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Dicke Hose (German Edition)

Dicke Hose (German Edition)

Titel: Dicke Hose (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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dieser jungen Dame.»
    Liebevoll tritt er neben die Möhre und legt seinen Arm um sie. Die beiden passen äußerlich wunderbar zusammen. Wie Erbse und Wurzel.
    «Na, Lotti», neckt er seine Frau, «bringst du wieder alle um den Verstand?»
    Erleichtert atme ich auf. Endlich, ein Mann! Ein ernstzunehmender Ansprechpartner! Sogar die Schümanns drehen sich jetzt zu uns um.
    Lotti, die Möhre, gibt ein ungnädiges Brummen von sich. «Du verdirbst mir schon wieder den Spaß, Bruno.» Sie wendet sich augenzwinkernd an mich: «Aber ich muss schon sagen, Herr Held, Sie haben sich tapfer geschlagen. Ihre Vorgänger sind schneller aus der Haut gefahren.»
    Ich glaube mich verhört zu haben. Macht die sich etwa einen Spaß daraus, Makler zu veralbern? Na, so wird sie ihre Hütte definitiv nicht los. Die Frau ist mir ein Rätsel.
    «Heißt das, Sie verkaufen nun doch?», versuche ich mit letzter Kraft Klarheit in die Angelegenheit zu bringen.
    Die Möhre und ihr Mann sehen sich an. Dann schütteln beide mit dem Kopf.
    «Nein, tut uns leid», sagt Bruno daraufhin zu mir. «Seien Sie uns nicht böse, aber wir haben es uns anders überlegt.»
    Mein erster Gedanke ist, ob man in der kardiologischen Sprechstunde eines Spezialisten wohl auch als Notfall auftauchen kann. Ich meine, mit Kammerflimmern können die einen doch wohl kaum abweisen, oder?
    Mein zweiter Gedanke gilt den Schümanns, die auf der ersten Treppenstufe festgefroren sind und mich mit ungläubiger Miene anstarren. Ob die Interesse an einer Wohnung ohne Küche haben? Bestimmt kann man bei Obi auch einen zusammenklappbaren Herd kaufen.
    «Wie bitte?» Das Gesicht von Norbert Schümann beginnt rot anzulaufen.
    Herr Lembke erklärt es ihm geduldig. «Hier soll nichts abgerissen oder baulich verändert werden. Wir haben so viel Arbeit in das Haus gesteckt …»
    «Das ist unser letztes Wort», pflichtet ihm die Möhre bei. «Wir verkaufen nicht.»
    Als die Schümanns keine Reaktion zeigen, macht sie zusätzlich eine auffordernde Geste in Richtung Haustür.
    In das Ehepaar Schümann kommt nun Bewegung. Mit mittlerweile dunkelroter Gesichtsfarbe packt Norbert Schümann seine Frau am Ärmel, schleift sie hinter sich her und kommt direkt auf mich zugeschossen. «Ich höre wohl nicht richtig», presst er mit drohender Stimme hervor. «Ich hab doch meine Zeit nicht gestohlen! Wissen Sie eigentlich, was es kostet, wenn ich hier meinen Tag verplempere?» Wütend pocht er auf seine Armbanduhr und funkelt mich böse an. «Das wird ein Nachspiel haben, Herr Held, das sach ich Ihnen.»
    Jetzt sieht er kein bisschen mehr wie Tony Marshall aus, sondern tatsächlich genau wie Jogi Löw. Und zwar nach der verkackten EM. Mit erhobenem Zeigefinger und einem Blick, als wolle er mir den Kopf wegkärchern, fügt er hinzu: «Ich werde mich bei Ihrem Chef beschweren. Jawohl, das werde ich!»
    Frau Schümann sagt nichts. Muss sie auch gar nicht. Denn genau wie am Anfang unserer Begegnung spricht ihr Blick Bände. Diesmal sagt er: Wenn ich Ihretwegen jetzt nicht die Ankara -Einbauküche bekomme, werde ich Sie höchstpersönlich mit meiner Gartenschere von Obi in Stücke zerlegen!
    «Komm, Ulla.» Wütend schleift Herr Schümann seine Frau Richtung Haustür. «Diese Bruchbude wollen wir sowieso nicht kaufen.»
    Zehn Sekunden später heult der Motor ihres überdimensionierten Schlittens auf, und die beiden brausen davon.
    In Schockstarre verharre ich im Hausflur der alten Leute.
    «Möchten Sie vielleicht einen Kaffee?», fragt Bruno Lembke freundlich und deutet zur gemütlichen Küche. «Sie sehen ein wenig erschöpft aus.»
    Ist das ein Wunder? Unter meinem Mantel herrschen 45 Grad, mein Stressbarometer steht kurz vor der Explosion, und meine Karriere bei Hambitare düst gerade in einem protzigen Pick-up davon.
    Ja, ich bin erschöpft, und ja, ich will einen Kaffee. Auch wenn das kardiologische Notfallteam mir mit Sicherheit davon abraten würde.
    «Nun schauen Sie doch nicht so konsterniert, Herr Held.» Aufmunternd klopft er mir auf die Schulter und schiebt mich in die Küche. «Wir würden ja verkaufen. Aber wir haben bisher nur schlimme Interessenten kennengelernt, sodass wir uns mittlerweile gerne mal einen Spaß erlauben, wenn die für uns nicht in Frage kommen.»
    «Genau», stimmt die Möhre zu. «Ständig wollen diese komischen Vögel alles abreißen und uns am liebsten gleich unter die Erde bringen.» Aufgebracht fingert sie an einer modernen Espressomaschine herum. «Mit diesen

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