Dicke Moepse
schnell.«
»Wieso schnell? Ich wollte mit dir reden«, entgegne ich ahnungslos.
»Ich auch«, sagt Andreas vielsagend. Er klingt ziemlich ernst.
»Um was geht es denn?«, frage ich und hoffe, dass es nicht schon zu spät ist für meine Bereinigungsaktion.
»Du weißt noch gar nicht, um was es geht? Klasse! Aber fang du an, schließlich bist du ja in mein Büro gekommen.« Reizend, er lässt mir den Vortritt, mich zum Affen zu machen. Wahrscheinlich werde ich danach sowieso abserviert.
»Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Ich glaube, ich habe dir von Anfang an keine richtige Chance gegeben«, beginne ich zögernd. Andreas hört mir aufmerksam zu. Seine Augen werden größer.
»Ich denke, unser Start war wirklich blöd. Ich habe mich dazu verleiten lassen, mich gewissen Vorurteilen hinzugeben. Das tut mir wirklich leid. Sicher hast du es als Chef hier nicht besonders leicht, zumal du hier eine Karre aus dem Dreck ziehen musst, die du nicht selbst versenkt hast.« Ich schaue Andreas hilflos an. Er eilt mir zur Hilfe und übernimmt das Wort.
»Ich bin wirklich überrascht. So viel Größe hätte ich dir gar nicht zugetraut. Obwohl ich sagen muss, dass es Schwierigeres gibt als meinen Job als Chef der roten Zahlen. Zum Beispiel dir zu sagen, dass du echt gute Arbeit leistest.« Andreas nickt mir anerkennend zu.
Ich verstehe nun gar nichts mehr.
»Aber wieso hast du dann Stefan befördert?«, frage ich entgeistert.
»Erzählt er das etwa? Das habe ich gar nicht getan. Vielmehr habe ich ihn nach einem Gespräch mit Dr. Nachtnebel in mein Büro zitieren müssen.«
»Wie? Was? Jetzt verstehe ich aber wirklich nur noch Bahnhof.«
»Unser guter Herr Dr. Hieronymus Nachtnebel bemüht sich um dein Wohlergehen, als sei er dein eigener Vater. Er hat mich über die wahre Geschichte vom Tod des Giraffenbabys informiert. Rosi, wieso hast du denn nichts gesagt?« Andreas schüttelt den Kopf und schaut mich verständnislos an. Mir fehlen die Worte.
»Ich finde es wirklich schade, dass dir jegliches Vertrauen zu mir fehlt. Vielleicht liegt es ja an unserer kurzen gemeinsamen … äh … Sache.« Er sagt auch »Sache«, wie witzig. »Vielleicht habe ich dich auch etwas strenger angepackt als die anderen. Jedenfalls entschuldige ich mich auch bei dir.«
»Tja, dann sind wir jetzt quitt, oder?«, krächze ich verunsichert. So langsam wird mir das Gespräch unangenehm. Diese ganze Lobhudelei ist nichts für mich.
»Gerne. Alles vergessen und vergeben, o. k.?« Andreas streckt mir die Hand entgegen, und ich schlage ein. Man muss die Vergangenheit auch mal ruhen lassen, erst dann ist man bereit für Neues.
Am nächsten Vormittag kommt mich Mel im Zoo besuchen. Sie hatte ihr Interesse schon seit langem bekundet, nun ist es so weit. Wahrscheinlich will sie eher unser männliches Personal begutachten. Sie hat zumindest das entsprechende Angelzeug an: Mel trägt zarte hohe Schühchen und ein viel zu kurzes Sommerkleid. So muss ich wenigstens kein schlechtes Gewissen haben, dass ich sie heute ebenfalls für meine Zwecke missbrauche. Ich werde sie nämlich so lange herumführen, bis Renés Mittagspause beginnt, dann begleite ich sie zum Ausgang und warte so lange, bis er auftaucht. Dann sage ich, ich hätte meine Freundin Mel verabschiedet, damit es nicht so auffällt, dass ich vor dem Eingang herumlungere. Und dann werde ich ihn ganz nebenbei ansprechen.
Das ist leichter gesagt als getan. Unruhig und fröstelnd trippelt Mel neben mir her, und ich bin schon nach einer halben Stunde mit ihr genervt.
»Wieso trägst du denn heute bitte High Heels ohne Strümpfe? Wir haben 16 Grad!«
»Aber diese Schuhe sehen nun mal am besten aus zu meinem dunkelblauen Kleid! Ich will schließlich schick sein für eure Tierchen.« Ja, verstehe schon, ganz besonders für die großen. Dennoch nehme ich ihr den guten Willen ab und beginne mit meiner Führung bei den Tapiren. Dann präsentiere ich ihr Eric und die Flamingos. Allerdings interessiert sich Melanie offenbar eher für die T-Shirts im Souvenirshop. »Meinst du, die haben das auch in meiner Größe?«
»Da bin ich gerne behilflich, junges Fräulein!« Wie aus dem Nichts taucht Andreas auf. Scheint ein Hobby von ihm zu sein. Er greift nach ganz oben im Regal, um ihr ein hellrosa Shirt mit kleinen Fischottern darauf herunterzuholen. Dabei entgeht es mir nicht, wie Mels Blicke an Andreas’ sportlichem Körper hinabgleiten. Andreas übergibt ihr das Top und schaut ihr dabei tief in
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