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Diaspora

Diaspora

Titel: Diaspora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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war, als würde der Laser zahllose winzige elektronische Katapulte scharf machen, und wenn das Teilchen vorbeikam, wurden alle ausgelöst, eins nach dem anderen, wobei jedes dem Teilchen einen weiteren Beschleunigungsimpuls versetzte.
    Die Energiedichte innerhalb jedes PASERs war enorm, und Blanca hatte die Aufzeichnung eines frühen Testmodells gesehen, das unter dem Strahlungsdruck geplatzt war. Es war jedoch keine gewaltige Explosion gewesen, da die PASER winzige granatartige Kristalle waren, jedes mit einer Masse von weniger als einem Gramm. Rohstoffreiche Asteroiden mit Durchmessern von mehreren hundert Metern waren ausgeschlachtet worden, um die zehn Millionen Tonnen Material zu gewinnen, die für den Lift benötigt wurden, doch selbst die fanatischsten astrophysikalischen Ingenieure von Carter-Zimmerman hätten gegen jeden Plan protestiert, der die Ausbeutung von Ceres, Vesta oder Pallas vorgesehen hätte.
    Blanca sprang an ein Ende des Lifts, wo die Landschaft ein ›Live‹-Bild der realen Anlage zeigte, wenn auch um die fünfundsechzig Stunden verzögert, die das Signal benötigte, um die Erde zu erreichen. An beiden Enden des linearen Beschleunigers wurden in kleinen Zyklotrons Elektron-Positron-Paare erzeugt. Die Positronen hielt man in Speicherringen zurück, während die Elektronen direkt in den Hauptbeschleuniger geschickt wurden. Die gegenläufigen Strahlen trafen sich in der Mitte des Lifts, und wenn zwei Elektronen frontal kollidierten, schnell genug, um die elektrostatische Abstoßung zu überwinden, sollten sich nach der Kozuch-Theorie ihre Wurmlöcher verbinden. Die Elektronen selbst würden spurlos verschwinden – und lokal die Erhaltung von Ladung und Energie verletzen –, doch die verlorene negative Ladung wurde durch die Neutralisation der Positronen am anderen Ende des neuen Wurmlochs ausgeglichen, und die Energie der verschwundenen Elektronen würde sich als Masse zweier neutraler Teilchen manifestieren, in die sich die Positronen umwandelten. Diese wurden von den Theoretikern der Lift-Gruppe als ›Femto-Wurmlöcher‹ oder ›FWLs‹ bezeichnet, da man davon ausging, daß sie eine Größe von etwa einem Femtometer besaßen.
    Blanca blieb vorsichtshalber skeptisch, aber es schien, daß die vorausgesagte Serie von Ereignissen endlich stattgefunden hatte. Kein Instrument hatte das Verschwinden im Zentrum der Anlage beobachtet, da es praktisch unmöglich war, den Strom aus Elektronen im Auge zu behalten und nach der einen vollkommenen Kollision zwischen all den Beinahe-Zusammenstößen Ausschau zu halten. Doch neutrale Teilchen von genau der richtigen Masse, so schwer wie Staubkörnchen, doch winziger als Atomkerne, waren zu exakt demselben Zeitpunkt von den Laserfallen rings um beide Speicherringe aufgefangen worden.
    Gabriel war hie gefolgt, und nun bewegten sie sich gemeinsam durch die Hülle des Speicherrings und schwebten über der Laserfalle. Die Landschaft war eine Kombination von Kameraaufnahmen der Anlage mit schematisierten Daten, die von den Instrumenten stammten. Auf höchst unrealistische Weise konnten sie das mutmaßliche FWL sehen – einen schwarzen Punkt, der bedeutungsvolle Etiketten aussandte und sanft durch die Falle wanderte, von wandelnden Gradienten der Leuchtkraft angetrieben, der gerade so viele UV-Photonen abgab, daß er von den Lasern in Bewegung gehalten wurde.
    Es würde über eine Stunde dauern, bis das FWL von der Falle an den nächsten Schauplatz weitergeleitet wurde. Sie beschleunigten wieder den Zeitablauf, wenn auch langsamer als zuvor.
    »Müßte sich die übrige Lift-Gruppe nicht versammelt haben, um dies alles zu beobachten?« Sie betraten die Landschaft, ohne sich anderen Nutzern zu zeigen, nachdem Gabriel die Adresse entsprechend modifiziert hatte.
    »Wahrscheinlich.«
    »Möchtest du im Augenblick des Beweises nicht bei ihnen sein?«
    »Offensichtlich nicht.« Gabriel preßte erneut seine Hand in hie, diesmal tiefer, während sich pulsierende Wärme in heinem Oberkörper ausbreitete. Blanca wandte sich ihm zu und streichelte seinen Rücken, suchte nach der Stelle, wo das Fell fast unerträglich empfindsam wurde, wenn er es wollte. Auch die C-Z-Kultur hatte ihre Probleme, doch in Konishi wäre ein simpler Austausch von Vergnügen in dieser Form undenkbar gewesen. Dabei waren sie beide keineswegs Sklaven der Verkörperung; es war unmöglich, sich Schaden zuzufügen oder Zwang auszuüben. Konishi hatte jedoch die Autonomie auf dieselbe absurde Art

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