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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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drauf.»
    Die Frau am anderen Ende scheint jetzt hocherfreut. Auch Florians Laune bessert sich zusehends. «Ja, klar … Natürlich spricht er Italienisch.»
    Mir wird ein bisschen schwindelig. Habe ich etwa auch vor meinen Freunden behauptet, ich spräche Italienisch? Das bezog sich doch nur auf ein paar Eissorten! Aber egal. Wie oft trifft man in Hamburg schon auf Italiener, geradezu lächerlich selten. Viel zu kalt hier.
    «Ach, weißt du, frag ihn das doch Montag am besten selbst.» Florian will das Gespräch mit seiner Angestellten ganz offensichtlich beenden. «So machen wir es also, ciao!»
    Er legt auf und will gerade das Handy auf die Couch pfeffern, als ihm noch etwas einfällt. In Blitzgeschwindigkeit tippt er eine SMS und verschickt sie.
    «Deine Nummer», erklärt er. «Die wird Victoria vielleicht irgendwann brauchen.» Dann schreibt er eine weitere Nachricht und sendet sie an mich. «Ich schick dir noch die Adresse von Miucci. Ist total leicht zu finden, gleich am Anfang vom Neuen Wall. Mitten in der City also. Zieh dir am besten einen Anzug an. Irgendwas Teures. Haste ja sicher. Und rasier dich. Ach, und noch etwas», er macht eine Pause und sieht mich eindringlich an, «lass bloß die Finger von Victoria. Die ist schrecklich kompliziert. Egal was passiert, halte dich in jedem Fall von ihr fern, ist das klar?»
    Es klingt fast wie eine Drohung.
    «Ja, ja, schon klar.»
    Florian sieht mir in die Augen. «Danke, Alex. Und halt mich auf dem Laufenden, ja?» Er klopft sich auf die Oberschenkel und steht auf. «Es wird Zeit, dass ich meinen Koffer für die Klinik packe. Aber wir sind ja jetzt auch durch.»
    Kurz verschwindet er im Flur, dann kommt er mit einem Schlüsselbund zurück. Einen Moment hat es den Anschein, als wolle er mir den Schlüssel in die Hand drücken. Dann schüttelt er beinahe unmerklich den Kopf. «Ach, du hast mit Miucci ja schon genug zu tun», erklärt er und wirft den Schlüsselbund auf die Couch. «Ich werde Ben bitten, hier nach dem Rechten zu sehen. Du weißt schon: Blumen gießen, Briefkasten leeren und so Zeugs.»
    Ich nicke, froh, dass wenigstens dieser Kelch an mir vorübergegangen ist.
    «Mach dir keine Sorgen, Alex», sagt Flo noch einmal, und ich weiß nicht, ob er sich oder mich mit diesen Worten beruhigen möchte. «Ist alles halb so wild. Du weißt doch, worauf es ankommt.»
    Also, da bin ich mir irgendwie gerade gar nicht mehr so sicher.
    «Ist jedenfalls echt cool von dir, Alter, wirklich. Und nicht vergessen: Auf keinen Fall darf mein Vater etwas von diesem Deal mitbekommen. Dafür musst du sorgen. Egal wie!»

[zur Inhaltsübersicht]
    5. Kapitel
    «Guten Tag, der Herr! Bringen Sie die reklamierte Kelly, oder sind Sie der Zwölf-Uhr-Termin für die Reinigung der Balenciaga City Tote?»
    Wer ist tot?
    Es ist zwanzig nach zwölf, und ich befinde mich in einem Paralleluniversum. Vielleicht auch in einem Raumschiff … Dabei wollte ich eigentlich in Florians Laden. Vor mir steht ein schätzungsweise dreißigjähriger Typ mit schwarzer Gelfrisur und einem den drei Musketieren nachempfundenen, raspelkurz gestutzten Bart. Er sieht mich fragend an.
    «Ich … äh …» Ob ich wen bringe? Und wer ist Kelly?
    Irritiert sehe ich mich um. In den eher leeren Regalen befindet sich eine Ansammlung fremdartiger Materie. Ich glaube, es handelt sich um … Damenhandtaschen! Na, das Geschäft scheint mir ja nicht so gut zu laufen. Kein Wunder. Florian hätte es lieber bei Handys und Aktentaschen belassen sollen.
    «Ach, dann geht es vermutlich um die Jackie», sagt der Kerl mit der Spock-Frisur. «Ich hoffe, Sie konnten den Schaden beheben? Sah ja nicht gut aus.»
    Jackie hat also einen Schaden. Höchst interessant. Letzte Woche Britney, heute Kelly – seit wann heißen Frauen eigentlich nicht mehr Stefanie? Oder Anna-Lena?
    Heute Morgen um acht, als der Wecker klingelte, schien meine Welt noch in Ordnung zu sein. Zwar glaubte ich zunächst, ich sei in St. Anton und der Schmerz in meinem Kopf rühre von einem glühweingetränkten Après-Ski-Nachmittag mit anschließendem Kaminabend bei Jagertee her. Aber schon sehr bald ging mir auf, dass ich mich in meiner Wohnung befand und es somit nur der vorabendliche Abstecher in die Goldquelle gewesen sein konnte, der seine schmerzhaften Spuren hinterlassen hatte. Immerhin ein kleines Andenken an meinen einzigen Urlaubstag!
    Und nun stehe ich hier, fühle mich wie ein Eindringling in eine fremde Galaxie und überlege, ob ich mich nicht

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