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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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Situation möglich ist, hervor. «18 Uhr 30 sagten Sie, nicht wahr?»
    Friedrich von Klatt nickt, sichtlich beeindruckt von meiner gediegenen Wortwahl.
    «Gut.» Ich richte mich auf. «Dann melde ich mich am Abend und sage Ihnen … äh … wie ich mich entschieden habe.» Mit diesen Worten schiebe ich meinen Chef vor mir her in Richtung Ausgang. Er soll glauben, ich würde ebenfalls aufbrechen.
    «Moment!» Bockig wie ein alter Esel stemmt er seine Beine in den Boden. «Ich habe noch etwas vergessen. Die Wohnung hat leider keine Küche. Und keinen Balkon. Ich werde mal schauen, ob ich dafür als Bonus ein paar Punkte extra lockermachen kann. Aber erst einmal müssen Sie aktiv werden, Herr Held! Hahaha!»
    Hahaha. Unsanft drücke ich ihn weiter zur Tür. «Gar kein Problem», rufe ich ihm hinterher, als er endlich die Schwelle überschritten hat. «Wer braucht schon eine Küche?»
    Ich stelle mich auf den Gehweg und winke ihm so lange hinterher, bis ich mir sicher bin, dass er nicht noch einmal umdreht.
    Als ich wenig später ins Foyer zurückkehre, ist Victoria gerade damit beschäftigt, ein paar Bestellungen zu sortieren und zusammenzupacken.
    «Du suchst eine Wohnung in Hamburg?», erkundigt sie sich neugierig, und ich bin froh, dass sie nicht nach Friedrich von Klatt fragt. «Ohne Küche?»
    «Also … das ist … äh …» Ich bin überrascht und gleichzeitig heilfroh, dass sie den Disput mit meinem Chef offenbar falsch interpretiert hat. «Ich ziehe vielleicht hierher. Und ich koche nicht gern. Also … genau genommen koche ich gar nicht.»
    «Echt nicht?»
    «Echt nicht.»
    «Und wovon ernährst du dich, wenn du nicht kochst?»
    «Ich … gehe essen. Oder lasse mir etwas kommen. Sushi zum Beispiel. Dafür braucht man ja nicht einmal Besteck.» Ich bin nicht glücklich über die Richtung, die dieses Gespräch nimmt. Weder kann ich mir eine Wohnung ohne Küche vorstellen – ich koche nämlich sehr gern –, noch bin ich ein Fan von japanischen Fischröllchen. Im Gegenteil. Schon beim Anblick dieser Schleimrollen wird mir schlecht. Andererseits klingt es nun mal wunderbar dekadent, nicht kochen zu müssen. Genau, wie es sich für den Sohn eines Mode-Mäzens gehört!
    Und mein Plan scheint aufzugehen. Mit unverhohlener Bewunderung starrt Victoria mich an.
    Tja, Baby: Bestellen ist das neue Kochen!
    «Das ist ja interessant», sagt sie und schürzt nachdenklich die Lippen. «Außer dir und Kai kenne ich ehrlich gesagt keinen Mann, der wild auf Sushi ist. Schon gar keinen Italiener. Aber gut zu wissen.»
    Was soll das nun wieder bedeuten? Was meint sie denn mit außer mir und Kai ? Sie denkt doch wohl hoffentlich nicht, dass uns etwas verbindet? Ich bin kurz davor, die Sushi-Geschichte doch noch geradezurücken, da ist Victoria bereits beim nächsten Thema.
    «Und was hat es mit den Punkten auf sich?», will sie wissen. «Ich meine, der komische Kerl eben – das war doch ein Makler, oder?»
    «Sozusagen. Die … äh, die Punkte stehen für ein neuartiges Bewertungssystem. Diese Wohnung hat zehn Punkte und ist somit … äh … sehr gut bewertet.»
    «Trotz der fehlenden Küche?»
    «Ja … trotzdem.»
    «Also, ich weiß ja nicht.» Sie schüttelt energisch den Kopf. «Makler sind doch echt das Letzte. Ich habe noch nie einen netten Makler kennengelernt. Allesamt Abzocker. Kassieren für wenig Arbeit viel Geld. Schlimm!»
    «Aber … also, nicht alle Makler sind …» Ich weiß zwar nicht genau, was ich sagen will, um meine Zunft zu verteidigen. Ich weiß nur, dass ich diese Aussage so natürlich nicht stehenlassen kann. «Es gibt durchaus fleißige, nette Makler, die …»
    Victoria macht eine wegwerfende Geste. «Niemals», sagt sie bestimmend und tackert weiter ihre Zettel zusammen, als wolle sie zwischen den Armen des Metallgeräts die gesamte Immobilienbranche zerquetschen.
    * * *
    Nachdem der Kollege mit der Betonfrisur von seiner Shoppingtour zurückgekehrt ist, werde ich für den Rest des Tages in den Keller verbannt, wo ich einer für einen Top-Verkäufer von Prada geradezu erniedrigenden Aufgabe nachgehen soll: aufräumen. Aber egal. Ich bin heilfroh, dass ich hier unten in Sicherheit bin. Nicht auszudenken, wenn ein weiteres bekanntes Gesicht auftauchen würde!
    Die folgenden zweieinhalb Stunden verbringe ich damit, nach Victorias Anweisungen im Lager Kisten zu beschriften und so zu stapeln, dass man mühelos an die Ware in ihrem Inneren gelangen kann. Im Anschluss leere ich die

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