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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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Reizwäsche . Wer liest denn bloß so etwas?
    «Sie sind neu hier, nicht wahr?», will die Kundin jetzt wissen und streift lasziv über die Buchdeckel. Dann begutachtet sie mit prüfendem Blick die ausgestellte Ware. «Neu und offenbar allein im Laden, oder täuscht das?»
    Holla, das klingt aber verdammt, als wolle sie mich ausfragen. Die will doch wohl hoffentlich nichts klauen?
    «Ich bin nicht neu, ich bin von Prada», entrüste ich mich und hoffe, dass mit dieser Aussage nicht nur meine Kompetenz geklärt ist, sondern auch, dass ich mit allen Wassern gewaschen bin und mich nicht mal eben schnell bestehlen lasse.
    «Na, umso besser.»
    Klingt nicht gerade beeindruckt. Dabei dachte ich, der Satz Ich komme von Prada hat im Kreise verwöhnter Modetussis in etwa denselben Stellenwert wie Ich war in Harvard bei angehenden Schwiegereltern. Mit der Frau stimmt doch was nicht.
    Neugierig beginnt sie nun, die Kleiderstange zu durchforsten. Ab und zu unterbricht sie ihre Tätigkeit und blickt zu mir rüber. Fast so, als warte sie nur auf eine Gelegenheit zum Klauen. Ich fixiere sie mit zusammengekniffenen Augen und versuche, möglichst einschüchternd zu wirken. Sicherheitshalber verschränke ich außerdem die Arme vor der Brust.
    Ihr nächster Blick in meine Richtung fällt sogar noch etwas länger aus. Abschätzend betrachtet sie mich von oben bis unten, dann platzt es aus ihr heraus: «Sie erinnern mich irgendwie an … Henning Baum. Sie wissen schon, Der letzte Bulle .»
    Wie bitte? Das soll wohl ein Ablenkungsmanöver sein. Lächerlich. Ich meine, ich habe mit Henning Baum so viel Ähnlichkeit wie Kai mit Bob Marley, nämlich gar keine.
    Folglich ist diese Kundin definitiv eine Diebin. Oder?
    «Henning Baum», fügt sie erklärend an, «also der Schauspieler, der im Fernsehen diesen Polizisten spielt, der schwört auch auf dieses Jeans-Ensemble.» Mit ausgestrecktem Zeigefinger deutet sie an mir hoch und runter. «Und dann noch dieser Bart … Es gibt doch nichts Männlicheres als so ein Holzfäller-Outfit. Dazu ein Hauch Rasierwasser und eine leichte Alkoholfahne von letzter Nacht …» Sie rollt mit den Augen. «Welche Frau wird da nicht schwach?»
    Also, da könnte ich ihr jetzt eine ganze Reihe von Namen nennen, allen voran Victoria, die mit Sicherheit andere Vorlieben hat. Aber ich möchte das Thema eigentlich gar nicht vertiefen. Ich möchte wieder nach Hause. Oder ins Foyer, zu den Handtaschen. Auf jeden Fall möchte ich nicht mit komischen Anmachsprüchen in eine Falle gelockt werden.
    «Wollen wir dann?», fragt sie und verleiht ihrer Stimme einen sinnlichen Tonfall.
    «Wollen wir dann was ?»
    Sie streift ihren Mantel ab und wirft ihn über einen Sessel. «Ein paar schöne Wäscheteile anprobieren?»
    WIR?
    Also, ich habe vielleicht heute Morgen nicht das schönste Höschen in Florians Kommode erwischt, aber eigentlich bin ich ganz zufrieden. Sieht ja keiner. Umziehen möchte ich mich jetzt jedenfalls nicht, zumal es für Männer hier ja auch gar kein Angebot gibt. Was soll also das Wir? Ich dachte, sie wollte mich loswerden, um heimlich das Sortiment einzupacken.
    Und wo bleibt eigentlich Victoria, wenn man sie mal braucht? Ich kann doch hier jetzt nicht allein mit einer Kundin, die offensichtlich nicht alle Tassen im Schrank hat, durch die Reizwäsche stöbern und ihr womöglich noch beim Anprobieren helfen. Ausgeschlossen. Das steht doch in Deutschland sicher unter Strafe. Was, wenn die durchdreht und mir hinterher unterstellt, ich hätte sie belästigt?
    «Ich nehme dieses, dieses und … dieses.» Zielstrebig pickt die Kundin ein paar schwarze Ensembles von der Stange.
    Als sie mir die Teile in die Hand drücken will, springe ich vor Schreck hinter den Wäschetisch, unter dem ich vor 24 Stunden beinahe ohnmächtig zusammengebrochen wäre.
    «Ich … äh … werde mir das Ganze von hier aus ansehen», sage ich und finde das eigentlich auch schon viel zu gewagt.
    Wortlos und ohne weitere Beute zu machen, steuert die verrückte Else jetzt eine der Umkleidekabinen an. «Na, dann los», sagt sie und beginnt, sich bei geöffnetem Vorhang auszuziehen.
    Ich stehe immer noch wie angewurzelt am Wäschetisch und blättere übersprungartig durch Die Kunst der Verführung . Nebenbei beobachte ich aus dem Augenwinkel, was sich in der Kabine tut. Sicher ist sicher.
    Als sie allerdings Anstalten macht, sich ihren BH abzustreifen, stürme ich zur Kabine und reiße mit Schwung den Vorhang vor. Du liebe Güte, das

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