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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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befreien. «Halt die Klappe, Alex!» Sie wirkt fast ein bisschen hysterisch. «Das ist jetzt wirklich nicht der richtige Moment –»
    «Es ist immer der richtige Moment, um jemandem zu sagen, dass man ihn liebt.»
    Diesen Satz sage ich leider nicht. Stattdessen erkläre ich: «Ich finde es toll, wie du dich für den Laden einsetzt, auch dass du kündigen und etwas Eigenes aufmachen möchtest. Und ganz ehrlich: Mir ist es egal, wie viele Paar Schuhe du besitzt oder wie viele Handtaschen. Und dieses Schleifenhöschen steht dir wirklich super!»
    Also, wenn das keine Liebeserklärung ist, dann weiß ich es auch nicht. Sogar Victoria ist kurz vorm Durchdrehen. Allerdings nicht vor Glück. Wütend zerrt sie an ihren Händen. Doch noch ist nicht alles gesagt.
    «Es gibt noch so vieles, was ich dir erklären muss», fahre ich fort. «Zuallererst finde ich es nicht fair, dass du allein mir die Schuld an diesem … Missverständnis gibst.» Meine Stimme kippt, und ich muss kurz husten. «Ich meine, du hast doch die SMS gelesen, neulich Abend. Theoretisch hättest du wissen müssen, dass es eine Frau in meinem Leben gibt. Und trotzdem hast du einen Tag später mit mir geschlafen. Und ich sage dir auch, warum …»
    Victoria gebärdet sich wie wild. «Alex! Nicht jetzt!»
    Ich bin nicht zu bremsen. Dies ist der Tag, an dem die Worte doppelt zählen. Ich lasse mir doch jetzt nicht den Mund verbieten. Im Gegenteil. Ich werde noch einen Tick lauter. «Du hast mit mir geschlafen, weil es sich richtig angefühlt hat. Ich habe es auch so empfunden. Der Sex mit dir war wunderschön, und ich …»
    Mit einem Mal gelingt es Victoria sich loszureißen. Ihre Hand schließt sich um meinen Mund. «Jetzt halt verdammt noch mal die Klappe!», stößt sie zwischen ihren Zähnen hervor. «Was ich die ganze Zeit versuche dir zu sagen ist: Du hast mal wieder Besuch.» Sie lässt mich los und deutet mit hochrotem Kopf in Richtung Sofaecke.
    Besuch? Ich? Doch nicht etwa schon wieder Tanja?
    «Wer … äh … ist es denn?», frage ich vorsichtig, auch wenn mir der Sinn nun wirklich nicht danach steht, unterbrochen zu werden.
    «Dein Vater.»
    «Mein …» Ich verschlucke mich an meiner eigenen Spucke. «Mein WER?»
    «Dein Vater. Ernesto Micolucci, du erinnerst dich? Er musste dringend noch telefonieren, also habe ich ihn mit einem Kaffee in die Sofaecke bugsiert. Herzlichen Dank, dass er nun über mein Sexleben Bescheid weiß.»
    Ich fürchte, das ist jetzt gerade mein kleinstes Problem.
    «Die Sache mit dem Fußboden erklärst du ihm am besten selbst. Und auch, was es mit diesem Gespräch auf sich hat.» Victoria ist peinlich berührt.
    Ooookay, jetzt ist alles aus. Schluss und vorbei. Wenn ich in der letzten Woche irgendwann dachte, ich sei am Tiefpunkt angelangt, so war das nur die letzte Stufe auf dem Weg zur Hölle. Ich hätte mir die wohl überlegten Worte sparen können. Und auch das Fliesenschleppen. Überhaupt alles.
    Victoria nutzt mein Schweigen und erklärt: «Du hättest mir sagen müssen, dass er hier heute auftaucht. Du wusstest doch sicher Bescheid. Schließlich habt ihr – oh!» Sie lächelt gequält und wendet sich an jemanden in meinem Rücken. «Da sind Sie ja schon, Herr Micolucci. Entschuldigen Sie bitte, wir hatten noch … äh … etwas zu klären.»
    Ich wirbele herum. Ein elegant gekleideter Mann mit graumelierten Schläfen und fast schwarzen Augen, die von Lachfältchen umrahmt werden, steht direkt vor mir. Ohne Zweifel Herr Micolucci. Florians Vater.
    Ich habe keine Ahnung, ob ich mir Ernesto Micolucci so vorgestellt habe. Ich weiß nicht einmal, ob ich ihn mir überhaupt jemals vorgestellt habe. Auf jeden Fall sieht er Florian kein bisschen ähnlich. Und mir schon gar nicht.
    Sein plötzliches Auftauchen hat mich dermaßen überrascht, dass ich keine Angst mehr verspüre vor dem, was zwangsläufig gleich passieren wird. Nicht einmal, als er einen forschen Schritt auf mich zumacht.

[zur Inhaltsübersicht]
    23. Kapitel
    Mit der Wucht eines Hurrikans reißt mich der fremde Mann in seine Arme, donnert mir gleichzeitig presslufthammerartige Schläge auf die Schulter und ruft: «Alessandro! Was für eine Freude! Schön, dass du endlich da bist!»
    Worte könnten nicht ausdrücken, was ich in diesem Moment empfinde. Darum klappt mir nur stumm der Unterkiefer runter. Gleichzeitig fangen meine Knie an zu zittern, und mir wird schrecklich heiß.
    Nach einer Weile, vermutlich weil ihn mein pochendes Herzflimmern an

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