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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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ich, wie Marcel kurz zusammenzuckt.
    «Tatsächlich?» Sein Versuch, lässig zu klingen, scheitert daran, dass er inzwischen fast die komplette Hand im Mund stecken hat. «Dann wärst du ja wieder vorne mit dabei.»
    «Ganz genau.»
    «Und ich dachte, du wolltest jetzt erst mal in den Urlaub fahren. Mit deinem Freund .»
    Er sagt «Freund», wie andere Leute «Lover» sagen würden. Total bescheuert.
    «Florian ist nicht mein Freund, sondern mein Kumpel. Das ist ein wichtiger Unterschied, jedenfalls in deinen Kreisen. Aber das weißt du ja sicher.»
    «Ich kann mir schon vorstellen, was ihr so macht … im Urlaub.» Genüsslich beißt Marcel in die Regenbogenstulle und grinst mich mit vollem Mund an. Zwischen seinen Zähnen klebt etwas, das gut und gerne Klingonenfleisch sein könnte.
    Angewidert blicke ich zu Boden. «Ach ja? Und was soll das deiner Meinung nach sein?»
    Eigentlich möchte ich es ja gar nicht wissen. Und ich möchte auch nicht, dass er es ausspricht. Und noch weniger möchte ich, dass er mich dabei ansieht und mich womöglich mit dem schwulen Weltraumfleisch bespuckt.
    «Na, Frauen aufreißen natürlich. Sonst habt ihr Heteros ja keine Hobbys.»
    Mir wird das jetzt zu blöd. «Nur weil ich nach Feierabend nicht regelmäßig durch die City bummele, um mir lustige Hemdchen für die nächste Party zu kaufen, heißt das noch lange nicht, dass ich ein Frauen-Aufreißer bin oder keine anderen Interessen habe. Aber das kannst du dir in deinem Regenbogenhirn natürlich nicht vorstellen.»
    Während Marcel mich mit offenem Mund anstarrt, weil er vermutlich noch den Kommentar zu seinem Karohemd verdauen muss, nutze ich die Schweigeminute, um aus seinem Blickfeld zu verschwinden.
    * * *
    Abends in der Goldquelle bin ich immer noch wütend über Friedrich von Klatt und die Unterstellung, ich hätte ein Frauenproblem. Lächerlich. Zum Glück war heute mein letzter Arbeitstag. Morgen, am Samstag, muss ich schon keine Besichtigungen mehr durchführen, und abends, wenn die Straßen leerer sind, brausen Florian und ich los in Richtung Österreich. Mit seinem Porsche Cayenne dürfte die Strecke zum Arlberg innerhalb von sieben Stunden zu schaffen sein. Wenn wir uns mit dem Fahren abwechseln, müssten wir sogar fit genug sein, um Sonntag früh gleich die Skipisten zu stürmen. Wie geil das wird!
    In aufgeregter Vorfreude lege ich die Arme hinter den Kopf, strecke und biege mich und bestelle noch ein Entspannungsbier. Wird Zeit, dass ich meinen Körper mal wieder sportlich herausfordere.
    «Weißt du was?», sage ich zu Ben, der eigentlich gerade gar kein Ohr für mich hat, da freitagabends der Laden brummt. «Das ist mein erster richtiger Urlaub in diesem Jahr. Die paar Tage, die ich im Sommer hatte, zählen wohl kaum. Ich brauche jetzt wirklich mal eine Auszeit.»
    Ben zapft weiter fleißig Bier, gleichzeitig weist er seine Mitarbeiter an, die Tische abzuräumen, und schafft es nebenbei noch, mir kurze Antworten zuzuwerfen. «Versteh ich total, Alex. Man muss auch mal abschalten, sonst bekommt man einen Burnout. Gerade wenn man ständig Höchstleistungen bringt, wie du. Da braucht man regelmäßige Regenerationszeiten.»
    Ich nicke beeindruckt. Klingt wirklich, als sei ich urlaubsreif. «Und ich sag dir noch etwas», ich beuge mich ein bisschen zu ihm über den Tresen, «ich bin wirklich froh, jetzt mal zwei Wochen keine verschrobenen Frauen um mich zu haben.»
    Ben grinst. Dann gibt er zu bedenken: «Und du glaubst, dass Urlaub mit Florian zur Regeneration das Richtige ist? Ich meine, der steht doch ständig unter Strom.»
    Ich winke ab. «Ach, das passt schon. Wir lassen zehn Tage die Sau raus und powern uns auf der Piste ordentlich aus, so etwas entspannt mehr, als du dir vorstellen kannst.»
    Ich ergehe mich in vorfreudigen Gedanken und nehme einen tiefen Schluck Bier, als Ben mir wie aus dem Nichts eine Auflistung meiner Bierdeckel präsentiert.
    «Weißt du Alex, ich frage mich, ob du nicht Lust hast, vor der Reise noch deine Rechnungen zu bezahlen. Du schuldest mir inzwischen hundertfünfundsiebzig Euro und sechzig Cent. Nach der fetten Provision gestern sollte das doch wohl drin sein, oder?» Er sieht mich einen Moment ernst an, dann unkt er: «Nicht, dass du pleite zurückkommst, aus … Stanton .»
    Obwohl ich mir über den Inhalt meines Portemonnaies keine Illusionen mache, greife ich schweigend in meine Jackentasche, um mein Geld hervorzuholen. Noch während meine Hand suchend herumkramt, höre ich

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