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Die 10. Symphonie

Die 10. Symphonie

Titel: Die 10. Symphonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Gelinek
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bemerkt hatte, verbl üffte den Veterinär wieder einmal. »Ja, Jake, ich bin es. Woher weißt du das?« »Du verbringst den ganzen Tag bei den Pferden, und ich habe einen ziemlich gut entwickelten Geruchssinn«, schmunzelte Malinak.
    »Du wirst es nicht glauben, aber ich halte hier dasselbe Buch wie du in der Hand. Durch den Fund dieses Briefs haben wir beide wohl plötzlich unser Interesse an Beethoven entdeckt.«
    »Wenn du auch wissen willst, wer die geheimnisvolle Frau war, der Beethovens Nachricht galt - ich kenne da jemanden, der uns eine große Hilfe sein kann.«

29
    Als Daniel um Viertel vor f ünf im Institut ankam, wurde er in seinem Büro schon von Inspector Mateos erwartet.
    Der Polizist hatte sich auf den Schreibtischstuhl gesetzt und das Fenster einen Spaltbreit ge öffnet, damit der Rauch seiner Zigarette abziehen konnte. Da er nirgendwo einen Aschenbecher gefunden hatte, benutzte er das Papier, das er aus der Schachtel herausgerissen hatte. Als Daniel hereinkam, stand er auf, nahm die Zigarette in die linke Hand und begrüßte ihn mit einem Händedruck, den Daniel noch mindestens fünf Minuten lang schmerzhaft spürte. »Vielen Dank, dass Sie mich empfangen. Ich werde Ihnen so wenig Zeit rauben wie möglich.«
    »Machen Sie sich darüber keine Gedanken«, sagte Daniel. Er war versucht, ihn darauf aufmerksam zu machen, dass Rauchen im ganzen Gebäude verboten war, tat es jedoch nicht und ärgerte sich über seine Feigheit. »Können wir uns hier in Ruhe unterhalten?« »Ja, natürlich. Dies ist mein Büro, hier wird uns niemand stören. Leider kann ich Ihnen gar nichts anbieten, nicht einmal einen Aschenbecher.« »Kein Problem, ich mache sie schon aus.« Inspector Mateos zog noch ein letztes Mal an der erst halb aufgerauchten Zigarette und warf sie dann aus dem Fens ter, ohne sich darum zu k ümmern, ob dort unten gerade jemand lief. Daniel war gezwungen, mit dem Besucherstuhl auf der anderen Seite des Schreibtischs vorliebzunehmen. Der Kriminalbeamte kam gleich zur Sache. »Ich will offen zu Ihnen sein, Señor Paniagua. Zuständig für die in einem Ermittlungsverfahren notwendigen Untersuchungen zur Klärung der Umstände ist die Polizei. Wenn die Ermittlungen beendet sind, wird eine Dokumentation für das Gericht angefertigt. Doch wenn der Richter, aus welchem Grund auch immer, auf eigene Faust ermittelt - wozu er das Recht hat, weil er als Leiter des Verfahrens im Guten wie im Schlechten tun und lassen kann, was er will - und er es versäumt, der Polizei Informationen weiterzugeben, provoziert er damit ein Durcheinander, das die Ermittlungen nicht gerade vorantreibt.« »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen.« Der Kommissar nahm eine Visitenkarte aus der Innentasche seiner Jacke und reichte sie Daniel. »Natürlich wissen Sie das. Hier haben Sie meine Telefonnummern. Von nun an informieren Sie mich bitte über jede weitere Entdeckung im Zusammenhang mit den tätowierten Noten auf Thomas' Kopf.« Daniel nahm die Karte und legte sie auf den Schreibtisch. »Ich habe der Richterin nur gesagt, dass die Noten der Tätowierung aus dem Kaiserkonzert stammen.« »Das weiß ich, deshalb bin ich hier. Dies ist zurzeit die einzige Fährte, die uns zu dem Mörder führen könnte. Am Tatort gab es weder Fußabdrücke noch Haare noch Pflanzenfasern. Der Mörder muss die Methoden der Kriminaltechniker sehr gut kennen, denn ihm ist etwas äußerst Schwieriges gelungen: Er hat keine Spur hinterlassen.« »Ich habe eine Vermutung, was das Tatmotiv angeht.«
    Daniel erkl ärte Inspector Mateos die Theorie, die eigentlich von Marañón stammte, dass die Noten möglicherweise eine Art Karte darstellten, die zum Manuskript der Zehnten führte.
    »Und sind Sie in den letzten Stunden zu einem Schluss gekommen, wie diese Noten zu entschlüsseln sind?« »Nein, leider nicht.«
    »Erzählen Sie mir von diesem Kaiserkonzert«, forderte ihn der Kommissar auf. »Ich bedaure es, so unwissend zu sein, aber ich muss zugeben, das Einzige, was ich von Beethoven kenne, ist die fünfte Symphonie. Und davon auch nur die ersten vier Noten: TA - TA - TA - TAAA.« Der Inspector hatte das berühmteste musikalische Motiv der Geschichte kaum zu Ende gesungen, da kam Daniel eine plötzliche Erleuchtung - wie Archimedes, als er feststellte, dass das Badewasser aus seiner Wanne überlief. »Die fünfte Symphonie! Wie konnte ich nur so blind sein?«
    Der Inspector sah, dass Daniel gerade ein gro ßes Licht aufging, doch er ahnte nicht im

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