Dicke Moepse
frech zu. Nun werde ich doch noch rot.
»Ihr Heten seid wirklich nicht zu beneiden. Dieses wochenlange Gebalze … als ob es bei jedem Date gleich ums Heiraten ginge. Ihr habt ja noch nicht einmal miteinander gegessen!« Magdalena ist völlig erschüttert.
»Aber wenn ich ihn frage und er mich auslacht? Wie stehe ich denn dann da?«, frage ich vorsichtig nach.
»Mensch, Mädel. Ich erkläre dir jetzt mal etwas, was sowohl für Heten als auch für Homos gilt: Derjenige, der fragt, ist immer klar im Vorteil, weil er den Rhythmus und den Ton bestimmt. Wenn wir alle herumorakeln würden, was die Reaktion der anderen angeht, hätten wir schon längst keinen Spaß mehr. Es ist nur ein Mittagessen und kein Ehevertrag! Nicht mehr und nicht weniger. Und wenn er nein sagt und dann irgendwas Blödes herumerzählt, bitte sehr, soll er. Jeder Mensch, und sei er noch so minderbemittelt, kapiert doch, wer sich mit einer solchen Aktion in die Nesseln setzt.« Magdalena schaut mich herausfordernd an, bevor sie mit ihrem soziologischen Vortrag weitermacht.
»Im Grunde sind wir doch alle ziemlich unsicher, was dieses zwischenmenschliche Geplänkel angeht. Aber wie sollen wir denn sonst herausfinden, ob nicht vielleicht doch gerade die Tussi da drüben diejenige, welche gewesen wäre. Und woher soll dein René Weiner wissen, dass du ihn gut findest, wenn du ihm schon einmal einen Korb gegeben hast? Männer sind weiß Gott keine Hellseher.«
Ich nicke betroffen. Wahrscheinlich hat Magdalena recht. Ein Date ist noch lange keine Einladung zum Geschlechtsverkehr. Und wenn die Nummer schiefgeht, weiß ich zumindest, dass sich Herr Weiner sowieso verabschieden wird, wenn sein Auftrag bei uns im Zoo erledigt ist.
»Aber wenn er nun partout nicht auf mich steht?«, gebe ich erneut zu bedenken.
»Hör mal, eine Erfolgsgarantie gibt es nicht. Vielleicht findest du ja auch heraus, dass ER nicht dein Typ ist. Oder was glaubst du, wovon sich die ganzen Partnervermittlungen ernähren? Die Rückläufer werden einfach nochmal verkuppelt und nochmal und nochmal. Profit im Kreislaufsystem. Für die wahre Liebe muss man einfach mal ein gewisses Risiko eingehen.«
Irgendwo hab ich diesen Satz schon mal gehört. Richtig, das war Carla, kurz bevor sie mit Jens zusammenkam.
»Vielleicht suchst du ja auch nur nach einer Ausrede, um länger Single zu bleiben. Du bist so eine tolle Frau. Zum Anbeißen! Klug. Gebildet. Vielleicht solltest du dir das erst einmal selbst bewusst machen, bevor du nach der großen Liebe suchst. Lass endlich dein Selbstbild der einsamen armen Tierpflegerin los und sei einfach du selber!«, fährt Magdalena fort.
Wenn nur alles so einfach wäre. Zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, so wie bei Jens und Carla. Das ist es! Ich werde mich einfach zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort einfinden und René so ganz nebenbei fragen, ob er mit mir was essen gehen will. Das klingt dann so wie eine Art Wiedergutmachung, weil ich ja an seinem ersten Arbeitstag keine Zeit hatte. Wiedergutmachung und keinesfalls Anmache. Ich weihe Magdalena in meinen Plan ein, jedoch scheint sie davon nicht halb so begeistert zu sein wie ich.
»Du kapierst wirklich rein gar nichts. Wie contra-emotional kann ein Mensch eigentlich werden, wenn er über Jahre hinweg sämtlichen ehrlichen Beziehungen seines Lebens aus dem Weg geht?«
»Was soll das nun schon wieder heißen? Ich will doch eine Beziehung!«, entgegne ich trotzig.
»Nein, willst du nicht. Du erfindest ständig irgendwelche Ausreden, warum es mit dem Nächsten auch nicht klappen soll.« So langsam wird mir Magdalena zu anstrengend. Vielleicht sollte ich doch nicht mit einer lesbischen Frau über Männer diskutieren.
»Ich weiß ganz genau, was du jetzt denkst. Du denkst, ich hätte keine Ahnung von den Kerlen. Aber ich kann dir einen der Gründe nennen, warum mir Frauen tausend Mal lieber sind. Frauen denken anders als Männer. Allerdings glauben die meisten von uns, dass sich ihr Heinz-Günther oder Klaus-Wilhelm genauso oft den Kopf über sie zerbricht wie sie sich über ihn. Stimmt aber nicht. Männer sind mit wenigen Mitteln zufriedenzustellen. Die ticken ganz schlicht und einfach. Meiner Meinung nach ziemlich reizlos, aber es ist deine Entscheidung.«
Jetzt bin ich doch ein wenig beeindruckt von ihrer Analyse. Dennoch, René ist und bleibt ein Traummann, da hilft auch die ganze schöne Theorie nichts. In der Praxis fällt mir dann doch wieder kein flotter Spruch ein. Insbesondere,
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