Dicke Hose (German Edition)
perfekte Mann für diesen Job. Du bist ein Top-Verkäufer, weißt genau, was Frauen wollen, und kannst alles verscherbeln, was sich zu Geld machen lässt. Du bist eben einfach ein Mann von Welt!»
Spricht er von mir? «Also … äh …»
Mir fehlen die Worte. Hört sich verdammt gut an, was er da gerade gesagt hat. Allerdings frage ich mich, woher er diese Informationen hat, doch nicht etwa von Ben? Außerdem würde ein Mann von Welt bestimmt lieber in den Skiurlaub fahren, als kurz vor Weihnachten Handytaschen zu verkaufen.
«Meinst du nicht …», beginne ich zaghaft. Doch Flo ist bereits vollkommen überwältigt von seiner Idee. Vehement schüttelt er den Kopf.
«Alex! Für dich wäre diese eine Woche ein Kinderspiel! Mal kurz dem Team ein bisschen unter die Arme greifen und zeigen, wo es langgeht. Ehrlich, Alex, niemand könnte das besser als du!»
Ich kann nicht anders, ich fühle mich geschmeichelt. Trotzdem bin ich noch nicht restlos überzeugt. Ich weiß doch gar nichts über den Laden. Weder, wo er ist, noch, was genau dort verkauft wird. Irgendwann hat Florian zwar mal was von exklusiven Mobiltelefonen und Aktentaschen erwähnt. Vermutlich ähnlicher Kram, wie man ihn bei Saturn bekommt, nur ein bisschen teurer.
«Komm schon, Alex», insistiert Florian weiter, «tu es für mich. Und für meinen Vater.»
«Hä? Wieso denn für deinen Vater?»
«Na, weil der todsicher auch einen Infarkt bekäme, wenn er annehmen müsste, im Laden läuft es nicht. Dann würde er zwischen Hamburg und dem Bodensee hin- und herpendeln, wäre schrecklich beunruhigt und würde sich einem Druck aussetzen, dem er in seinem Alter nicht mehr gewachsen ist. Denk an die Krankengeschichte in unserer Familie! Und am Ende fiele alles auf mich zurück und …» Er beendet den Satz nicht. Stattdessen hakt er noch einmal nach: «Versteh doch: Du wirst dringend gebraucht.»
So richtig überzeugt bin ich irgendwie immer noch nicht. Ich meine, sicher, verkaufen kann man alles, und –
«Okay», sagt Florian plötzlich, «ich sehe, du hast Schiss. Verstehe ich. Würde anderen sicher auch so gehen. Allerdings dachte ich, dass du …»
«Nein!» Frechheit. «Ich habe keine Angst, es ist nur …»
«… eine Riesenverantwortung, ich weiß.» Florian nickt staatsmännisch. «Das traut sich nicht jeder. Macht nichts.» Einen Moment scheint er nachzudenken, dann sagt er: «Ist vielleicht besser, ich frage Rico. Auch wenn der das mit Sicherheit nicht so gut draufhat wie du.»
Rico? Doch nicht etwa der langhaarige Klotzkopf von Flos letzter Geburtstagsparty? Ein hirnloser Idiot war das, der den ganzen Abend dummdreiste Sprüche geklopft hat. Wenn der mal nicht außerdem noch schwul ist. Und dem will Flo seinen Laden anvertrauen?
«Okay», höre ich mich sagen, «ich mache es.»
«Echt jetzt?»
«Echt jetzt!»
«Mensch, Alex, das ist ja super. Wirklich, das vergesse ich dir nie!»
Ich dir auch nicht, denke ich, halte aber meine Klappe. Stattdessen sage ich: «Ein paar Informationen bräuchte ich allerdings vorher noch.»
«Natürlich. Aber warte – ich rufe nur eben bei Victoria an und erzähle ihr, dass sie ab Montag Hilfe bekommt.»
Oh. Mein. Gott. Montag schon? Bedeutet das, morgen ist mein einziger Urlaubstag?
Florian greift zum Glastisch und schnappt sich sein Handy. Er wählt auf dem Display eine eingespeicherte Nummer, Sekunden später meldet sich am anderen Ende jemand.
«Vic, hier ist Florian. Pass auf. Ich muss ja nächste Woche in die Klinik und kann euch daher leider echt nicht unterstützen.» Pause. «Ich möchte da jetzt nicht drüber reden.» Wieder Pause. «Ja, genau, ich werde nächste Woche nicht in Hamburg sein.» Florian verstummt. In regelmäßigen Abständen gibt er nur noch Satzfetzen von sich. «Ja … Nein … Ist gut … Ja, so machen wir es.» Er sieht zu mir und rollt kurz mit den Augen. «Hör zu, Vic. Ich habe trotzdem jemanden für euch … Ja, genau … Einen Verkäufer. Ach, was sage ich», er grinst mich an, «einen Top-Verkäufer. Einen wahren Tausendsassa!» Am anderen Ende scheint jetzt jemand sehr aufgebracht zu sein. «Wo er vorher gearbeitet hat? Bei … äh, einem internationalen Konzern.»
Na, das würde Friedrich von Klatt aber freuen, denke ich und will die Information schon richtigstellen. Doch Florian streckt den Rücken durch und plustert sich regelrecht auf: «Prada!»
Es klingt wie: Keine Widerrede! Woher kann er denn Russisch?
«Du siehst also, Vic, er hat es
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