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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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unerbittlich zu.
    «Prima», sagt mein Chef. Und obwohl seine Augen zu ihrer normalen Form zurückfinden, lässt sein Blick keinen Zweifel über den Ernst meiner Lage zu. «Ich dachte mir, dass Sie nicht aufgeben.»
    Dann holt er einen Schlüssel aus seiner Hosentasche.
    «Hier. Wie gesagt, das Objekt am Sandtorkai um 18 Uhr 30.» Mit schlaffer Hand tätschelt er meine Schulter. «Wäre doch gelacht, wenn Sie die Bude nicht loswerden, Herr Held. Nach dem, was ich heute gesehen habe, scheinen Sie ja einiges an Überraschungen auf Lager zu haben!»
    Während ich noch überlege, wie er das wohl gemeint haben könnte, geschieht das Unvermeidliche: Ich höre Victoria und die Testkäuferin ins Foyer kommen. In spätestens zehn Sekunden werden sie mit meinem Chef zusammenstoßen, und wie es dann weitergeht, mag ich mir gar nicht ausmalen.
    Gehetzt blicke ich mich im Raum um und suche Fieberhaft nach einem Versteck. Zwar wäre die Situation dann noch lange nicht gerettet, aber immerhin etwas entschärft. Besser wäre natürlich, Friedrich von Klatt würde auf der Stelle verschwinden, aber damit ist wohl kaum zu rechnen.
    Zu spät. Die beiden Frauen betreten bereits im Stechschritt das Foyer.
    Übersprungartig lasse ich mich einfach zu Boden plumpsen. Und dort liege ich eingeklemmt zwischen Tresen und Besuchersessel und bete um ein Wunder. Meine Tarnung auf dem weißen Fußboden ist allerdings in etwa vergleichbar mit der eines pinkfarbenen Zebras inmitten der ausgedörrten afrikanischen Steppe. Irgendwie durchschaubar.
    Noch bevor Friedrich von Klatt etwas sagen kann, rauschen die Frauen an uns vorbei zur Kasse. Die Testkäuferin möchte tatsächlich etwas kaufen! Hat der Mensch Töne? Hätte nicht gedacht, dass ihr Einsatz so weit geht.
    «Und grüßen Sie mir Henning Baum!», sagt sie zum Abschied zu Victoria und verschwindet mit ihren Tragetaschen, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Doch die Kuh ist noch nicht vom Eis.
    Angelockt durch Friedrich von Klatt, der seit fünf Minuten neben dem Besucherstuhl steht und mit einem Ausdruck ungläubigen Staunens auf mich herunterstarrt, steuert Victoria auf uns zu. Meine Tarnung überdauert noch ein kurzes «Guten Tag, suchen Sie etwas Bestimmtes, oder möchten Sie sich nur ein bisschen umschauen?», dann werde ich entdeckt.
    «Alexander?», höre ich ihre Stimme über mir. «Bist du das? Was machst du da unten?»
    War ja klar, die Überlebenschance für pinkfarbene Zebras auf weißer Auslegeware ist einfach extrem gering.
    In Zeitlupe richte ich mich auf. Doch Friedrich von Klatt drängt sich bereits ins Gespräch. «Also, ich habe mich vielleicht erschrocken, kann ich Ihnen sagen. Kurz befürchtete ich, Herr Held habe einen Zusammenbruch erlitten. Aber so wie es aussieht, ist er nur gestrauchelt. Alles scheint gutgegangen zu sein.»
    Das wird sich erst noch zeigen.
    Und da ist es auch schon: Victorias berühmtes Stirnrunzeln. Gleich wird sie fragen, woher Friedrich von Klatt und ich uns so gut kennen, und dann bleibt mir tatsächlich nur noch, meinen Chef mit einer Laptoptasche zu ersticken. Wenigstens erspare ich mir auf diese Art auch gleich die Wohnungsbesichtigung am Sandtorkai.
    Doch statt etwas zu fragen, starrt Victoria mich mit offenem Mund an. Einen Moment lang hat es sogar den Anschein, sie könnte anfangen zu weinen. Oder zu lachen.
    «WAS IST?», belle ich. Langsam bin ich es wirklich leid, ständig angestarrt zu werden.
    Victoria beißt sich auf die Lippen. Und nachdem sie Friedrich von Klatt freundlich dazu ermuntert hat, er möge sich doch schon mal ein wenig im Laden umsehen, flüstert sie mir zu: «Du hast den falschen Anzug gegriffen. Der den du trägst, hing rechts von dem gelben. Ich meinte aber den auf der linken Seite. Er wäre …» Sie macht eine Pause und verkneift sich erneut ein Grinsen. «… schlicht und dunkelblau gewesen.»
    Das ist NICHT witzig!
    «Also, ich finde, Pink steht ihm ganz wunderbar», mischt sich Friedrich von Klatt doch noch einmal ins Gespräch. Wie es zu erwarten war, hat er gelauscht. «Es lässt Sie so frisch aussehen, Herr Held.»
    «Ja, nicht?» Victoria schenkt meinem Chef ein Lächeln unter Verbündeten. «Da haben Sie absolut recht.»
    Warum nur bin ich eben nicht einfach tot umgefallen? Dann müsste ich mir diesen Scheiß jetzt nicht anhören. Friedrich von Klatt muss weg hier. Sofort!
    «Ich werde den Termin wegen der Wohnung morgen in der Hafencity wahrnehmen», presse ich, so freundlich es mir in meiner momentanen

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