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Die 10. Symphonie

Die 10. Symphonie

Titel: Die 10. Symphonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Gelinek
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von der Bank.«
    Daraufhin untersuchte Pontones den Umschlag der Bank, in dem der Drohbrief gesteckt hatte, auch hier darauf bedacht, ihn nicht anzufassen. »Diese Schweine kennen deine Privatadresse.«
    »Das ist ja das Schlimme. Der Umschlag war in meinem Briefkasten.«
    Der Gerichtsmediziner verschwand f ür einige Augenblicke und kam dann mit seinem Arbeitskoffer zurück. Er entnahm ihm ein Paar Gummihandschuhe und zog sie über, bevor er die Papiere genauer in Augenschein nahm. Außerdem holte er zwei Plastikbeutel für Proben heraus und steckte den Umschlag und den Brief hinein. »Wenn wir irgendwelche Spuren finden, sind diese Dreckskerle fällig.«
    »Mach dir keine Illusionen, Felipe.«
    »Na ja, man weiß nie. Ich habe einen Kollegen in der Daktyloskopie, der findet per Ultraschall sogar unsichtbare Spuren. Und wir müssen natürlich umgehend beim Innenministerium Polizeischutz für dich fordern.« »Ja, natürlich, Polizeischutz«, antwortete die Richterin mit ironisch hochgezogenen Augenbrauen. »Susana, mit diesen Typen ist nicht zu spaßen.« »Ja, ja, ich weiß. Warum haben sie es nicht mit Bestechung versucht, bevor sie mir drohen? Wie viel gelegener käme mir jetzt eine Million Euro!«
    »Das kommt davon, wenn man als unbestechlich gilt.« Die Richterin wollte gerade darauf antworten, da steckte ein Angestellter des Gerichts den Kopf durch die angelehnte Tür.
    »Frau Richterin, Inspector Mateos ist hier. Er sagt, er brauche nur fünf Minuten.«
    »Er soll einen Termin vereinbaren. Ich kann jetzt nicht.« »Er meint, es sei wichtig.«
    »Ich habe nein gesagt. Er soll einen Termin vereinbaren und ein andermal wiederkommen.« Der Angestellte zog sich zurück und schloss die Tür hin ter sich. Sekunden sp äter klopfte es, und herein kam Inspector Mateos.
    »Entschuldigen Sie die Störung, Frau Richterin.« »Wurde Ihnen nicht gerade gesagt, dass es im Moment schlecht passt?«
    »Es geht um das Verfahren Thomas, Frau Richterin. Um einen Mordfall, verstehen Sie?« »Was Sie nicht sagen.«
    Die Richterin resignierte vor Mateos' Hartn äckigkeit und setzte sich. Es war wohl tatsächlich das Klügste, das lästige Gespräch mit der Polizei so früh wie möglich hinter sich zu bringen.
    »Also gut, dann erzählen Sie mal, was Sie bisher herausgefunden haben.«
    Der Inspector sah verstohlen zu Pontones hin über. Es war ihm unangenehm, sein Scheitern vor einem Dritten zugeben zu müssen, doch da ihm offensichtlich nichts anderes übrigblieb, rückte er schließlich mit der Sprache heraus: »Nicht mehr, als im ersten Bericht steht. Die Ermittlungen sind ins Stocken geraten.«
    »Tja, dann müssen wir den Fall wohl ad acta legen.« »Aber es gibt eine Sache, die wir noch nicht versucht haben.«
    »Kommen Sie mir nicht wieder damit, dass wir Telefone anzapfen sollen, als wären es Bierfässer! Sie kennen den Standpunkt des Obersten Gerichtshofs zu dem Thema.« »Ja, ich kenne ihn, Frau Richterin, aber ich weiß auch, dass wir hier ein Mordopfer haben.«
    Die Richterin kramte in den Papieren auf ihrem Schreibtisch und zog eine Anordnung zur Telefon überwachung hervor, die sie vor nur zwei Tagen für ein anderes Verfahren diktiert hatte.
    Mit sp öttischem Unterton, der von einem schiefen Lächeln ihrer intakten Gesichtshälfte noch bekräftigt wurde, sagte sie: »Wie ich hörte, haben Sie Jura studiert, Inspector?«
    »Ja, ich bin Jurist«, log Mateos.
    »Nun, dann hören Sie mal zu, Herr Jurist, wollen wir doch mal sehen, ob Sie heute nicht noch etwas dazulernen können.«
    Die Richterin las aus ihrer eigenen Verf ügung: » Da der Bericht der Madrider Kriminalpolizei, Morddezernat V, überzeugende Indizien dafür anführt, dass eine Überwachung der Mobiltelefone XYZ, deren nachweislicher Besitzer Soundso ist, wichtige Tatsachen und Umstände im Zusammenhang mit dem Mordfall, in den der oben Genannte möglicherweise verwickelt ist, erhellen könnte, erscheint die Anordnung einer Überwachung angebracht. Wie Sie sehen, habe ich nicht immer Bedenken, die Verfassungsgarantien auszusetzen. Doch wie es unsere Gesetze fordern, tue ich dies ausschließlich in begründeten Fällen. Inspector Tinao vom Dezernat V, den Sie sicher kennen, kam neulich hierher und lieferte mir Indizien, nicht nur Vermutungen.«
    »Frau Richterin, Don Jesus Marañón hat in seinem Haus eine Sammlung von Folterinstrumenten und Hinrichtungsapparaten, darunter offenbar eine Guillotine.« »Offenbar? Sie sind sich also nicht einmal sicher?«

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