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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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und koche mir stattdessen einen Kamillentee. Man muss das Schicksal ja nicht unbedingt herausfordern.
    Mit dem festen Vorsatz, sofort nach dem Urlaub einen Termin beim Kardiologen, beim Röntgenfachmann und beim Zahnarzt zu vereinbaren, schnappe ich mir das Telefon. Laut Auskunft der Sanitäter sollte Flo ins Eppendorfer Krankenhaus eingeliefert werden. Besser, ich rufe dort erst mal an, bevor ich losfahre. Sonst brauche ich vielleicht Tage, um Florian in dem riesigen Komplex aufzuspüren.
    Beim Gang durch die Wohnung wird mir bewusst, wie schnell plötzlich alles vorbei sein kann. Innerhalb von Minuten spielt es keine Rolle mehr, ob deine Couch einen Rotweinfleck hat oder der Flachbildfernseher noch nicht abbezahlt ist. Schnipp – alles egal! Man sollte sein Leben doch mehr genießen.
    Mein Handy klingelt. Es ist Flo!
    «Mensch, Alter, ich dachte, in Krankenhäusern darf man keine Handys benutzen», begrüße ich ihn erleichtert.
    «Hallo, Alex, ich freu mich auch total, dass es dir gutgeht.»
    «Sorry. Ich war nur so überrascht, dass … Geht es dir wirklich gut? Was sagen die Ärzte? Ist es heilbar?»
    «Jetzt mach bitte nicht so einen Wirbel.»
    «Äh … Ich dachte, ich soll fragen?» Mit Männern hat man es manchmal aber auch nicht leicht.
    «Es ist alles okay.» Florian macht eine kurze Pause, dann sagt er ernst: «Alex, wir müssen reden.»
    Also doch. Ich habe es ja geahnt. Er will es mir nur schonend beibringen, dass es mit ihm zu Ende geht.
    «Könntest du nachher mal bei mir vorbeikommen?»
    «Klar, ich … stehe dir bei», sage ich ernst. «Du liegst sicher auf der Intensivstation, oder?»
    «Äh, nee. Ich bin bereits wieder zu Hause.»
    «Was??? So schnell?»
    Er lacht. «Du klingst irgendwie … enttäuscht.»
    «Witzig.»
    «Passt dir 14.00 Uhr? Viel später wäre bei mir blöd.»
    Ah, da kommt sicher der Hausarzt zur Kontrolle. «Ja, 14.00 Uhr passt.»
    «Bis später dann.»
    Flo hat schon aufgelegt, und ich werde das ungute Gefühl nicht los, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Er ist schon wieder zu Hause? Keine 12 Stunden nachdem er mit einem äußerst dramatischen Herzinfarkt eingeliefert wurde? Versteht man das heutzutage unter Kostensenkungen im Gesundheitssystem? Normalerweise führen Ärzte doch jede Untersuchung durch, die irgendwie Geld in ihre Kasse spült. Sehr merkwürdig. Oder bedeutet Florians frühzeitige Entlassung möglicherweise, dass seine Lage derart hoffnungslos ist? Hat er um seinen Zustand gewusst und war deshalb in Sorge, ich könnte gestern Abend noch seine Familie anrufen? Aber wie hätte ich das machen sollen, ich kenne doch niemanden aus dem Micolucci-Clan.
    Plötzlich kommt mir ein weiterer, schrecklicher Gedanke: unser Urlaub! Sicher haben ihm die Ärzte von der Reise abgeraten, und das will er mir nun persönlich sagen. Ob er es wohl pietätlos fände, wenn ich dann allein fahre? Immerhin habe ich eine Anzahlung geleistet, und die bekomme ich garantiert nicht zurück. Es sei denn, Flo hat eine Reiserücktrittversicherung abgeschlossen, was in etwa so wahrscheinlich ist wie ein zweiter Urknall.
    * * *
    Drei Stunden später mache ich mich mit gemischten Gefühlen auf, um meinem Kumpel den gewünschten Besuch abzustatten.
    Im Gegensatz zu dem quirligen Universitätsviertel, in dem ich wohne und in dem man abends oft Stunden braucht, um einen Parkplatz zu finden, lebt Florian gediegen und mit Tiefgarage in unmittelbarer Alsternähe. Und obwohl unsere Stadtteile unterschiedlicher nicht sein könnten, grenzen sie direkt aneinander. Zu Fuß könnte man die Strecke vermutlich in zehn Minuten zurücklegen, und möglicherweise wäre ein kurzer Spaziergang sogar eine gute Idee, schon wegen der Infarktprophylaxe. Doch heute ist es mir dafür definitiv zu kalt. Außerdem ist Spazierengehen nur etwas für Frauen. Die lieben es geradezu, einen sonntags nach dem Frühstück stundenlang um stehende Gewässer herumzuschleifen und dabei Problemdiskussionen zu führen. Weil sie nämlich genau wissen, dass man ihnen spätestens nach einer halben Runde auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist.
    Zähneklappernd steige ich in meinen Fiat, umrunde umständlich eine verkehrsberuhigte Zone, halte an sechs roten Ampeln und parke zwanzig Minuten später direkt vor dem vierstöckigen Neubau, in dessen oberer Etage sich Florians Penthousewohnung befindet.
    «Wer ist da?» Die Stimme meines Kumpels klingt durch die Sprechanlage erstaunlich kraftvoll und erholt. Als käme er gerade aus dem

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