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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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versteckt unter einer Strickjacke lauert dort eine riesige Handtasche!
    Nun ist es also amtlich: Meine selbsternannte Chefin besitzt eine Handtasche (Beweisstück A), wie sie tussenhafter nicht sein könnte. Es ist geradezu eine Monstertasche. Schlicht und schwarz, aber nun mal eine Riesentasche. Eine, in der man ohne Probleme das Toupetset von Rudi Völler unterkriegen könnte. Oder eine Mikrowelle aus den Achtzigern. Zuzüglich des 365+ Geschirrsets von Ikea. Und dass Beweisstück A Victoria gehört, lässt sich kinderleicht beweisen, nämlich anhand von Beweisstück B, einer Haarbürste, die mir bei einem sehr kurzen, SEHR beiläufigen Blick ins Innere des Taschenmonsters ins Auge springt.
    Wer, wenn nicht Victoria, benötigt in diesem Laden eine Bürste? Wohl kaum Mr. Spock mit der Betonfrisur.
    Ab sofort werde ich Florians Warnung also beherzigen, ich werde Victoria weder zum Essengehen einladen noch ihr jemals wieder so nahe kommen, dass Nebenwirkungen zu erwarten sind. Ich werde sie am besten, so gut es geht, ignorieren. Sie ist mir jetzt schon so was von egal. Meinetwegen könnte sie in ihrer Freizeit pinkfarbene Regenwürmer züchten und anschließend aufessen, mich würde das nicht mehr interessieren.
    Und Victoria ist mir nicht zuletzt deswegen so unglaublich egal, weil ich heute Abend bereits ein Date habe. Eines, das sehr vielversprechend zu werden scheint. Mit Tanja, einer attraktiven Maklerkollegin, die mit Sicherheit nicht auf pinkfarbene Anzüge steht und auch ansonsten erfrischend normal ist. Sie verdient ihr eigenes Geld, schmückt sich nicht mit fremden Federn und behauptet auch nicht, die Chefin von irgendwem zu sein. Und vor allem ist nicht zu erwarten, dass sie mir vorschreibt, was ich anziehen soll. Im Gegenteil. Wenn der Abend so läuft, wie ich ihn mir vorstelle, soll sie mir ruhig sagen, was ich ausziehen soll.

[zur Inhaltsübersicht]
    7. Kapitel
    Argwöhnisch betrachte ich den Schuhkarton. Was Victoria mir wohl rausgesucht hat, doch hoffentlich keine gelben Gummistiefel? Zuzutrauen wäre es ihr.
    Mit Schwung reiße ich den Deckel runter – und erstarre. Gummistiefel wären im Gegensatz hierzu ja noch okay gewesen. Stattdessen blicke ich auf ein Paar beigefarbener Lackschuhe. Kein Scherz, LACKSCHUHE! Nach den Hitzewallungen, dem hämmernden Kopfschmerz und der Verärgerung über den gelben Anzug ist dies eindeutig der Gipfel. Mir reicht es! Auch wenn mir eine leise Stimme, tief in meinem Inneren, sagt, dass sich der italienischstämmige Sohn eines Modetycoons über Lackschuhe vermutlich nicht beschweren würde und eine derartige Reaktion bei Victoria daher unnötig Verdacht erregen dürfte, muss ich meiner Wut Luft machen. Und ich weiß auch schon, wer sich jetzt warm anziehen kann!
    Aufgebracht wähle ich Florians Nummer. Sollte er nicht sofort etwas gegen diesen Modezirkus unternehmen, sind wir die längste Zeit Freunde gewesen!
    Viel zu früh ertönt ein nerviges Tuten im Telefon: kein Netz. War ja klar. Ich bin ein Gefangener im Miucci-Keller. Inhaftiert in meinem eigenen, pipigelben Guantanamo.
    «Alexander, kommst du?» Meine Gefängniswärterin in der oberen Etage klingt gestresst. «Wir brauchen dich. Dringend!»
    In Zeitlupentempo bewege ich mich zur Treppe. Keinen Millimeter weiter.
    «Alexander?»
    Ja doch! Ich stehe vor der Treppe, unfähig, den ersten Schritt zu machen. ZWÖLF STUFEN BIS ZUR HÖLLE. Warum nur bricht kein Tsunami los, wenn man einen braucht? Ein Wasserrohrbruch wäre auch o.k., da bin ich gar nicht wählerisch. Oder Bombenalarm wegen eines Blindgängers direkt unter diesem Keller.
    NOCH ELF STUFEN. Schlimm genug, dass Victoria mich in diesem Outfit gesehen hat. Jetzt soll ich mich damit auch noch der Öffentlichkeit zeigen? Die lachen mich doch aus!
    NOCH ZEHN STUFEN. Warum trägt Victoria eigentlich etwas Schwarzes, wo sie doch Pink so liebt?
    NOCH NEUN STUFEN. Und der Taschen-Fetischist? Wieso darf der in erträglichem saharasandfarbenem Anzug hier herumstehen und einen auf George Clooney machen, während ich wie ein schwuler Eisverkäufer am Brokeback Mountain aussehe?
    NOCH ACHT STUFEN. Das wird Florian mindestens einen fetten Abend in der Goldquelle kosten. Einen? Wohl eher zehn. Und meinen Zettel bei Ben kann er auch gleich bezahlen!
    NOCH SIEBEN STUFEN. Hilfe, bin ich derjenige, der sich dort vorn in der Wandverkleidung spiegelt? Oder erscheint mir gerade Bibo, der gelbe Vogel aus der Sesamstraße?
    NOCH SECHS STUFEN. Fehlt nur noch, dass mich jemand

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