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Diaspora

Diaspora

Titel: Diaspora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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einen solch krassen Übergang erlebt.
    »NULL!«
    Die Menge verstummte. Blanca wartete auf den tosenden Jubel, die begeisterten Triumphschreie.
    Nichts.
    Gabriel blickte nach unten und Blanca ebenfalls. Das FWL streute wie zuvor die UV-Laserstrahlung, aber es traten keine Gamma-Photonen aus.
    Blanca sagte: »Das andere Femto-Wurmloch muß aus dem Brennpunkt gewandert sein.«
    Gabriel lachte nervös. »Wir wissen, daß das nicht der Fall ist. Wir waren dort, und die Instrumente haben nichts Derartiges angezeigt.« Die Menschen ringsum äußerten flüsternd ihre eigenen Theorien, aber ihre Gestalt-Symbole machten eher den Eindruck toleranter Belustigung als spöttischer Schadenfreude. Nach acht Jahrhunderten voller Rückschläge wäre es einfach zu schön gewesen, um wahr zu sein, wenn der Lift bei der ersten Gelegenheit den eindeutigen Beweis für einen Erfolg geliefert hätte.
    »Dann muß ein Fehler in der Kalibrierung vorliegen. Wenn das Femto-Wurmloch aus dem Brennpunkt gedriftet ist und die Instrumente es nicht registrierten, dann muß das gesamte System noch einmal neu justiert werden.«
    »Ja.« Gabriel strich sich mit den Händen über das Fell seines Gesichts, dann lachte er. »Da fürchte ich mich, vom Rand der Erdscheibe zu stürzen, und dann werde ich unverhofft gerettet, weil wieder etwas schiefgeht.«
    »Ein letzter Mißerfolg, um den Übergang etwas sanfter zu gestalten. Das ist mehr, als du erhoffen kannst.«
    »Ja, richtig.«
    »Und was dann?«
    Er zuckte die Achseln. Die ganze Frage schien ihm peinlich zu sein. »Du hast es selbst gesagt: Die Enden des Lifts zu verbinden ist nur der Anfang. Wir haben das Universum noch lange nicht mit Wurmlöchern durchsetzt. Und bei diesem Tempo wird der Übergang noch weitere achthundert Jahre lang durch Fehlschläge verzögert und besänftigt.«
     
    Blanca hatte einen halben Gigatau damit verbracht, heine neue imaginäre Welt zu erkunden, die Feineinstellung der Parameter zu korrigieren und tausendmal von vorne anzufangen, ohne jemals direkt in die Landschaft einzugreifen und sie zu verändern. Das war niederträchtig, weil die Sache dadurch pseudo-physikalischer und weniger künstlerisch wurde, aber es mußte niemand erfahren. Wenn hie die Landschaft der Öffentlichkeit zugänglich machte, würde jeder die perfekte Verschmelzung von Logik und Spontaneität bewundern.
    Hie saß am Rand einer tiefen Schlucht und beobachtete die blattgrünen Staubwolken, die hie wie ein farbiger, aber ätherischer Wasserfall umströmten, als Gabriel erschien. Blanca hatte eine Zeitlang über die Probleme mit dem Lift nachgedacht, doch schon nach einem Megatau hatte hie kein Interesse mehr dafür aufbringen können. Hie wußte, daß die Beteiligten das Rätsel lösen würden, wie sie bislang auch jedes andere Hindernis überwunden hatten. Es war immer nur eine Frage der Hartnäckigkeit.
    Gabriel sagte ruhig: »Jetzt kommen Gammastrahlen durch das andere Ende.«
    »Das ist ja wunderbar! Woran lag es? Ein falsch justierter Laser?«
    »Es gab keinerlei Fehlfunktion. Wir haben weder Reparaturen durchgeführt noch irgend etwas verändert.«
    »Was? Das FWL ist von selbst in den Brennpunkt zurückgewandert? Oszilliert sie in der Falle hin und her?«
    Gabriel tauchte seine Hände in den grünen Strom. »Sie befand sich die ganze Zeit genau im Brennpunkt. Die Gammastrahlen, die wir jetzt beobachten, sind die, die wir beim ersten Experiment hineingeschickt haben. Wir haben die Impulse mit einer Zeitmarkierung codiert, weißt du noch? Nun, die ersten austretenden Impulse hatten die Zeitcodierung der Gammastrahlen, die vor fünfeinhalb Tagen hineingeschickt wurden. Sie haben für die Durchquerung des Wurmlochs genauso lange gebraucht, als hätten sie sich im normalen Raum von einem Ende des Wurmlochs zum anderen bewegt. Und zwar bis auf die Pikosekunde genau. Der Durchgang durch das Wurmloch ist möglich, aber es ist keine Abkürzung. Es hat eine Länge von einhundertvierzig Milliarden Kilometern.«
    Blanca nahm diese Neuigkeiten schweigend auf. Es schien keine gute Idee zu sein, ihn zu fragen, ob er sich völlig sicher war. Die Lift-Gruppe hatte zweifellos die letzten Megatau damit verbracht, mit allen Kräften nach einer attraktiveren Schlußfolgerung zu suchen.
    Schließlich fragte hie: »Warum? Hast du eine Erklärung?«
    Er zuckte die Achseln. »Wir sind nur auf eine einzige sinnvolle Lösung gekommen. Die Gesamtenergie des Wurmlochs hängt fast ausschließlich mit der Größe und Form

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