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Diaspora

Diaspora

Titel: Diaspora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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schweigend verfolgt, doch nun verlor die Frau, die Yatimas Arm abgetrennt hatte, die Geduld und sprang auf. »Sie haben Introdus-Nanoware in die Stadt gebracht! Wir mußten hie die Waffe vom Körper abtrennen, sonst hätte hie sie inzwischen längst eingesetzt!« Sie zeigte mit dem Finger auf Yatima. »Wollt ihr es abstreiten?«
    Die Mittler reagierten so auf die Anklage, wie Yatima es von ihnen erwartet hatte, wenn sie die Neuigkeit über den Ausbruch erfuhren: mit einem hörbaren Aufschrei, mit heftigen Körperbewegungen und mit Beschimpfungen, die sie in Richtung Bühne ausstießen.
    Yatima übernahm Inoshiros Platz im akustischen Brennpunkt. »Es ist wahr, daß ich die Nanoware mitgebracht habe, aber ich hätte sie nur dann benutzt, wenn man mich dazu aufgefordert hätte. Das nächste Portal ist tausend Kilometer entfernt. Wir wollten euch nur die Möglichkeit zur Migration geben, ohne daß ihr die Gefahren einer solchen langen Reise auf euch nehmen müßtet.«
    Es gab keine zusammenhängende Antwort, sondern nur weiteres Geschrei. Yatima blickte auf die Menge der wütenden Körperlichen hinab und versuchte zu verstehen, warum sie sich so feindselig verhielten. Sie konnten kaum alle genauso paranoid wie die Wachen sein. Lacerta war ein schwerer Schlag, bestenfalls erwarteten sie mehrere harte Jahrzehnte … aber vielleicht war die Erwähnung der »Möglichkeit zur Migration« viel schlimmer. Lacerta konnte sie nur dann in die Poleis treiben, wenn sie nahezu am Boden zerstört waren; vielleicht war die Aussicht, dem Introdus zu folgen, gar keine so willkommene Fluchtmöglichkeit, kein Weg, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, sondern eher eine erniedrigende Methode, die es den Körperlichen erlaubte, ihre eigene Vernichtung mitzuerleben.
    Yatima hob heine Stimme, um sicherzustellen, daß die Dolmetscher hie verstanden. »Es war falsch von uns, die Nanoware in die Enklave zu bringen – aber wir sind Fremde, und wir haben aus Unwissenheit, nicht aus Böswilligkeit gehandelt. Wir respektieren euren Mut und eure Beharrlichkeit, und wir bewundern eure Fähigkeiten. Wir bitten nur darum, daß wir an eurer Seite stehen dürfen, um euch zu helfen, dafür zu kämpfen, daß ihr so weiterleben könnt, wie ihr euch zu leben entschieden habt: in körperlicher Form.«
    Das schien das Publikum in zwei Lager zu spalten. Einige reagierten mit johlender Verachtung, andere beruhigten sich wieder oder zeigten sogar Begeisterung. Yatima kam sich vor wie bei einem Spiel, dessen Regeln er kaum verstand, bei dem es um Einsätze ging, über die er gar nicht nachzudenken wagte. Sie waren überhaupt nicht auf eine solche Aufgabe vorbereitet, keiner von beiden. In Konishi konnten die gröbsten Dummheiten schlimmstenfalls den Stolz einiger Mitbürger verletzen, doch hier konnten ein paar schlecht gewählte Worte Tausenden das Leben kosten.
    Ein Mittler rief ihnen Worte zu, die übersetzt lauteten: »Schwört ihr, daß ihr keine weitere Introdus-Nanoware bei euch habt – und auch keine mehr herstellen werdet?«
    Diese Frage brachte den Saal zum Schweigen. Yatima konnte nur hoffen, daß die Mittler in ihrer Vielfalt niemanden unter sich hatten, der mit der Funktionsweise eines Gleisners vertraut war. Die Wachen starrten zu hie herauf, als fühlten sie sich bereits dadurch betrogen, weil hie einzugestehen versäumt hatte, daß eine solche Möglichkeit existierte.
    »Ich habe keine mehr und werde keine mehr herstellen.« Hie breitete die Arme aus, als wollte hie ihnen das unschuldige Phantombild zeigen, das aus dem Stumpf hervorragte und nicht in der Lage war, ihre Welt zu berühren.
     
    Die Versammlung dauerte bis tief in die Nacht. Menschen kamen und gingen, einige fanden sich zu Gruppen zusammen, um die Vorbereitungen für den Ausbruch zu koordinieren, andere kehrten mit neuen Fragen zurück. In den frühen Morgenstunden stellten die drei Wachen den Antrag an die Versammlung, Yatima und Inoshiro unverzüglich aus Atlanta zu verstoßen. Als sie die Abstimmung verloren, gingen sie.
    Als es dämmerte, schienen sie die meisten Mittler und die Vertreter vieler Enklaven überzeugt zu haben, wenn auch nur so weit, daß die Wahrscheinlichkeit einer Lebensgefahr das Risiko rechtfertigte, Zeit und Mühe auf möglicherweise unsinnige Vorkehrungen zu verwenden. Um sieben Uhr entließ Francesca die zweite Schicht der Dolmetscher, damit sie schlafen gehen konnten. Der Saal hatte sich noch nicht gänzlich geleert, doch die wenigen Anwesenden diskutierten

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