Dicke Moepse
sich optisch im Laufe der Jahre nicht doch angleichen. Nur figürlich sind die Möpse mittlerweile besser in Form.
»Nicht, dass Sie uns noch vom Fleisch fallen. Es ist Ihnen doch nicht zu viel mit unseren beiden Hundis?«, fügt Pamela schnell hinzu, schaut mich dabei aber so dankbar an, dass ich, selbst wenn ich es unbedingt wollte, kein Nein über meine Lippen brächte.
»Natürlich nicht, ich habe die beiden doch schon lange in mein Herz geschlossen. Und sie machen unglaubliche Fortschritte!« Ich hebe Kate auf die Waage.
»Wenn die beiden so weitermachen, dann sind sie in zwei Wochen perfekt. Idealgewicht!« Ich verabschiede mich von den vieren und mache mich auf den Weg zu meinem Arbeitgeber.
Gedankenverloren schlendere ich den kleinen Kiesweg zu unserer Verwaltung entlang, als mich völlig überraschend der Blitz trifft.
»Hoppla, junge Frau. Nicht so stürmisch!« Vor mir steht so ziemlich die leckerste Sahneschnitte, die ich jemals aus der Nähe betrachten durfte. Einfach zum Anbeißen! Wir stehen eine Weile schweigend voreinander, und ich nutze die Pause aus, um mir meine Stolperfalle genauer zu betrachten. Der Typ hat einen südländischen Einschlag, aber nur ein bisschen, gerade richtig. Dunkles welliges Haar, das er sich aus dem Gesicht gekämmt hat. Sein dunkelblauer Anzug schmiegt sich perfekt an seinen muskulösen Körper, sicher beides eine Maßanfertigung. Und dann streckt er mir auch noch höflich die rechte Hand entgegen. Mir wird ein wenig schummrig zumute, und ich suche verzweifelt nach dem Wort, mit dem man sich normalerweise begrüßt, aber ich stehe komplett neben mir. Am liebsten würde ich mich auf der Stelle setzen. Stattdessen halte ich immer noch seine Hand fest, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
»René Weiner. Marketing-Manager. Ich soll Ihnen hier etwas unter die Arme greifen!«, sagt er und lacht sein Zehn-Millionen-Dollar-Lachen.
»Was, mir? Wieso?«, frage ich verwirrt. Etwas Besseres fällt mir nicht ein, zumal es mir langsam peinlich wird, dass wir immer noch Händchen halten. Verlegen zupfe ich meine Finger aus seinem Griff. René Weiner lacht erneut.
»Natürlich nicht Ihnen im Speziellen, sie scheinen ja eine recht selbständige Dame zu sein. Obwohl ich mich natürlich auch in dieser Hinsicht gerne anböte. Aber jetzt mal im Ernst. Ich bin beauftragt worden, um den Zoo ein wenig mit meinen Ideen zu unterstützen. Schließlich sieht Ihre finanzielle Situation alles andere als rosig aus.«
Wegen meines Giraffenmordes. Das wird man ihm wahrscheinlich auch schon erzählt haben. Besser, ich stelle mich gar nicht erst vor.
»Wie ist denn Ihr werter Name?«, fragt René. Es bleibt einem aber auch nichts erspart.
»Mein Name ist Rosi Jakob. Aber Sie können gerne Rosi zu mir sagen, wir duzen uns hier alle. Wegen des besseren Klimas. Betriebsklimas«, beeile ich mich zu sagen.
»Rosi. Ein schöner Name. Passt zu dir. Hast du nicht Lust, mir nachher ein bisschen euren Zoo zu zeigen, verehrte Rosi?« Ich nicke wie hypnotisiert. Natürlich habe ich Lust. Nichts lieber als das. Allerdings werde ich wohl kaum einen anständigen Satz herausbringen, weil ich dir ständig auf deinen süßen Hintern starren muss.
»Ach, ich sehe schon, ihr beide habt euch bereits miteinander bekannt gemacht.« Andreas kommt geradewegs auf uns zu. »Wann wollen wir denn die Führung beginnen?«, fragt er René und mustert mich von der Seite. Ich mache reflexartig einen Schritt zurück und ärgere mich im selben Augenblick darüber. Soll er doch denken, was er will. Ich kümmere mich hier nur um einen neuen Kollegen.
»Ich dachte, dass Rosi mich heute nach der Mittagspause herumführen könnte, wenn es passt. Jetzt würde ich mich gerne in die Bücher einlesen, um mir einen kurzen Überblick zu verschaffen.«
Ich schaue zwischen Andreas und René hin und her. So richtig grün scheinen sich beide nicht zu sein. Es macht fast den Eindruck, als fühle sich Andreas durch die Anwesenheit eines weiteren attraktiven Mannes in seiner Position als Platzhirsch bedroht. Er wird doch nicht etwa hengstbissig werden? Ich muss breit grinsen.
»Rosi scheint schon der Gedanke daran so sehr zu gefallen, dass ich ihr den kleinen Ausflug natürlich nicht abschlagen kann«, sagt Andreas. »Ich habe sowieso noch alle Hände voll zu tun, wir hatten erst kürzlich einen Todesfall. Wenn noch was ist, René, sag einfach Bescheid.«
Er nickt uns beiden kurz zu und verschwindet wieder im Verwaltungsgebäude.
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