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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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gefeiert. Der … äh … Geburtstag eines Pflegers.»
    Ach. «So feiert man also in einer Privatklinik?»
    «Ja, na ja, du weißt ja …» Er senkt die Stimme. «Ich glaube, die sind aus Polen oder so. Keine Ahnung, was bei denen abgeht. Ehrlich, Alex, ich kenne die gar nicht.»
    Seit wann hören Polen am Bodensee Après-Ski-Mucke?
    Um mich herum fängt es jetzt tatsächlich an zu schneien. Wie passend! Zur Sicherheit flüchte ich mich in einen Hauseingang und beobachte, wie die vorbeihuschenden Passanten langsam weiße Schultern bekommen.
    «Also scheint es dir wieder besser zu gehen, oder?», frage ich Flo und bin von der Kälte und dem Gesprächsverlauf ziemlich genervt. Ich meine, wenn er in der Krankenhauskantine mit unbekannten Polen unanständige Lieder singt, kann es ihm ja nicht so schlecht gehen. Jedenfalls nicht so schlecht wie mir gerade.
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite bleibt jetzt jemand vor einem Schaufenster stehen. Die Gestalt kommt mir seltsam bekannt vor. Allerdings ist der Mann so dick eingemummelt, dass man ihn schlecht erkennen kann. Es könnte ein Schauspieler sein, Henry Hübchen vielleicht.
    «Spinnst du?», ereifert sich Florian. «Ich feiere doch gar nicht! Ich war nur gerade dabei, mir einen … Tee zu holen, als du angerufen hast.»
    Ach, und ich dachte, in einer Privatklinik bekommt man so etwas ans Bett gebracht.
    Henry Hübchen auf der gegenüberliegenden Straßenseite dreht sich jetzt in meine Richtung um – und ich erstarre. Du liebe Güte, es ist Friedrich von Klatt!
    Panisch drehe ich mich weg. Mein Chef macht mitten am Tag einen entspannten Citybummel, wie kann das sein? Unsicher schaue ich mich noch einmal vorsichtig um, doch es besteht kein Zweifel: Der grauhaarige Kerl im Daunenmantel ist mein Chef. Auf keinen Fall möchte ich von ihm angesprochen werden, bei dem weiß man nie so genau, was ihm gerade einfällt. Schließlich habe ich doch Urlaub!
    Friedrich von Klatt überquert die Straße und läuft in meine Richtung.
    «Flo, ich muss Schluss machen. Ich melde mich später wieder, wir haben einiges zu klären! Also, mach dich auf was gefasst!»
    So schnell es meine steifgefrorenen Finger zulassen, lege ich auf und stopfe das Handy zurück in die Hosentasche. Mit dem Gesicht zum Boden hetze ich durch den dichter werdenden Schnee zurück zu Miucci.
    Sofort husche ich an Victoria und der notgeilen Kundin vorbei und verschwinde im Keller. Beim Anblick des pinkfarbenen Anzugs werde ich schon wieder wütend. Spätestens heute Abend werde ich mich bei Flo melden, und dann kann er sich auf was gefasst machen. So geht es nicht weiter!
    Bis dieser Albtraum zu Ende ist, werde ich allerdings wohl oder übel die Zähne zusammenbeißen und meinen Hintern in dieses Zebrakostüm zwängen müssen.

[zur Inhaltsübersicht]
    10. Kapitel
    «Hallo, Herr Held, was machen Sie denn hier?»
    Wie in jedem ordnungsgemäßen Albtraum gab es auch in meinem ganz persönlichen Miucci-Albtraum einen Moment, in dem ich glaubte, den Gipfel allen Schreckens erreicht zu haben. Das war der Augenblick, als ich in den pinkfarbenen Zebraanzug stieg. Doch nun, in dieser Sekunde, da die altbekannte Stimme meines Chefs hinter mir ertönt, weiß ich, dass der Zenit noch lange nicht erreicht ist.
    Entsetzt fahre ich herum. «Herr von Klatt! Na, das ist ja eine … äh … Überraschung!»
    «In der Tat …», entgegnet mein Chef, und ich bin mir nicht sicher, ob er das Wiedersehen mit mir im Allgemeinen oder mein Zebrakostüm im Besonderen meint. «Ich dachte, Sie seien im Urlaub.»
    «Bin ich doch auch!» Sofort könnte ich mich für diesen Ausrutscher ohrfeigen. Eine derartige Information sollte hier im Laden besser nicht die Runde machen. Sonst fliegt mir meine Sohn-des-Hauses-Story schneller um die Ohren, als Kai vor Überraschung sein Musketierbärtchen kräuseln kann.
    Doch ich habe Glück. Außer meinem Chef und ein paar ziellos umherstreifenden Kundinnen ist gerade niemand in der Nähe. Mr. Spock ist noch immer nicht von seinem Einkaufsbummel zurück, und Victoria höre ich nach wie vor im hinteren Verkaufsraum auf die Testkäuferin einreden.
    Nichtsdestotrotz muss Friedrich von Klatt, so schnell es geht, wieder verschwinden. Was will der Kerl überhaupt hier?
    «Sie haben sich ja so … schick gemacht», stottert er jetzt, geblendet von meinem Outfit. «Sagten Sie nicht, Sie wollen verreisen? Mit Ihrem … Freund ?» Plötzlich huscht ein verschwörerisches Zwinkern über sein Gesicht.

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