Dicke Hose (German Edition)
Florian verhält es sich genau andersherum. Ohne das bunte Namensemblem wäre das Kleidungsstück niemals in seinem Schrank gelandet.
Zu dem Schiwago-Mantel trägt er eine alberne Fellmütze, deren Klappen er heruntergelassen hat und die nun bei jeder Bewegung wie zwei pelzige Hundeohren um seinen Kopf herumtanzen.
So sympathisch ich Florian auch finde – er hat echt einen an der Waffel. Nicht auszudenken, wenn er nächste Woche in diesem Outfit neben mir an der Eisbar auftaucht. Total peinlich. Außerdem würde man uns vermutlich die falsche Getränkekarte aushändigen. Mit den Preisen für reiche Russen.
Florian kann eine zweihundertprozentige Preissteigerung natürlich egal sein, er hat einen reichen italienischen Geschäftsmann zum Vater, der kohlemäßig ordentlich absahnt und Florian daran teilhaben lässt. Ich dagegen habe, dank Britney, leider nur ein sehr überschaubares Urlaubsbudget.
Florian pellt sich aus seinem Globetrotter-Outfit, und in Sekundenschnelle breitet sich selbst in der inzwischen gut gefüllten Goldquelle eine Aftershave-Wolke aus, die es von der Intensität her durchaus mit dem Hammelfleischdunst von Britney Bauer aufnehmen kann. Ich muss niesen. An manchen Tagen kann man Florian bereits riechen, ehe er die Schwelle der Goldquelle überschritten hat. Heute wäre vermutlich ein solcher Tag gewesen, hätte mir nicht die Klimperwimper bereits vor Stunden den Geruchssinn weggeätzt.
«Mach mir mal ein Großes, Ben», sagt Florian. «Ich muss mich für die nächste Woche warmtrinken.» Er grinst mich an.
Der Gedanke an unsere bevorstehende Skireise und die damit verbundene Woche Urlaub ist das Einzige, was momentan Licht in meinen dunklen Alltag bringt. Ferien, endlich! Eine Woche raus aus dem Immobilienzirkus und abschalten. Keine Besichtigungen, kein Friedrich von Klatt und keine Britneys. Dafür Sonne, Schnee und Adrenalin pur bei der Abfahrt. Wie geil! Florian und ich im hippen St. Anton – ’ne echte Männersause!
Ben knallt ihm ein längst vorbereitetes Bier vor die Nase und plaudert drauflos. «Unser Alex hat seinem Zahnarzt ’ne Villa verkauft und ’ne krasse Provision eingeheimst.»
Ehe ich auch nur Luft holen kann, schlägt Flo mir erneut kumpelhaft auf die Schulter. «Echt, Alter? Dein Chef hat ja wirklich Glück mit dir.»
«Na ja … also, ich …»
Während ich fieberhaft überlege, wie ich die Geschichte wieder ein Stückchen mehr in Richtung Wahrheit drehen kann, ohne dabei als Volldepp dazustehen, fügt Florian hinzu: «Du scheinst es ja echt draufzuhaben, Alex. Chapeau! Auch wenn das natürlich nichts gegen das ist, was ich jeden Tag an Verkäufen abreiße. Ehrlich, Leute …» Er sieht von mir zu Ben und wieder zurück. «Was im Laden meines Vaters an Kohle über den Verkaufstresen wandert, da schlackert ihr mit den Ohren. Dagegen ist ein bisschen Maklergequatsche echt ein Fliegenschiss.»
Also, das finde ich nun wirklich eine gewagte These. Mit Sicherheit hatte er es noch nie mit überdrehten Britneys oder zu kurz geratenen Zahnärzten zu tun.
Florian arbeitet als Geschäftsführer in einem Laden seines Vaters, der irgendwelche Luxusartikel vertreibt. Handys, Aktentaschen und so, glaube ich. Was soll schon so schwer daran sein, das Zeug unter die Leute zu bringen? Manchmal nervt Florians Angeberei wirklich. Andererseits kann er ja nichts dafür, dass er der Sohn reicher Eltern ist. Vermutlich wird man automatisch etwas verschroben, wenn man sich von Kindesbeinen an in Luxuskreisen bewegt und sich so ziemlich alles leisten kann. Ich für meinen Teil habe damit eigentlich auch keine Probleme. Und Ben, soweit ich weiß, ebenfalls nicht. Der lernt in seiner Bar ohnehin die skurrilsten Typen kennen. Da fällt Florian mit seiner Prahlerei garantiert nicht besonders auf.
«Du stellst dir das ein bisschen zu einfach vor», beginne ich eine Lanze für den Maklerberuf zu brechen. «Wenn man erfolgreich sein will, gehört schon einiges an Verkaufsgeschick dazu.»
«Ach ja?» Florian hebt fragend eine Augenbraue. «Hambitare hat doch nur coole Wohnungen im Angebot. Was soll denn bitte so schwer daran sein, diese an einen Zahnarzt zu vermitteln?»
Angesäuert verschränke ich die Arme vor der Brust. «Man hat es ja nicht nur mit Zahnärzten zu tun, sondern auch mit deren Frauen. Und die sind oftmals schwer zu knacken.»
Florian greift sich eines der beiden Biere, mit denen Ben uns unaufgefordert versorgt hat, und leert es auf ex.
«Heute zum Beispiel», fahre ich
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