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Diaspora

Diaspora

Titel: Diaspora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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vermissen.«
    Yatima wartete auf Inoshiros wütende Erwiderung: Ich bin kein Kind! Doch statt dessen legte hie heine Hand an hein Gesicht, wo sie hie berührt hatte, und sagte gar nichts.
     
    Orlando begleitete sie den ganzen Weg bis zur Grenze. Er sagte ihnen Lebewohl und sprach davon, daß sie sich wiedersehen würden, aber Yatima vermutete, daß auch er nicht daran glaubte, daß sie jemals zurückkehren würden. Als er im Dschungel verschwunden war, überschritt Yatima die Grenze und rief die Drohne. Sie landete in heinem Nacken und grub sich hinein, um den Kontakt mit heinem Prozessor herzustellen. Des Gleisners Nacken, des Gleisners Prozessor. »Geh nur«, sagte Inoshiro. »Ich bleibe.« Yatima stöhnte auf. »Das meinst du nicht ernst!« Inoshiro starrte hie mit verlorenem, aber entschlossenem Blick an. »Ich wurde am falschen Ort geboren. Ich gehöre hierher.«
    »Ach, rede keinen Unsinn! Wenn du migrieren willst, gibt es immer noch Ashton-Laval! Und wenn du deinen Eltern entfliehen willst, kannst du es überall tun!«
    Inoshiro setzte sich in die Vegetation, die bis zu heinen Hüften reichte, und breitete die Arme in den Stielen und Blättern aus. »Ich beginne, Dinge zu fühlen. Es sind nicht einfach nur Etiketten – nicht nur abstrakte Attribute.« Hie näherte die Hände heiner Brust, dann klopfte hie auf den Körper. »Es geschieht mit mir, es geschieht auf meiner Haut. Ich habe offenbar ein Datenschema gebildet … und jetzt hat mein Ich-Symbol es absorbiert, es inkorporiert.« Hie lachte kläglich. »Vielleicht liegt diese Schwäche in meiner Familie. Mein Halb-Geschwister hat einen verkörperten Liebhaber, und jetzt entwickle ich ein Gefühl für Tastempfindungen! Hie blickte zu Yatima auf, mit weit aufgerissenen Augen, dem Gestalt-Symbol für Entsetzen. »Ich kann jetzt nicht mehr zurückgehen. Es wäre, als … würde ich mir die Haut herunterreißen.«
    »Du weißt, daß das nicht wahr ist«, sagte Yatima sachlich. »Was glaubst du, was mit dir geschehen wird? Erwartest du Schmerzen? Sobald keine Etiketten mehr kommen, wird sich die ganze Illusion auflösen.« Hie versuchte, einen beruhigenden Einfluß auszuüben, und gleichzeitig bemühte hie sich um die Vorstellung, was geschehen sein mochte. Als wäre die Welt von außen in Inoshiros Icon eingedrungen? Es war schon verwirrend genug, wenn das Symbol heines Icons durch das Interface an die tatsächliche Haltung heines Gleisner-Körpers angeglichen wurde. Aber das war im Grunde nicht mehr als eine Spielregel; hie fühlte sich dadurch nicht verletzt oder beeinträchtigt.
    »Sie werden erlauben, daß ich bei ihnen lebe«, sagte Inoshiro. »Ich brauche keine Nahrung, ich brauche nichts, was für sie von Wert wäre. Ich werde mich nützlich machen. Sie werden nichts gegen meine Anwesenheit haben.«
    Yatima trat wieder über die Grenze, worauf sich die Drohne löste und mit einem wütenden Summen zurückzog. Hie ging neben Inoshiro in die Knie und sagte behutsam: »Die Wahrheit lautet: Innerhalb einer Woche würdest du verrückt werden. Nur eine einzige Landschaft, und das für immer? Und nachdem sich der Reiz des Neuen abgenutzt hat, werden sie dich als exotischen Außenseiter behandeln.«
    »Nicht Liana!«
    »So? Was erwartest du von ihr? Daß sie deine Liebhaberin wird? Oder ein neuer Elternersatz?«
    Inoshiro verbarg hein Gesicht in den Händen. »Bitte kriech einfach nach Konishi zurück! Verliere dich in den Wissensminen!«
    Yatima rührte sich nicht von der Stelle. Vögel schrien, der Himmel hellte auf. Ihre vierundzwanzig Stunden waren fast um. Ihnen blieb immer noch ein Tag, bis ihre alten Konishi-Persönlichkeiten an ihrer Stelle erwachten. Aber mit jeder Minute wurde nun das Gefühl stärker, daß das Leben der Polis ohne sie weiterging.
    Yatima überlegte, ob hie Inoshiro über die Grenze zerren und die Drohne anweisen sollte, hie aus dem Gleisner zu holen. Die Drohne war nicht intelligent genug, um irgend etwas von dem zu verstehen, was sie getan hatten. Sie würde nur registrieren, daß sie Inoshiros Autonomie verletzte.
    Diese Vorstellung war beunruhigend genug, aber es gab noch eine andere Möglichkeit. Yatima hatte immer noch das letzte Update des Snapshots von Inoshiros Geist, das hie während der frühen Morgenstunden im Restaurant getauscht hatte. Inoshiro hätte es nicht übermittelt, nachdem hie sich entschlossen hatte hierzubleiben – und wenn Yatima diesen Snapshot in der Polis erweckte, würde es keine Rolle mehr spielen, was

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