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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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«Ah, ich verstehe. Na, und jetzt suchen Sie wohl noch ein passendes Geschenk für ihn, was?»
    Moment mal. Nur weil ich mit einem Kumpel in den Urlaub fahren wollte und heute klamottentechnisch in die Kloschüssel gegriffen habe, ist das ja wohl noch lange kein Grund für eine derartige Unterstellung.
    «Der Mann, mit dem ich verreisen wollte, ist nicht mein Freund , sondern mein Kumpel. Und wir sind nicht weggefahren, weil er krank wurde. Und dies hier», ich deute an mir herunter, «ist nicht das, wonach es aussieht.»
    Hat der Mann etwa noch nie einen Hetero im Dschungel-Kostüm gesehen? Wird Zeit, dass er mal seinen beschränkten Makler-Horizont erweitert.
    «Suchen Sie etwas Bestimmtes?», frage ich, um ihn schnellstmöglich abzuwimmeln, gebe mir allerdings im Geiste bereits die nächste Ohrfeige. Mein Chef glaubt, ich sei hier Kunde, und dabei muss es auch bleiben.
    Etwas verwirrt fragt er zurück: «Ja, kennen Sie sich hier etwa aus?»
    «Nun ja … Nicht wirklich. Aber sollten Sie die Herrenaccessoires suchen, dann sind Sie leider vergeblich hier. Die sind nämlich … äh … ausverkauft.»
    Friedrich von Klatt reißt erstaunt die Augenbrauen in die Höhe. «Aber dort oben im Regal, da sehe ich doch …»
    «Ein Ausstellungsstück. Unverkäufliches Muster, nur zum Anschauen. Habe ich selbst gerade erfahren. Tja, also, bis die neue Ware kommt, und die trifft erst in … äh … neun Tagen ein, ist es hier für uns Männer total uninteressant.» Unauffällig versuche ich, ihn Richtung Tür zu lotsen.
    «Ach», seufzt mein Chef tief enttäuscht. Dann beäugt er mich misstrauisch. «Haben Sie denn noch etwas bekommen?»
    Typisch: Futterneid!
    «Nein, leider nicht.»
    Friedrich von Klatt nickt zufrieden. So kennt man ihn. Gönnt einem nicht mal ein neues Laptoptäschchen.
    «Ich wusste ja gar nicht, dass Sie in dieser Art … Geschäft kaufen, Herr Held», sagt er nun, immer noch skeptisch. «Sie wirkten immer so …»
    SO WAS?
    Hetero? Normal? Männlich?
    «… so sparsam!»
    Haha. Möglicherweise liegt das daran, dass ich unterbezahlt bin?
    Doch ehe ich antworten kann, wechselt er das Thema: «Aber wie gut, dass ich Sie hier treffe, Herr Held! Bei Hambitare gibt es nämlich einen Notfall.» Seine Augen werden groß und bekommen einen traurigen Ausdruck, den ich ihm aber nicht so recht abkaufe.
    «Einen Notfall?», wiederhole ich mechanisch.
    «So ist es.» Er senkt die Stimme. «Die halbe Belegschaft ist krank. Lebensmittelvergiftung, Sie wissen schon …» Kurz steckt er sich den Zeigefinger in den Mund, dann fährt er fröhlich fort: «Da sich nun aber herausstellt, dass Sie gar nicht verreist sind, können Sie ja ein paar Termine übernehmen, nicht wahr?»
    Ohne den Blick von meinem Anzug zu nehmen, fischt er einen Kalender aus seiner Jackentasche und blättert hektisch durch die Seiten.
    «Morgen bräuchte ich Sie beispielsweise um 18 Uhr 30 am Sandtorkai. Außerdem übermorgen um zwei und …»
    «Also, morgen passt es mir eigentlich nicht so gut.»
    Friedrich von Klatt blickt überrascht hoch. Seine Stirn kräuselt sich bedrohlich. Dass jemand seine freie Zeit selbst einteilen möchte, scheint ihm bislang nicht untergekommen zu sein.
    «Ich will ganz ehrlich zu Ihnen sein, Herr Held.» Er räuspert sich, und seine Augen formen sich zu Schlitzen. «Sie sind nicht meine erste Wahl. Leider kommt momentan kein anderer in Frage. Jedoch sagt mir ein Blick auf den Score  …» Er fischt jetzt tatsächlich noch einen Farbausdruck aus der Sakkotasche und faltet ihn seelenruhig auseinander. «… dass Sie mit Sicherheit großes Interesse an einer zusätzlichen Möglichkeit haben, Punkte zu sammeln.»
    Er dreht den Zettel um und hält ihn mir unter die Nase.
    «Wenn Sie die Bude am Sandtorkai morgen loswerden und dann noch das Objekt , sagen wir mal in der nächsten Woche, wären Sie wieder im Spiel.»
    Hochzufrieden, mir meinen vermeintlichen Einkaufsbummel verdorben zu haben, steckt er Kalender und Score wieder ein.
    Wütend schlage ich die Zähne aufeinander. Am liebsten würde ich ihm jetzt eine nigelnagelneue Laptoptasche über den Kopf ziehen und darin ersticken.
    Ist das zu fassen? Wie soll ich denn bitteschön morgen Nachmittag mal eben eine Stunde aus Guantanamo verschwinden? Victoria würde vermutlich eher die Versace-Woche abbrechen, als mir eine freie Sekunde zuzugestehen. Von einer Stunde ganz zu schweigen.
    «Morgen, also, ich … äh …» Die Schlinge um meinen Hals zieht sich

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