tage um eine Nanosekunde schneller geworden waren, doch da die orbitalen Abweichungen der meisten binären Pulsare bis an die Grenzen der Meßbarkeit konstant waren, konnte man selbst diese Nanosekunden nicht als experimentelle Fehler oder bedeutungsloses Rauschen abtun.
    Karpal hatte sich eingebildet, daß dieses Rätsel eins der ersten war, das er durch seine Einsamkeit und sein Engagement lösen konnte, doch in all den Jahren hatte er keine plausible Erklärung finden können. Ein dritter Körper mit ausreichender Masse, der gelegentlich den Orbit der zwei Neutronensterne störte, hätte in der Gravitationsstrahlung eine unmißverständliche Signatur hinterlassen müssen. Kleine Gaswolken, die in das System drifteten

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