Dicke Moepse
auch für euch. Ihr seid die wichtigsten Menschen in meinem Leben. Aber gerade deshalb fehlt ihr mir eben auch. Weil ihr ja jetzt euch habt und mich nicht mehr braucht.« Meine Augen werden etwas feucht, und ich klimpere die Träne weg.
»Du hast ja recht, Rosi. Ich werde künftig wieder etwas mehr Zeit für dich haben. Versprochen.« Carla legt die Meeresfrüchte in eine spezielle Soße, die sie nebenbei gezaubert hat, und setzt den Topf auf den Herd. Schnell beginnt der Sud zu köcheln. Da kehrt auch schon Jens zurück.
»Was gibt es denn hier zu tuscheln? Geht es um mich?«, fragt er neugierig und gibt uns beiden einen Klaps auf den Hintern.
»Du fühlst dich von uns vernachlässigt, stimmt’s?«, spricht er weiter. Jens kann nämlich Gedanken lesen.
Carla und ich nicken synchron, und ich will gerade ansetzen, um mein Verhalten zu rechtfertigen, doch Jens unterbricht mich.
»Rosi, du hast recht. Und ich gelobe Besserung. Aber ich liebe diese Frau einfach.«
Wir schließen uns alle drei gemeinsam in die Arme, und ich atme einmal tief durch. So ganz glaube ich zwar nicht, dass meine Freunde plötzlich wieder Zeit für mich haben werden, aber immerhin sind sie schon wieder so weit auf der Erde gelandet, dass sie ihre Umwelt wahrnehmen.
Während Carla Nudelwasser aufsetzt, räuspert sich Jens feierlich.
»Was hältst du davon, wenn wir dir einen Typen suchen?«
»Das fragst du noch? Wie oft habe ich dich darum gebeten, mir endlich deinen geheimen Superfreund vorzustellen!«, rufe ich begeistert aus. Immerhin hatte ich das ja wirklich schon öfters angeregt. Da Mel mir letzte Woche ebenfalls ein Blind Date mit einem ihrer Piloten versprochen hatte, passt das jetzt ganz gut. Dann setze ich nicht all meine Hoffnung in eine Einzel-Verabredung.
Unsere Buchhalterin Erika Sonnebank sagt immer: »Bei Voabredungen musste immö schön diefstapöln. Dann is die Endäuschung nie so größ, wenn’s schiefgeht.« Erika kommt aus Dresden, ist zweiundfünfzig Jahre alt und die Hälfte ihres Lebens mit einem Industriellen verheiratet. Sie sieht für ihr Alter wirklich knackig aus, und das nutzt sie schamlos zu ihrem Vorteil. Erika gönnt sich mehrmals im Monat Sex mit jungen Liebhabern. »Wieso söll isch misch mit eim Mann züfriedn gebm, wenn ich ällö Monade was Frösches haben gann. Mein Güstav gann mia einfach nie imma gebn, was ich brauch«, sagt sie.
Mit Stefan hatte Erika angeblich auch einmal ein Techtelmechtel, aber es war wohl aufgrund Stefans durchschnittlicher Anatomie nicht ganz so befriedigend für Frau Sonnebank. Da musste sie sich am selben Abend noch einen anderen Jüngling zu Gemüte führen, zumindest hat sie es mir so gesteckt. Vielleicht liegt es ja an der offenen Erziehung im Osten, dass dort so gerne rumgesexelt wird, aber ich könnte so was nicht. Egal, wie ausgefallen der Sex auch sein mag, den Erika da jedes Mal von ihren Lovern bekommt, eines teilen die beiden sicher nicht miteinander, und das ist Intimität.
»Ach, Rosi, du weißt doch, dass ich keinen geheimen Superfreund habe. Aber vielleicht kann Carla mir ja bei der Suche etwas helfen. Vielleicht fehlte mir vorher einfach der weibliche Input!«
Jens nimmt Carla in den Arm und drückt ihr einen dicken Kuss auf die Wange.
»Ja, Rosi, das machen wir. Wir suchen dir einen potenziellen Traummann. Versprochen! Das könnte Spaß machen, meinst du nicht auch, Schatz?«, sagt Carla begeistert.
»Was willst du mir damit sagen? Dass du immer noch gern anderen Männern hinterherschaust?«, fragt Jens kokett und kneift Carla frech in die Hüften. Die quietscht auf und schüttelt sich vor Lachen, und mir nichts, dir nichts ist in unserer Küche ein kleiner Geschlechterkampf entbrannt, der allerdings abrupt vom überkochenden Nudelwasser unterbrochen wird.
»Alles unter Kontrolle!«, ruft Carla und gießt schnell die Pasta ab, um sie kurz danach mit der Meeresfrüchte-Soße zu servieren. Schade nur, dass sie die vorher nicht gekostet hat, denn …
»Igitt, ist das salzig!«, kreischen wir alle gleichzeitig auf.
»Tja, da ist wohl jemand verliebt!«, lacht Jens seine Freundin glücklich an und schaufelt sich todesmutig einen weiteren Bissen in den Mund.
»Och Mensch, das ist mir aber wirklich peinlich. So was ist mir noch nie passiert!«, entschuldigt sich Carla und beginnt, eine rohe Kartoffel in den Topf zu reiben.
»So, ich hoffe, es schmeckt jetzt etwas besser!«, seufzt sie nach ein paar Minuten und stellt den Topf erneut auf den
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