Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dicke Moepse

Dicke Moepse

Titel: Dicke Moepse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Moschner
Vom Netzwerk:
und fordert mich auf, sie anzuziehen. Leider sind die Dinger mindestens zwei Nummern zu klein, denn ich komme kaum mit den Beinen hinein.
    »Das gehört so«, feuert mich Carla an, während ich keuchend mit der Hose kämpfe. Kein Wunder, dass sie überflüssige Rundungen wegzaubern soll, schließlich schwitzt man sich schon beim Anziehen die Kilos von den Hüften. Das Ergebnis ist aber wirklich sehenswert. Mein Hintern ist stramm, und der Bauch ist weg.
    »Jetzt aber los, Roland wartet sicher schon unten!« Carla schiebt mich durch die Tür und flattert förmlich die Treppen hinunter, sofern das in ihrem engen Outfit überhaupt möglich ist. Aber Italienerinnen haben so etwas im Blut.
    Sie hakt sich beim wartenden Roland unter und stolziert mit ihrem attraktiven Jüngling die zwei Blocks zu Tatjanas Wohnung entlang, als sei die Straße ihr Catwalk. Ich halte mich ein paar Schritte hinter den beiden. Erstens kann ich auf hohen Hacken nicht allzu gut laufen, weil ich tagsüber im Zoo immer nur dicke Treter trage, und zweitens kann ich so einen ausgiebigen Blick auf Rolands Figur werfen. Es gibt schon ein paar extrem schöne Exemplare der Gattung Mann. Ich hoffe nur, dass mir endlich auch eines davon über den Weg läuft und sich hoffnungslos in mich verliebt.
     
    Leider hat sich offenbar das Prädikat Langzeitsingle so deutlich auf meine Stirn gebrannt, dass ich die erste halbe Stunde allein an meinem Bier nuckeln muss. Carla ist mit Roland in der Küche verschwunden, und Tatjana hat als Gastgeberin sowieso keine Zeit für tiefer gehende Gespräche. Küsschen links, Küsschen rechts: Alle wollen das bezaubernde Geburtstagskind abknutschen, Geschenke überreichen, ihr den Arm tätscheln. Es scheint kein Ende zu nehmen. Durch die Wohnungstür quellen immer mehr Gratulanten, drängen an mir vorbei, ein paar nicken mir kurz zu, aber trotz meines signalroten Kleides bleibt niemand an mir kleben.
    Da tippt mir plötzlich jemand von hinten auf die Schulter. Es ist Roland, mein Nachbar. Allerdings ohne Carla. Vielleicht musste die gerade mal für kleine Mädchen.
    »Na? So alleine, schöne Frau?«, sagt er und nimmt neben mir auf dem Boden Platz.
    »Wo ist denn Carla?«, entgegne ich möglichst sachlich und versuche, seinen tiefen Schlafzimmerblick zu ignorieren.
    »Ach die, die habe ich schon seit einer halben Stunde nicht mehr gesehen. Sie wollte nur kurz in die Küche, etwas holen, hat mich ein paar Leuten vorgestellt, und das war’s«, sagt Roland cool.
    »Tja, so sind sie, die italienischen Prinzessinnen!«, sage ich leichthin, und Roland bricht in ein schallendes Gelächter aus, das mir durch Mark und Bein fährt. Wie lacht der denn? Ich werfe schnell einen Blick über meine Schulter, ob uns irgendjemand gehört hat, aber der Flur ist gerade leer. Roland ist einer dieser Rückwärts-Lacher: Menschen, die die Luft erst einmal durch die Kehle ausstoßen und dann aber sofort durch die Nase wieder hineinziehen. Er schnaubt und krächzt wie ein abgestochenes Ferkel und verliert auf der Stelle jegliche Anziehungskraft. Wirklich jegliche.
    »Na ja, so witzig war das nun auch wieder nicht«, versuche ich ihn zu besänftigen.
    »Ahh! … chr chr chr … aber Carla in Zusammenhang mit einer Prinzessin, chrr chrr … das ist schon irre witzig«, schnarrt Roland weiter.
    »Ja, vielleicht. Ich hole mir noch ein Bier. Willst du auch eins?« Bloß schnell weg hier!
    »Neee, danke … chrr chrr … ich bin grad wunschlos glücklich!«, gluckst Roland. Ich lasse ihn also in seiner Glückseligkeit zurück und flüchte in die Küche, wo ich meine Freundin Carla wiedertreffe. Gerade macht sie sich über den Kartoffelsalat her.
    »Hier steckst du also!«, rufe ich ihr entgegen.
    »Ja. Komm her, nimm dir einen Teller vom Salat, der ist köstlich!«, sagt sie mampfend und strahlt mich an. Da soll nochmal einer behaupten, Italiener äßen nur Pasta.
    »Ich komme gerade von Roland«, beginne ich.
    »Oh Gott, hast du ihn zum Lachen gebracht? Ist das nicht schrecklich?« Carla schaut mir entsetzt ins Gesicht, und im selben Moment prusten wir beide los. Mit einem völlig normalen Lachen, versteht sich.
    »Wie ein märkisches Sattelschwein!«, quietscht Carla, die Gabel mit Kartoffelsalat noch in der Hand.
    »Wie ein abgestochenes märkisches Sattelschwein!«, kreische ich zurück. Dann fangen wir uns wieder.
    »Wir sind oberflächliche Tussen«, sage ich in einer kurzen Atempause.
    »Du hast recht. Kein Wunder, dass wir solo sind«, bekräftigt

Weitere Kostenlose Bücher