Dicke Hose (German Edition)
gleich mal das Problem, dann sehen wir weiter.» Ohne Victoria eines weiteren Blickes zu würdigen, schiebe ich den Mann der Möhre in den hinteren Verkaufsraum.
Zum Glück sind gerade keine Kunden im Laden, sodass wir uns ungestört über den Boden beugen können. «Hier ist es.» Ich deute auf die Stelle neben dem Raumteiler. «Die komplette Regalfläche entlang. Frau Wendt hätte gerne Dielen, aber das lässt sich auf die Schnelle vermutlich nicht realisieren, oder?» Fragend schaue ich zu Bruno Lembke.
Er hat seinen Blick fest auf den Fußboden geheftet und scheint nachzudenken. Nach einer Weile sagt er: «Donnerwetter, da haben Sie aber etwas angerichtet!»
«Das war ich gar nicht. Das hat ein anderer versucht so zu kaschieren.»
«Ich meine nicht den Fußboden.» Er blickt hoch. «Ich meine die junge Dame gerade.» Mit zusammengekniffenen Augen fixiert er mich. «Die haben Sie aber ganz schön verärgert, Herr Held.»
«Ich weiß», erkläre ich seufzend.
«Schade. Sie macht mir einen so netten Eindruck.»
«So ist es auch.»
«Guter Humor.»
«Nicht nur das.»
«Duftet wunderbar.»
«Sie sagen es, und ich brauche –»
«… ein Auto.»
«Bitte?»
Bruno Lembke sieht mich mit großen Augen an. «Wir brauchen ein Auto», erklärt er. «Oder möchten Sie die Fliesen zu Fuß hierhertragen?»
* * *
Zehn Minuten später sitzen der Mann der Möhre und ich in meinem alten Fiat Punto und fahren gemeinsam zum Schlösschen in der Hafencity.
Victoria war nicht begeistert, dass ich den sich langsam füllenden Laden schon wieder verlassen wollte. Auch die Tatsache, dass ich keine Firma mit mehreren Angestellten und eigenem Lieferwagen engagiert habe, schien ihr nicht besonders zu gefallen. Aber natürlich ist sie nicht dumm. Für eine Grundsatzdiskussion war es entschieden zu spät, und dass sie Bruno Lembke, wenn er denn etwas leisten sollte, weder verärgern noch verunsichern durfte, war ihr natürlich auch klar. Also ließ sie uns kommentarlos gehen.
Die Möhre ist nicht zu Hause, und so schleppen wir ohne weitere Zwischenfälle gefühlte 100 Kilo Bodenfliesen im Marokko-Stil, eine 100-Kilo-Schneidemaschine, 100 Kilo Blitzzement und noch ein paar andere Utensilien zum Auto. Wobei genau genommen ich es bin, der schleppt. Bruno Möhre beschränkt sich darauf, alles, so gut er kann, in meinem Fiat zu verstauen.
Wir verabreden, dass ich mit dem Wagen allein zurück zum Laden fahre und er nach Ladenschluss dazustößt. Vorher ließe sich ohnehin nichts ausrichten.
Eine Viertelstunde später halte ich wieder bei Miucci.
Konnte man Victorias Laune heute Morgen durchaus noch als zurückhaltend bezeichnen, so hat sich ihre Stimmung inzwischen dramatisch verschlechtert.
Mit gequältem Lächeln verabschiedet sie eine Kundin, drückt ihr eine Tüte im Format eines Kleinwagens in den Arm und schiebt sie zur Tür hinaus. Dann schießt sie sofort auf mich zu und zerrt mich hinter den Tresen.
«Wir müssen dringend etwas besprechen», zischt sie. Ihre Augen funkeln, aber ich meine darin eher einen Anflug von Verzweiflung als Wut zu erkennen.
«Ich bin ja so froh, dass du es ansprichst!» Ich muss mich zusammenreißen, um Victoria nicht vor Erleichterung um den Hals zu fallen. «Fast habe ich befürchtet, du würdest nie wieder mit mir sprechen. Dabei habe ich wirklich lange und gut nachgedacht. Schließlich weiß ich natürlich, dass Frauen am zweiten Tag doppelt schlaue Sätze hören wollen.»
Einen kurzen Moment starrt sie mich irritiert an, dann hat sie sich wieder im Griff. «Es ist …»
«Sag jetzt nichts», unterbreche ich. Keine Ahnung, welcher Teufel mich reitet, aber plötzlich weiß ich ganz genau, was ich sagen will. «Du sollst nur zuhören.» Ich hole tief Luft, um das, was ich sagen möchte, auch mit angemessen fester Stimme vorzubringen. «Tanja und ich sind nicht verlobt. Wir haben nicht mal eine Beziehung. Wir hatten nur ein einziges Mal Sex … na gut, zweimal. Aber das war, bevor die Sache mit dir und mir begann.»
«Alex, ich möchte das jetzt nicht hören», unterbricht mich Victoria und wedelt wie wild mit den Armen.
Doch jetzt gerate ich erst richtig in Fahrt. Alles scheint auf einmal ganz einfach zu sein. Man muss sich nur trauen. Um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, ergreife ich Victorias Hände und erkläre laut und deutlich: «Ich dachte, Tanja wäre gut für mich. Aber ich war nicht verliebt und –»
Victoria rollt mit den Augen und versucht sich aus meinem Griff zu
Weitere Kostenlose Bücher