Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diaspora

Diaspora

Titel: Diaspora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
Vom Netzwerk:
Schadensmeldungen der Gleisner-Hardware anfangen sollte. Also begnügte es sich damit, auf Yatimas Ich-Symbol zuzugreifen und eine Rekonstruktion zu veranlassen. Als der Plasmabogen auf der anderen Seite hervorkam und der Mann den abgetrennten Arm des Roboters wegzog, ragte auf mentaler Ebene immer noch der entsprechende Teil von Yatimas Icon über den Stumpf hinaus – eine Art Phantomexistenz, die sich nur halbwegs aus der Rückkopplungsschleife der Verkörperung befreit hatte.
    Als hie es endlich wagte, eine Anfrage zu stellen, erwies sich, daß fünfzehn Dosen der Introdus-Nanoware sich in Sicherheit hatten bringen können. Der Rest war verloren oder zu sehr durch die Hitze in Mitleidenschaft gezogen worden.
    Yatima blickte dem Mann in die Augen und sagte verärgert: »Wir sind in Frieden zu euch gekommen. Wir hätten eure Autonomie niemals verletzt. Aber jetzt habt ihr vielen anderen die Entscheidungsmöglichkeit genommen.«
    Ohne ein Wort legte der Mann die Plasmasäge auf den Tisch und schwenkte die Hand des Gleisners durch den Bogen, bis die komplizierte Maschinerie nur noch Schlacke und Rauch war.
     
    Als Francesca zurückkehrte und von den Wachen erfuhr, was geschehen war, schien sie gleichermaßen erzürnt über die Tatsache, daß man Nanoware in die Enklave gebracht hatte, wie über die Methode, mit der man sie auf wenig diplomatische Weise spontan entsorgt hatte.
    Nach dem Vertrag von 2190 hätten Yatima und Inoshiro unverzüglich aus Atlanta verstoßen werden müssen, doch Francesca war bereit, die Vorschriften nicht anzuwenden, damit sie die Allgemeinheit ansprechen konnten. Und zu Yatimas Überraschung waren auch die Wachen damit einverstanden. Offensichtlich glaubten sie, daß eine öffentliche Befragung durch die versammelten Körperlichen der beste Weg war, um die Gleisner-Konishi-Verschwörung zu entlarven.
    Als sie durch den Korridor zur Versammlungshalle gingen, sagte Inoshiro in Infrarot: »Sie können nicht alle so sein. Erinnere dich an Orlando und Liana.«
    »Ich erinnere mich nur an Orlandos Gezeter über die bösen Gleisner und ihre finsteren Pläne.«
    »Und ich erinnere mich, wie Liana die Sache richtiggestellt hat.«
    Die Versammlungshalle war ein großer zylindrischer Raum, der ungefähr dieselbe Form wie das ganze Gebäude hatte. Konzentrische Sitzreihen umgaben eine kreisrunde Bühne – und im Saal hatten sich bereits etwa eintausend Mittler eingefunden. Hinter und über den Sitzen zeigten riesige Bildschirme an den Wänden des Zylinders die Vertreter anderer Enklaven. Yatima konnte mühelos die vogelartigen und amphibischen Vitalen unterscheiden, aber hie bezweifelte nicht, daß sich hinter dem unmodifizierten Erscheinungsbild der anderen eine wesentlich größere Variationsbreite verbarg.
    Die Traumaffen waren nicht vertreten.
    Die Wachen blieben zurück, als Francesca sie auf die Bühne führte. Sie war in drei Ebenen unterteilt: Neun Mittler standen auf dem äußersten Ring und blickten ins Publikum, und drei standen auf dem zweiten.
    »Das sind eure Dolmetscher«, erklärte Francesca. »Macht nach jedem Satz eine Pause und wartet ab, bis alle zu Ende gesprochen haben.« Sie deutete auf eine flache Mulde genau im Zentrum der Bühne. »Stellt euch dorthin, um euch verständlich zu machen. Nur von dort aus wird man euch überall hören können.« Yatima hatte die ungewöhnliche Akustik bereits bemerkt – den an- und abschwellenden Hintergrundlärm, während sie unterwegs waren, und die seltsamen Fluktuationen der Intensität von Francescas Stimme. Von der Decke hingen komplizierte akustische Spiegel und Dämpfer, und die Haut des Gleisners hatte plötzliche Luftdruckwechsel registriert, die vermutlich auf eine Art Barriere oder Linse zurückzuführen waren.
    Francesca trat in die Mitte der Bühne und sprach zur Versammlung. »Ich bin Francesca Canetti aus Atlanta. Ich habe die Aufgabe übernommen, euch allen Yatima und Inoshiro aus der Konishi-Polis vorzustellen. Sie behaupten, wichtige Neuigkeiten zu überbringen, und wenn sie wahr sind, gehen sie uns alle etwas an. Ich bitte euch, ihnen sorgfältig zuzuhören und sie eindringlich zu befragen.«
    Sie trat zur Seite. Inoshiro murmelte über Infrarot: »Nett von ihr, uns einen solchen Vertrauensvorschuß zu geben.«
    Inoshiro wiederholte den Bericht über Lacerta G-1, den er bereits Francesca im Dschungel vorgetragen hatte, während er immer wieder Pausen machte, um den Dolmetschern Gelegenheit zu geben, Verständnisfragen zu

Weitere Kostenlose Bücher