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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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Florian hinter mir einen Kommentar abgeben. «Na, Alter, willst du mal das Fußvolk bezahlen?»
    Er legt seine Jacke ab und bestellt ein Bier, doch Ben bewegt sich nicht von der Stelle. Geduldig wartet er, bis ich mein letztes Geld aus der Lederbörse zusammengesucht habe, und nimmt es mit vorwurfsvoller Miene entgegen.
    «Sorry, Ben, ich hab gerade nicht mehr in der Tasche. Nach dem Urlaub bekommst du den Rest – versprochen!»
    Ben verdreht die Augen. Ohne ein Wort zu sagen, trollt er sich zum Zapfhahn. Ich verstehe ja, dass er sauer ist. Macht sicher keinen Spaß, hinter seiner Kohle herzulaufen. Wenn er das bei jedem Gast machen müsste, wäre die Goldquelle vermutlich längst versiegt.
    «Na, schon gepackt?», will Florian von mir wissen.
    «Nee, noch nicht. War wieder viel los bei Hambitare. Heute habe ich –»
    Weiter komme ich nicht, denn Florians Handy klingelt. Kurz checkt er die Nummer auf dem Display, dann meldet er sich mit einem genervten «Ja?» und dreht sich zur Seite. Keine Ahnung, wie er bei dem Lärm hier überhaupt etwas versteht, aber je länger das Gespräch andauert, umso ungehaltener reagiert er.
    «Und was soll ich da jetzt machen?», fragt er und rollt zu mir gewandt mit den Augen.
    Der Anrufer beziehungsweise die Anruferin – ich kann Wortfetzen einer hellen Stimme erkennen – scheint aufgebracht zu sein. Florian kontert mit knappen Antworten. «Nein … Nein … ausgeschlossen … Das passt nun wirklich nicht … ja … ich verstehe das ja, aber … nein … gut … ich kümmere mich darum … ja, ja, ist ja gut …»
    Langsam entfernt er sich mit dem Telefon. Ben und ich tauschen einen vielsagenden Blick aus.
    «Da scheint wohl jemand sauer zu sein», mutmaßt er und grinst. «Tja, gut zu wissen, dass auch bei Florian nicht immer alles glattläuft.»
    Eine Weile starre ich stumm auf mein Bier, während Ben sich um andere Gäste kümmert, dann kehrt Florian zu uns zurück. Seine Stirn liegt in Falten, und sein Gesicht hat die Farbe eines späten Sonnenuntergangs. Mit anderen Worten: Er ist wütend. Als Ben ihm endlich sein Bier hinstellt, leert er es in einem Zug.
    «Alles gut?», frage ich halbherzig, da ich weiß, dass mein Kumpel sich nicht gern erklärt. Bisschen jammern, ja, aber einen richtigen Einblick in sein Leben gestattet Florian uns dann doch nicht.
    So ist es auch dieses Mal. Statt einer Antwort starrt Flo sauertöpfisch ins Leere und trommelt nervös mit den Fingern auf den Tresen.
    «Was ist denn los?», frage ich noch einmal. «Sind deine Aktien in den Keller gerauscht?»
    Ben und ich sehen uns an und kichern. Unser Kumpel bemerkt es nicht einmal. Auf mein Zeichen hin zieht Ben eine schlanke Flasche aus dem Regal und schenkt uns dreien einen Schnaps ein.
    «Auf Stanton!», sage ich und proste Florian zu.
    Die gewünschte Reaktion bleibt aus.
    «Hey, sollen wir dir ’ne flotte Gesprächspartnerin organisieren? Mit uns scheinst du ja nicht mehr reden zu wollen.» Schon leicht angeheitert deute ich mit ausgebreitetem Arm in den Raum. «Such dir eine aus, ich sehe mal, was ich für dich tun kann.»
    Ohne meinem Blick zu folgen, hebt Flo plötzlich sein Glas, kippt sich den Inhalt in den Hals und schüttelt dann den Kopf. «Ich muss über etwas nachdenken, Alex», sagt er kurz angebunden. «Such dir doch selbst jemanden zum Spielen.»
    Okay, ich hab’s kapiert. Hier hat einer schlechte Laune. Eingeschnappt wende ich mich an Ben. «Hast du schon den neuen Bond im Kino gesehen? Krass, oder?»
    Wir diskutieren eine Weile darüber, ob der Streifen besser oder schlechter war als der Letzte und wie viele Trainingseinheiten Daniel Craig wohl in Vorbereitung für den Film absolviert hat, als Florian plötzlich aufspringt und sich ans Herz greift. Er verdreht die Augen, sein Blick wird starr, und der Mund öffnet sich, doch es kommt kein Wort heraus.
    Zunächst hat es den Anschein, als wolle er einen Witz machen, sodass ich trocken sage: «Wenn du jetzt einen auf Invalide machst, um zu vertuschen, dass ich auf der Piste die bessere Kondition habe, dann vergiss es. Der Trick zieht bei mir nicht.»
    Florian zeigt keine Reaktion. Stattdessen beginnt jetzt die verkrampfte Hand, die er noch immer an sein Herz gepresst hält, zu zittern. Ein paar unzusammenhängende Worte, die ich beim besten Willen nicht verstehen kann, kommen über seine Lippen, dann bricht er kraftlos zusammen. Direkt vor meinen Füßen.
    Ich bin so perplex, dass ich erst einmal übersprungartig mein Bier

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