Dicke Hose (German Edition)
zu hängen.»
Mit diesen kryptischen Worten stapft sie zur Tür. Allerdings nicht, ohne mir vorher einen Blick zuzuwerfen, der nur eines bedeuten kann: Wenn Sie in fünf Minuten nicht mit mir im Taxi sitzen, wird aus dem Seeigel ein Haifisch!
Verunsichert schaue ich zu dem Präsidentendouble. Im Gegensatz zu mir sieht Sarkozy fast erleichtert aus. Er legt seiner Frau den Arm um die Taille, vermutlich um sie daran zu hindern, Carmen Grünewald hinterherzustürzen.
«Mach dir nichts draus, Liebes», sagt er beschwichtigend, «das ist die Verrückte, von der ich dir schon mal erzählt habe. Sie scheint noch immer nicht über unsere Trennung hinweg zu sein.»
Man sieht, wie es in Carla arbeitet. Vermutlich ist ihr nicht klar, dass von ihrer Reaktion meine weitere Zukunft abhängt.
«Nun?», hake ich vorsichtig nach. Sei aufdringlich, ohne dich aufzudrängen.
Nach einem Moment der Stille sagt sie zu mir: «Es bleibt dabei. Wir nehmen die Wohnung. Der Preis spielt keine Rolle.»
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14. Kapitel
Die Taxifahrt zum Hotel Atlantik verläuft schweigend. Ein Umstand, der mir äußerst gelegen kommt, denn ich brauche jetzt wirklich langsam mal eine Pause.
Zwar verstehe ich noch immer nicht, was sich eben in der Wohnung zugetragen hat, aber ich bin froh, dass es vorbei ist. Ich mache drei Kreuze, dass Carmen Grünewald, ohne meinen Kunden an den Kragen zu gehen, das Feld geräumt hat. Ihre Drohung habe ich nicht verstanden, und bei dem Carla-Double scheint sie ebenfalls keine Wirkung gezeigt zu haben. Für mich hätte der Nachmittag somit nicht besser ausgehen können. Die Wohnung ist so gut wie verkauft! Der Hammer! Wurde aber auch Zeit, dass sich alles zum Guten wendet. Noch ein Problem mehr, und ich müsste mich tatsächlich mit Infarktprophylaxe beschäftigen.
Wir nähern uns dem Hotel. Ein letztes Mal zupft die Grünewald ihren Rocksaum zurecht, dann steigen wir aus dem Taxi.
Vor dem Eingang wartet ein gutgekleideter junger Mann mit Headset auf die eintreffenden Wagen. Wir werden freundlich gebeten, uns im Foyer nach links zu wenden, wo man sich sogleich unserer Mäntel annehmen möchte. Ich zögere. Im Schutz des dicken Wollmantels fühle ich mich einigermaßen sicher, nicht nur, was die arktischen Außentemperaturen anbelangt. In meinem pistazienfarbenen Anzug möchte ich mich dagegen nur ungern vor so vielen Menschen zeigen. Doch Carmen Grünewald kennt keine Gnade.
Sie gibt einem der Anzugträger ein Zeichen, der ihr hilft, mich aus dem Mantel zu reißen. Danach folgen wir der Anweisung des nächsten Headset-Heinis und biegen nach links um eine Ecke. Sofort blitzen gefühlte zweihundert Fotokameras auf.
Während ich erschrocken zusammenzucke, sonnt Carmen Grünewald sich im Blitzlichtgewitter.
Hatte sie nicht vorhin noch behauptet, sie mache sich nichts aus Pressefotos? Typisch Frau, kaum steht irgendwo einer mit einer Kamera, machen sie den Bock zum Gärtner. Einige der Fotografen beginnen jetzt sogar, ihren Namen zu rufen. Mein lieber Scholli! Langsam wundert mich gar nichts mehr. Wenn diese Pressemeute bereits bei einer Kristall-Kauffrau ein solches Tamtam veranstaltet, ist es ja kein Wunder, dass sich vergessene C-Promis wie Roberto Blanco immer noch für Stars halten.
Ich dagegen bin heilfroh, dass mir keine Beachtung geschenkt wird. Kein Mann in diesem Outfit sähe sich gern abgebildet in einem Hochglanzmagazin. Außer Don Johnson in den 80ern vielleicht.
Carmen Grünewald beginnt nun, sich wie ein Grillhähnchen zu drehen. Sie stemmt die Hände in die Hüften und spielt mit ihrem Rocksaum. Ich halte die Luft an. Mag ja sein, dass die Betonfrisur durch das Spray ihren Halt findet – aber dass der Häkelsaum mit dem Kleister vor einer anhaltenden Fummelattacke geschützt wird, wage ich zu bezweifeln.
Zum Glück hat La Grünewald sich auch schon wieder im Griff. Einmal dreht sie sich noch, dann hakt sie sich plötzlich bei mir unter und zieht mich zu sich heran. Als ich schon die Zähne zusammenbeiße, weil ich fürchte, sie würde gleich wieder ihre Krallennägel in meinen Unterarm schlagen, lässt sie stattdessen ihren Kopf auf meine Schulter sacken und sieht mich verträumt an.
Die Kameras blitzen und klacken, und ich bin kurz davor, zu hyperventilieren. Muss das denn sein? Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass ich überhaupt fotografiert werde, muss ich jetzt auch noch mit der Grünewald auf ein Bild. Nur gut, dass mich hier niemand kennt.
«Frau Grünewald, mit wem
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