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Die 10. Symphonie

Die 10. Symphonie

Titel: Die 10. Symphonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Gelinek
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Tschaikowsky ...« »Tschaikowsky?«, riefen Humberto und Cristina wie aus einem Mund.
    »Er hat es zumindest versucht. Genau wie Schumann: Den musste man auch mal aus einem Fluss ziehen. Ich frage mich, ob in Thomas' Fall ...«
    Daniel konnte den Satz jedoch nicht zu Ende bringen, denn im selben Moment klingelte sein neues Handy, das er sich nach der unseligen Begegnung mit der Zigeunerin gekauft hatte. Das Display zeigte Unbekannt an. »Geh schon dran«, sagte Cristina. »Vielleicht ist es Alicia, die Frieden schließen will.«
    »Nein, sie unterdrückt ihre Nummer bei mir nie.« »Vielleicht das Gericht?«, schlug Humberto vor. Daniel meldete sich, und eine Sekretärinnenstimme fragte: »Spreche ich mit Daniel Paniagua?« »Ja. Wer ist dort, bitte?«
    »Don Jesus Marañón würde gerne einen persönlichen Gesprächstermin mit Ihnen vereinbaren. Ist Ihnen morgen elf Uhr recht?«

22
    Subinspector Aguilar betrat Mateos' B üro mit einem so freudestrahlenden Gesicht, als hätte er gerade im Lotto gewonnen. Dies war sein Trick, wenn er dem Chef schlechte Nachrichten überbringen musste: Er täuschte ausgezeichnete Laune vor. Da sie nun aber schon zwei Jahre als Team zusammenarbeiteten, kannte Inspector Mateos die psychologischen Kniffe seines Untergebenen und wusste, dass der Tag nicht gut anfangen würde. »Die Telefonüberwachung ist uns nicht genehmigt worden, oder?«, fragte der Inspector, ohne auch nur guten Morgen zu sagen.
    Aguilar gab sich überrascht. Doch in Wahrheit wusste er, dass ihn sein Lottogewinner-Gesicht verraten hatte. »So ist es, Chef. Die Richterin sagt, sie könne keine Maßnahme anordnen, die gegen das Grundgesetz ist. Es sei denn - ich zitiere -, dass eine durch den Stand der Ermittlungen ausreichend begründete Wahrscheinlichkeit besteht, dass kriminelles Verhalten zum jetzigen Zeitpunkt vermutet wird oder seine Ausübung unmittelbar bevorsteht «
    »Also gut«, fügte sich Mateos in sein Schicksal. »Zähne zusammenbeißen und drauf scheißen.« »Die Richterin will, dass wir begründen, weshalb wir die aufgeführten Telefone abhören wollen. Insbesondere das von Marañón.«
    »Und ich brauche die Ergebnisse der Telefonüberwachung, um herauszufinden, wer verdammt noch mal ein Interesse daran gehabt haben könnte, diesen Musiker umzulegen. Wir drehen uns also im Kreis: Ich bekomme keine Genehmigung zur Überwachung, weil ich keinen eindeutigen Verdächtigen habe, und ich habe keinen Verdächtigen, weil ich keine Telefonüberwachung machen darf. Verfluchter Bürgerrechtsfanatismus in diesem Land!« »Ich habe ziemlich viel über Thomas' Testament herausgefunden.«
    »Das sagst du mir jetzt? Aber warte, etwas viel Wichtigeres musst du mir vorher noch erklären: Woher kannst du Französisch?«
    »Fragst du wegen der Sache mit Thomas' Tochter? Das waren doch nur ein, zwei Wörter, nichts weiter, Chef.« »Das stimmt nicht, sogar deine Aussprache war gut. Wo hast du das gelernt? Den Kurs mache ich auch.« »Ich habe bis zu meinem zehnten Lebensjahr in Tunis gelebt. Mein Vater war Chauffeur für die spanische Botschaft.«
    »Deswegen bist du so braun. Tunis also, ja? Und warum hast du nie was davon gesagt?«
    »Chef, wenn du willst, kann ich dir gern zur Abwechslung mal mein Leben erzählen. Also, nachdem wir nach Tunis geschickt wurden ...«
    »Ein andermal. Was ist nun mit Thomas' Testament? Wissen wir schon, ob die Tochter begünstigt ist?« »Das Testament befindet sich in Neuseeland. Man müsste die Richterin bitten, ein Rechtshilfeersuchen zu stellen, damit man uns von dort eine beglaubigte Kopie schickt.« »Phantastisch. Das dauert mindestens drei Monate. Hast du sonst noch etwas über die Tochter herausgefunden?«
    »Luciani ist der Nachname ihrer Mutter, einer Korsin. In Korsika sind fast alle Nachnamen italienisch: Casanova, Agostini, Colonna. Die Mutter hat sich direkt nach Sophies Geburt von Thomas getrennt. Sophie ist dreiunddreißig Jahre alt. Sieht man ihr überhaupt nicht an - diese Haare, diese Haut!«
    »Deine erotischen Schwärmereien kannst du dir sparen. Was führt sie nach Spanien?«
    »Das Konzert ihres Vaters. Sonst lebt sie in Ajaccio, auf Korsika.«
    »Was macht sie beruflich?« »Sie leitet ein Zentrum für Musiktherapie.« »Hat sie ein Alibi?«
    »Ja. Der Portier hat mir gesagt, er habe ihr den Zimmerschlüssel gegen halb zwölf ausgehändigt. Außerdem habe ich mit ihren Freunden, diesen Bonapartes, gesprochen. Sie haben bestätigt, dass Sophie Luciani bis drei Uhr

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