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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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Argumenten auszudrücken.
    Niemals werde ich dieses Ding anziehen. Niemals!
    «Und, wie ist die Farbe?», will Victoria wissen. «Der Anzug müsste eigentlich passen. Auf Anhieb würde ich sagen, du hast dieselbe Größe wie Kai. Möglicherweise ist Kai in den Hüften etwas schmaler.»
    Auf Anhieb würde ICH sagen: Das ist eine Frechheit. Will sie damit vielleicht andeuten, ich sei dick? Wer gibt ihr das Recht, über meine Hüften zu urteilen? Nur weil mein Taillenumfang möglicherweise ein kleines bisschen stärker ist als der einer einjährigen Blutbuche?
    Zum Beweis meiner fettfreien Hüfte jette ich mit Schallgeschwindigkeit in die Anzughose. Passt wie angegossen, wer sagt’s denn? Es ist eher das Hemd, das zu klein ist. Oder meine Brust zu muskulös. Ha! Damit hat die Königin der Kellerräume wohl nicht gerechnet. Nur weil ich hellhäutig bin, muss ich ja kein Hänfling sein.
    «Hier gibt es ein Missverständnis», erkläre ich, ohne den Vorhang auch nur einen Millimeter zu öffnen. «Du hast mir ein Frauenhemd rausgesucht. Außerdem ist Gelb vielleicht doch nicht so ganz meine Farbe und –»
    Der Hall meiner Worte ist noch nicht komplett vom Haremsteppich verschlungen, da reißt Victoria auch schon den Vorhang zurück. «Willst du jetzt doch lieber Pink?»
    Langsam erwäge ich, das Arbeitsgericht einzuschalten. Was hier abläuft, ist ja wohl Mobbing. Ich möchte weder Gelb noch Pink, ich möchte nach Hause. Oder in die Goldquelle . Auf jeden Fall weg von hier.
    «Lass mal sehen», befiehlt Victoria und tritt einen Schritt näher.
    Mit schlanken Fingern nestelt sie geschickt an meinem Hemd herum, wobei ich reflexartig den Bauch einziehe. Dabei habe ich eigentlich gar keinen. Es gibt nichts, wofür ich mich schämen müsste. Okay, das Brusthaar könnte üppiger sprießen, und mit ein bisschen Sonnenbräune hätte man mir den Italiener wahrscheinlich eher abgekauft. Aber wir haben Dezember. Kein blonder Hetero, der noch alle Tassen im Schrank hat, ist im Winter gebräunt.
    «Ausziehen!», sagt Victoria im Kasernenton und verschränkt die Arme vor der Brust.
    «Aber ich will kein Pink!»
    «Das habe ich verstanden.»
    «Und warum soll ich mich dann ausziehen?»
    «Du sollst dich nicht komplett ausziehen. Nur das T-Shirt unter dem gelben Hemd. Oder willst du allen Ernstes dieses Slim-Cut-Hemd mit einem T-Shirt drunter tragen?»
    «Na ja …»
    Victoria sieht aus, als hätte ich vorgeschlagen, das T-Shirt über dem Hemd zu tragen.
    «Dieses Hemd hat einen Stretchanteil», erklärt sie genervt. «Es passt sich deiner Körperform an. Alles, was du drunterträgst, zeichnet sich ab. Normalerweise wissen Italiener so was doch.»
    Normalerweise lassen sich Italiener auch nicht von einer Frau sagen, was sie anziehen sollen. Nicht mal, wenn sie zur Konfirmation ihrer Cousine müssen.
    Ansonsten hat Victoria vermutlich recht. Ich kenne jedenfalls keinen Spaghettifresser, der nicht versessen darauf wäre, der Welt sein Brustgestrüpp zu präsentieren.
    «Verkauft Prada denn keine Stretchhemden?», fängt Victoria jetzt wieder mit ihrem Lieblingsthema an und wirft mir einen prüfenden Blick zu.
    «Also, bei der … äh …» Hochkonzentriert beginne ich, mich vor ihren Augen erst aus dem Hemd, dann aus meinem T-Shirt zu pellen. «Bei der Eventplanung trägt man eigentlich eher selten so enge Hemden. Das behindert den Aktionsradius.»
    Einen Moment wirkt es so, als wolle Victoria diese Information hinterfragen, doch dann scheint sie es sich anders überlegt zu haben. Mit unmissverständlichem Blick hebt sie den pipigelben Stofflappen auf, den ich achtlos auf den Boden geworfen habe, und drückt ihn mir gegen die nackte Brust.
    «Wir müssen uns ein bisschen beeilen. Kai ist oben allein, und es gibt haufenweise Arbeit.»
    Brav ergreife ich die Slim-Cut-Stretch-Sorbet-Missgeburt und werfe das Teil unter Victorias strengen Augen erneut über. Warum mache ich das nur? Ach ja. Ich bin der Mann, der sich was traut.
    Plötzlich fühle ich Victorias Finger an meiner Brust. Offenbar geht es ihr noch immer nicht schnell genug, weshalb sie nun wie eine Mutter beginnt, mir das Hemd zuzuknöpfen.
    Auf einer Skala von 1 bis 10 – wobei 1 für Geht mir am Arsch vorbei! steht und 10 für Mir ist das alles so peinlich, dass ich lieber eine Woche in dem karierten Konfirmationsanzug in der Goldquelle arbeiten würde, als mir von dieser Frau das Hemd zuknöpfen zu lassen! – bewege ich mich gefühlstechnisch im Bereich einer satten 70000.

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