Dicke Moepse
ich mir eine Assistentin aus dem Zoopublikum zu Hilfe. Da Tapire freundliche Tiere sind, besteht für Fremde keine Gefahr. Zuerst darf meine Assistentin Rocco und seine Liebste mit dem Schlauch abspritzen. Das mögen sie gerne und versuchen, mit ihren Rüsseln die Wassertropfen einzufangen.
»Sie müssen sie mit etwas hautfreundlichem Shampoo einschäumen. Dann bürsten Sie so lange, bis es richtig schäumt«, erkläre ich meiner Helferin, die übrigens Saskia heißt.
Ich spritze etwas von der flüssigen Seife auf Rocco, Saskia überlasse ich Kassandra. Nun reiche ich ihr eine Bürste und beginne bei Rocco mit der Massage.
»Wenn man einem Tapir lange genug das Hinterteil massiert, entspannt er sich derartig, dass er einschläft.« Ich schrubbe über Roccos Po. Schon nach ein paar Bürstenstrichen begibt sich mein Guter in Richtung Boden. Ich schrubbe weiter, und der Tapir liegt mir zu Füßen, die Beine weit von sich gestreckt. Das Publikum quietscht begeistert. Die Nummer ist immer wieder einen Lacher wert, und meine beiden Lieblinge haben ebenfalls etwas davon. Auch Saskia zeigt Talent, denn Kassandra tut es Rocco gleich und liegt jetzt genüsslich im Schlamm.
Saskia darf Rocco und Kassandra nun noch den Schaum abwaschen, und ich kann in meine wohlverdiente Mittagspause.
Am Nachmittag hat Dr. Nachtnebel Visite bei Eric und Lucinda, dem Giraffenpärchen. Ich darf ihm wie immer assistieren. Unser Tierpark-Doktor betreibt noch eine kleine Praxis in Berlin-Grunewald. Da unser Zoo für einen Veterinär überschaubar ist, lässt sich das gut kombinieren, und den Tierpark kommt es so wesentlich günstiger. Eigentlich müsste Dr. Nachtnebel schon längst in Pension sein, doch Tiere sind seine ganze Leidenschaft. Deshalb arbeitet er weiterhin für seine Praxis und für uns. Und er hält große Stücke auf mich. Kleinere Tätigkeiten wie Impfungen darf ich längst selbst vornehmen.
»Wie macht sich unsere schwangere Lady, Rosi?«, fragt Dr. Nachtnebel. Ich führe die ganze Zeit über fleißig Protokoll über Fressgewohnheiten und andere Auffälligkeiten, daher kann ich dem Doc ausführlich Bericht erstatten. Sogar den Blutdruck messe ich bei Lucinda regelmäßig. Allerdings sollte ich mir in Zukunft angewöhnen, auch bei Eric zu messen, denn der Gute scheint an der neuen Situation nicht so recht Gefallen zu finden.
»Eric ist etwas eifersüchtig!«, berichte ich also. »Seit Lucinda schwanger ist, fürchtet er um meine Aufmerksamkeit, glaube ich.« Ich zucke schuldbewusst mit den Schultern.
»Tja, das ist doch auch völlig normal, liebe Rosi. Zuerst hat er Ihr Herz erobert …« Dr. Nachtnebel nimmt seine halbe Brille ab, um mir tief in die Augen zu blicken. »Und nun muss er Sie teilen.« Er lächelt breit und setzt sich die Brille wieder auf, um sich in mein Protokoll zu vertiefen.
»Aber Herr Doktor, realistisch betrachtet ist doch er fremdgegangen. Nicht, dass ich ihm die Sache mit Lucinda übelnehmen würde, aber diese Giraffeneifersucht ist doch nun wirklich nicht angebracht«, ereifere ich mich zum Scherz.
»Sie wissen ja, dass Männer Recht ganz eigenwillig interpretieren können, wenn es darum geht, ihres zu verteidigen. Halten Sie mal Lucinda fest, ich muss ihr Blut abnehmen.«
Manchmal stelle ich mir vor, wie es wäre, einen Vater wie Dr. Nachtnebel zu haben. Er ist wirklich toll, und ich genieße es, mich mit ihm über tierische Themen auszutauschen. Ich fasse Lucinda um die schmalen Hüften und tätschele ihren Hals. Sie schnaubt sanft durch die Nase und scharrt unruhig mit den Hufen.
»Ganz ruhig, Lucinda, ist gleich vorbei«, tröste ich die werdende Mutter. Menschen und Tiere sind sich doch in vielen Punkten ähnlich: Wir haben alle Angst vor dem Ungewissen. Dafür, dass Lucinda ihr erstes Kind erwartet, ist sie ziemlich cool. Ich würde wahrscheinlich schon längst im Karree springen vor lauter Panik.
»So, junge Dame, das war’s. Ich gebe die Probe ins Labor, Ende nächster Woche schicke ich die Ergebnisse, aber ich gehe davon aus, dass alles nach Plan verläuft.«
»Vielen Dank! Dann bis nächste Woche! Tschüss, Eric, tschüss, Lucinda.« Ich winke den beiden Langhälsen zum Abschied zu und begleite Dr. Nachtnebel noch bis zum Ausgang, wo mir ein völlig genervter Stefan entgegenkommt.
»Watt fällt dir eijentlich ein, mir nich Bescheid zu jeben?«, zetert er schon von weitem.
»Wieso? Was habe ich denn vergessen? Unser Nilpferd-Deal ist doch schon eine Woche abgelaufen.« Ich
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