Die 101 haeufigsten Fehler im Deutschen
gebummelt
. Die Verben
gehen
und
reisen
werden dagegen stets mit
sein
-Perfekt gebildet:
Wir sind gemütlich gegangen, statt zu hetzen. Dein Neffe ist viel gereist
.
Da
liegen, stehen
und
sitzen
sicher nicht telisch sind, ist bei ihnen auch ein
haben
-Perfekt zu erwarten:
Warum haben wir eigentlich im Straßengraben gelegen? Schüchtern hat der Tanzschüler die ganze Zeit nur an der Tür gestanden. Das hat gesessen!
Dennoch wird – als kleine regionale Eigenheit – in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz gern mit
sein
gebildet:
Die Wertsachen sind im Wäscheschrank gelegen, wo seltsamerweise auch der Likör gestanden ist. Oma ist den ganzen Tag im Schaukelstuhl gesessen
.
52. Freiabo dieses vierzehntäglich/vierzehntägig erscheinenden Blattes
Adjektive auf - ig , - isch oder - lich
Wem leuchtete nicht unmittelbar ein, dass
herzig
und
herzlich
durchaus nicht das Gleiche bezeichnen? Die beiden verwechselt man kaum. Das sieht bei
vierzehntägig
und
vierzehntäglich
ganz anders aus. Die geraten häufiger durcheinander, obwohl auch sie Verschiedenes bedeuten. Zeitangaben auf -
ig
bezeichnen nämlich die Dauer:
vierzehntägig
(= vierzehn Tage lang), während solche auf -
lich
die Wiederholung eines Vorgangs nach einem bestimmtenZeitraum ausdrücken:
vierzehntäglich
(= alle vierzehn Tage):
eine vierzehntägige Kanuwanderung, ein vierzehntäglich erscheinendes Blatt
.
Ein vierzehntägig erscheinendes Blatt
wäre eines mit einer arg kurzen Überlebensdauer.
Das Adjektiv
fremdsprachig
heißt: in einer fremden Sprache. Das Adjektiv
fremdsprachlich
dagegen heißt: eine fremde Sprache betreffend, zu einer fremden Sprache gehörend. Damit bedeutet
fremdsprachiger Unterricht
, dass in einer fremden Sprache (irgendetwas, z.B. Physik oder Sport, eventuell auch diese fremde Sprache selbst) unterrichtet wird, während
fremdsprachlicher Unterricht
bedeutet, dass eine fremde Sprache unterrichtet wird (eventuell sogar rein analytisch in der eigenen Muttersprache). So heißt es also:
sich mit fremdsprachigen Menschen unterhalten können, fremdsprachige Radiosendungen hören, fremdsprachige Romane, der Reiz fremdsprachiger Literatur
usw. Aber:
fremdsprachliche Vergleiche, fremd sprachliche Wörter im Deutschen, fremdsprachliche Grammatik
usw.
53. Weihnachten war/waren dieses Jahr wieder arg dramatisch
Kongruenz im Numerus bei Pluraliatantum
Eigentlich sollte man ja denken: Wenn es keinen einzigen *
Leut
gibt, dann erst recht nicht mehrere
Leute
. Und wo keine *
Koste
und wo keine *
Ferie
, da können auch keine
Kosten
für
Ferien
anfallen. Aber: Weit gefehlt. Im Deutschen gibt es eben doch etliche Substantive, die allein im Plural auftreten:
Alimente, Annalen, Ferien, Finanzen, Gezeiten, Honoratioren, Iden, Kosten, Leute, Masern, Nachwehen, Spesen, Treber, Unkosten
u.a. Solch ein Substantiv, ein Pluraletantum, fordert dann natürlich an den entsprechenden Stellen die Plural-Kongruenz:
Die Gezeiten weisen in der Gegend von St. Malo besonders große Unterschiede in den Wasserständen auf. Die Spesen waren geschickt abgerechnet worden
.
Schwierigkeiten machen die hohen kirchlichen Feiertage:
Allerheiligen, Ostern, Pfingsten, Weihnachten
. Heißt es nun:
Weihnachten waren dieses Jahr wieder arg dramatisch?
Oder eher:
Weihnachten war dieses Jahr wieder arg dramatisch?
Sprachgeschichtlich gesehen ist
Weihnachten
aus einem Plural hervorgegangen, und zwar einem im Dativ: mittelhochdeutsch
ze den wîhen nahten
(= an den heiligen Nächten). Im Laufe der Zeit aber wurde der Begriff mehr und mehr als Singular aufgefasst, und heute gilt der Singular (Neutrum) als die Regel:
Weihnachten war dieses Jahr wieder arg dramatisch
. Es wird meist kein Artikel oder Pronomen gebraucht. Mit Artikel oder Pronomen wird Weihnachten standardsprachlich kaum verwendet, man weicht dann auf Zusammensetzungen aus:
Die Weihnachtstage stehen vor der Tür
.
Die pluralische Auffassung ist aber nicht völlig verschwunden, sie hält sich
• in regionaler Sprache (meist mit Artikel oder Pronomen):
Diese Weihnachten waren kurios, aber einfach fantastisch
.
• für das gesamte Sprachgebiet in formelhaften Redewendungen:
Schöne Weihnachten! Wir träumen von weißen Weihnachten
.
Ähnliches gilt für
Ostern
(von mittelhochdeutsch
ze den ôsteren
= in den Morgendämmerungen) und
Pfingsten
(von griechisch
pentïkostï
= fünfzigster [Tag nach Ostern] zu mittelhochdeutsch
ze phingesten
).
Auch das standardsprachlich mittlerweile
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