Die 10. Symphonie
aufzuhängen, ist er mit einer Jacke mit 14 Knöpfen zu sehen.« »Die Zahlen der Tätowierung sind 47201320. Welchen Buchstaben sind sie zuzuordnen?«
»Das kommt ganz darauf an, welchen Wert wir der Null geben. Wenn A = 1 ist, hat die Null keine Entsprechung, dann könnte sie meiner Meinung nach eine trennende Funktion haben oder die einer Leerstelle, wie die Pausen in der Musik. Dann hätten wir eine erste Gruppe von drei Buchstaben, D H B, und eine zweite, ebenfalls mit dreien, A C B. «
»Sieht aus wie ein Autokennzeichen.« Inspector Mateos erhob sich, offensichtlich wollte er aufbrechen. »Sie erweisen sich als unschätzbare Hilfe, Sehor Paniagua. Ich werde diese Zahlen unseren Kryptographen zukommen lassen, mal sehen, ob die etwas herausfinden. Und ich betone noch einmal, dass es, unabhängig von den Berichten, die das Gericht von Ihnen erbittet, für einen erfolgreichen Verlauf der Ermittlungen unerlässlich ist, dass jede nützliche Information in Verbindung mit diesem Fall gleichzeitig auch der Polizei mitgeteilt wird.« »Hm. Wenn das so ist, interessiert es Sie vielleicht auch, dass Jesus Marañón eine Belohnung von einer halben Million für jegliche Information ausgesetzt hat, die ihn zu dem Manuskript der zehnten Symphonie führt.« »Er strapaziert seinen Geldbeutel nicht über die Maßen, wenn man bedenkt, was diese Manuskripte wert sein können.«
»Sie sollten auch wissen, dass er mir, als ich heute Morgen bei ihm in der Villa war, eine grauenerregende Sammlung von Foltergeräten im Keller gezeigt hat.« »Das Sammeln von sonderbaren Dingen gilt nicht als Verbrechen«, erwiderte Mateos mit einem rätselhaften Lächeln, als kenne er Marañóns Museum bereits. »Wo wir gerade von seltsamen Dingen sprechen: Heute Morgen war ich allein bei ihm, und er hat mich mit einem merkwürdigen Händedruck begrüßt.« »Wirklich?«, fragte der Inspector. »Sagen Sie bloß, er hat mit seinem Daumen Ihr unterstes Zeigefingergelenk gedrückt.« »Woher wissen Sie das?«
»Das ist ein freimaurerischer Händedruck. Marañón wollte damit herausfinden, ob Sie zur Bruderschaft gehören.« »Marañón ist Freimaurer?«
»Ja. Wir wissen allerdings nicht, welcher Loge er angehört. Vermutlich der Schottischen Großloge, da seine Mutter von den Stuarts abstammt.«
»Deshalb hat er so ein großes Interesse an der Zehnten!«, rief Daniel aus. »Es ist nicht nur ihr künstlerischer Wert. Er muss der Überzeugung sein, dass sie ein freimaurerisches Werk ist.« »Wieso?«
»Die Noten, die auf Thomas' Kopf tätowiert sind, und die zehnte Symphonie haben eine Gemeinsamkeit: drei B als Vorzeichen. Möglicherweise betrachtet Marañón die zehnte Symphonie als Beethovens großes Vermächtnis an die Loge.«
»Tun Sie mir einen Gefallen, Señor Paniagua. Liefern Sie Jesus Marañón keine Informationen mehr. Sie bewegen sich auf sehr gefährlichem Terrain.« »Glauben Sie, dass er mich für seine Loge gewinnen will?« »Nein, so läuft das nicht. Die Freimaurer fordern nie jemanden auf, Mitglied ihrer Gesellschaft zu werden. Man muss selbst darum bitten. Außerdem ist es nicht so einfach, in eine Loge einzutreten. Doch noch schwieriger ist es, auszutreten, wenn man einmal drin ist.« »Was ist der Sinn und Zweck dieses Ordens?« »Theoretisch ist es eine philanthropische Gesellschaft. Angeblich geht es um die Suche nach Wahrheit, das Studium der Ethik und praktizierte Solidarität. Ihre Grundsätze, so behaupten sie, sind wechselseitige Toleranz, Respekt vor anderen und vor sich selbst und absolute Gewissensfreiheit. Aber Sie wissen ja - vom Wort zur Tat ...«
»Was unterstellen Sie ihnen denn?«
»In einer jahrhundertealten Organisation mit so vielen internationalen Verzweigungen gab und gibt es, wie Sie sich vorstellen können, von allem etwas. Es ist Ihnen sicher bekannt, dass Freimaurer aus der italienischen Loge Vi Roberto Calvi umgebracht haben, den Direktor der Banco Ambrosiano. Und auch hier in unserem Land haben wir gefährliche Elemente.« »Ach, ja? Wen denn zum Beispiel?«
Es gen ügte, dass Mateos den Namen eines berühmten Unternehmers nannte, der Mitglied einer spanischen Loge war, um Paniagua begreiflich zu machen, dass die Klärung des Falls außerordentlich schwierig werden würde, sollten die Freimaurer hinter dem Mord an Thomas stecken.
30
Zur ück in Grenoble, hatte Alicia Rios sich selbst eine Frist von zwei Wochen gesetzt, um über ihre Schwangerschaft zu entscheiden. Schon seit zwei Tagen hatte sie
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