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Dicke Moepse

Dicke Moepse

Titel: Dicke Moepse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Moschner
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wenn mein Körper in einem reizlosen beigefarbenen Overall steckt.
     
    Nachdenklich mache ich mich auf den Weg zurück zum Giraffenstall, wo Eric bereits sehnsüchtig auf mich wartet. Er hat das ganze Desaster rund um Cinderella ganz gut verkraftet und trapst bester Laune auf mich zu, um mir an der Schulter herumzuzupfen.
    »Was mache ich nur mit René? Wenn ich bloß nicht so schüchtern wäre! Du liebst mich wenigstens so, wie ich bin, nicht wahr, Eric?« Ich tätschele liebevoll seinen langen Hals und füttere den guten Kerl mit ein paar Extramöhren. Eric schnaubt begeistert und knuspert sie binnen Minuten alle auf. Ich kehre mit dem Besen über den Stallboden, um den ganzen Dreck auszumisten. Danach muss noch frisches Stroh im Stall verteilt werden. Ganz schön anstrengend, aber man kann dabei gut nachdenken.
    »Na, führen wa jetze schon Selbstjespräche?« Stefan steckt den Kopf in den Stall. Seit ich an seiner Stelle die Abmahnung kassiert habe, ist er mir aus dem Weg gegangen. Es scheint sich wie ein roter Faden durch mein Leben zu ziehen: Rosi geht man am besten aus dem Weg. Sicher ende ich irgendwann als alte Jungfer mit zwanzig Katzen in einer Dachgeschosswohnung.
    »Ich spreche mit Eric genau wie mit allen anderen Tieren auch. Das tut ihnen gut. Es hilft ihnen, wenn sie immer wieder die gleiche Stimme mit dem gleichen Klang hören. Was man ihnen erzählt, ist völlig unwichtig, ich denke mir halt eine Geschichte aus«, erkläre ich meinem Kollegen. Es ist mir unangenehm, dass ich nicht weiß, wie lange er uns schon belauscht hat.
    »Ick wollt dir och nur mitteilen, dass Andreas mir zum Cheffleger befördert hat. Super, wa?«
    Auch das noch. »Chefflegel? Wie passend!«, antworte ich.
    »Nee, Chef-Pfleger!« Stefan bemüht sich sichtlich, das Wort korrekt auszusprechen.
    »Gratuliere, wie lange musstest du denn dafür auf seinem Schoß hocken?« Das hat mir gerade noch gefehlt. Schleimbacke und Oberintrigant Stefan hat nun auch noch den Job bekommen, den ich gerne wollte! Ganz davon abgesehen, dass es dafür auch mehr Geld gibt. Zumindest, wenn der Zoo wieder Gewinn macht, was dank René sicher bald geschehen wird.
    Ich ärgere mich über mich selbst. Vielleicht sollte ich versuchen, mit Andreas zu sprechen. Nicht wegen der Giraffengeschichte, sondern grundsätzlich. Denn »die Sache« scheint uns immer noch zu blockieren. Wenn ich also nicht für immer bei Beförderungen übergangen werden möchte, sollte ich die Sache bereinigen. Einzig und allein wegen des Betriebsklimas. Man muss auch mal Größe zeigen können im Leben. Sonst kann ich mir weiterhin die Beine ausreißen, und es wird doch nicht gewürdigt. Wenn ich gewusst hätte, wie viele Probleme ein One-Night-Stand machen kann, hätte ich ihn mir selbstverständlich verkniffen.
    Bei den Bonobo-Affen läuft es genau umgekehrt. Die lösen mit Sex Konflikte. Anders als bei anderen Affenarten tun sie das friedlich und kreuz und quer durch die Sippschaft. Vielleicht sollte man das ganze Thema genau wie die Affen einfach nicht mehr so ernst nehmen. Selbst die Rangordnung zwischen Mann und Frau kriegen die Bonobos besser hin als wir Menschen!
    Ich lasse Stefan stehen und gehe, da wir leider keine Affen im Willbert-Zoo haben, zum Flamingosee. Der See ist ein beliebter Treffpunkt für Pärchen in unserem Zoo. Auch ich könnte den Vögeln stundenlang zusehen, wie sie auf einem Bein balancieren oder elegant mit den weiten Flügeln schlagen. Sie haben übrigens so wunderbar pinkfarbenes Gefieder, weil sie mit der Nahrung viel Karotin aufnehmen. Bekämen sie eine Zeitlang nur Kartoffeln, würden sie fast weiß. Bei uns bekommen sie natürlich Plankton und allerlei Larven, damit sie weiterhin so wunderbar strahlen können. Das Tolle an Flamingos ist, dass man bei ihnen immer wiederkehrende Bewegungschoreographien erkennen kann, das ist wie bei einem endlosen Tanz. Vielleicht kann ich mir hier ein paar deutlichere Signale aus der Kategorie »Liebling-meine-Uhr-tickt« abschauen, um sie bei René anzuwenden. Vielleicht lauere ich ihm aber doch lieber am nächsten Tag um die Mittagszeit auf. »Auflauern«, wie das klingt! Ich muss an Magdalenas Worte denken und nehme mir vor, lockerer im Umgang mit Männern zu werden. Sie sind ja auch nur Menschen. Oder?
     
    Mit diesem Gedanken betrete ich Andreas’ Büro.
    »Hi!«, sage ich zaghaft. Seit seinem Dienstbeginn hier habe ich krampfhaft versucht, diesen Raum zu meiden.
    »Hi!«, antwortet Andreas. »Das ging aber

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