Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dicke Moepse

Dicke Moepse

Titel: Dicke Moepse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Moschner
Vom Netzwerk:
verwirrt nach.
    »Ja, aber ich wollte noch etwas frische Luft schnappen.«
    »Das kannst du doch auch bei euch im Bezirk!« Harald lässt einfach nicht locker.
    »Nein danke!«, sage ich deshalb bestimmt und lasse ihn einfach auf offener Straße stehen. Soll er doch denken, was er will, ich hab einfach schon viel zu viel ertragen müssen heute Abend. Eine Diskussion in seinem Ferrari inklusive verzweifelter Fummelversuche halte ich nicht aus. Plötzlich hupt es hinter mir wie wild, und ich erschrecke mich fast zu Tode.
    Ein knallroter Ferrari vom Typ »Minderwertigkeitskomplex« rast an mir vorbei. Am Steuer sitzt natürlich Harald, mein vegetarischer Held. Wie sagt man so schön? Je größer das Auto, desto kleiner die Salatgurke. Ich bekomme eine Gänsehaut, und das, obwohl es eigentlich schon recht mild ist.
    Wenige Minuten später komme ich in der Bar Centrale an, wo ich offenbar bereits erwartet werde. Ein großgewachsener dunkelhaariger Mann in Jeans und Hemd kommt mir entgegen.
    »Hi, du musst Rosi sein! Ich bin Marion!«
    Und wie ich Rosi bin. Alle Strapazen des Abends sind quasi wie im Flug vergessen. Der ist ja superschnucklig! Danke, Jens! Danke, Carla! Sage ich in Gedanken auf.
    »Wieso stehst du denn hier draußen?«, frage ich, nachdem ich mich von meiner ersten Begeisterung erholt habe.
    »Drinnen ist es so voll und laut. Was hältst du davon, wenn wir in die Spätvorstellung von ›Die Träumer‹ von Bernardo Bertolucci gehen? Läuft hier um die Ecke. Wir holen uns zwei große Colas und einen Jumboeimer mit Popcorn und machen es uns gemütlich. Und danach können wir immer noch einen Drink nehmen!«
    Er ist perfekt. Wenn er jetzt noch salziges Popcorn bestellt, bin ich bereit, alle Vorurteile gegenüber Anwälten über Bord zu werfen.
    Kino beim ersten Date ist so gut wie das Beste, was einem passieren kann. Man ist sowieso viel zu nervös zum Quatschen, und so hat man ein Thema, über das man sich später austauschen kann. Außerdem weiß man schon in etwa, welchen Geschmack das Gegenüber hat. Und bei gruseligen Stellen kann man sich wunderbar an seine Verabredung kuscheln. Aus Versehen, versteht sich.
    »Ich finde die Idee großartig! ›Die Träumer‹ wollte ich damals schon so gerne sehen, aber keiner wollte mit mir reingehen. Also, los geht’s!«
    »Da bin ich aber erleichtert, ich habe die Karten nämlich bereits gekauft!«, lacht Marion und zeigt mir die beiden Tickets. Wir nehmen ein Kurzstreckentaxi, eine tolle Erfindung, die es nur in Berlin gibt. Hier darf man ein Taxi für zwei Kilometer nutzen und muss nur drei Euro fünfzig bezahlen. Sehr praktisch, insbesondere, wenn man wie ich selten hohe Schuhe trägt und sich inzwischen eine Blase gelaufen hat.
    »Möchtest du süßes oder salziges?«, fragt mich Marion, als er vor dem Popcornverkäufer steht.
    »Entscheide du!«, sage ich erwartungsvoll.
    »Na ja, ich würde gerne salziges nehmen, da aber die meisten eher süßes wollen, gebe ich mich gerne geschlagen, wenn du …«
    »Nein, nein, ich hätte auch gerne salziges.« Danke, Jens, danke! Denke ich erneut.
    Wir nehmen in dem kleinen Vorführraum Platz. Außer uns sind noch drei andere Pärchen auf die Idee gekommen, ansonsten bleiben die Reihen leer. Der Film ist toll. Es geht um ein Geschwisterpärchen und deren Freund im Paris von 1968. Tolle Bilder, schöne Menschen, alles sehr erotisch. Das aber ist genau das Problem. Wie verhält man sich, wenn man sich mit jemandem, den man gerade mal dreißig Minuten kennt, erotische Filmszenen ansieht? Mir ist so was peinlich. Ich kann mir mit Carla Pornos ansehen und mich vor lauter Lachen durch die Wohnung kugeln, und auch mit Jens habe ich da kein Problem, wenn bei Filmen geküsst, geschmust oder gevögelt wird. Aber Marion finde ich toll, und das schüchtert mich selbstverständlich ein. So wird das nie was. Er denkt jetzt sicher, dass ich eine verklemmte Tussi bin. Bin ich aber gar nicht. Ich brauche nur ein bisschen Zeit zum Warmwerden. Gerade liegt Eva Green auf ihrem Küchenboden, splitterfasernackt, und ich laufe knallrot an. Gut, dass es hier dunkel ist.
    Ich greife in den Popcorneimer, und … wie durch Zufall berühren sich unsere Hände. Ich zucke kurz zusammen und schaue erschrocken zur Seite. Marion scheint ebenfalls überrascht zu sein und lacht erleichtert auf, als er merkt, dass es mir genauso geht.
    »Toller Film, oder? Nur vielleicht etwas zu erotisch fürs erste Date«, flüstert er mir zu.
    Ich grinse ihn dankbar an.

Weitere Kostenlose Bücher