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Die 101 haeufigsten Fehler im Deutschen

Die 101 haeufigsten Fehler im Deutschen

Titel: Die 101 haeufigsten Fehler im Deutschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Mackowiak
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den Medien. Von der Werbung. Von den Politikern. Von allen, die glauben, uns etwas sagen zu müssen
Scheinellipsen
    Manchmal ärgern uns ja Nichtigkeiten – etwa Texte wie:
Überall werden wir mit Botschaften bombardiert. Von den Medien. Von der Werbung. Von den Politikern. Von allen, die glauben, uns etwas sagen zu müssen
. Oder:
Ihre Kunden lustwandeln im Feel-good-Einkaufszentrum. In einem nahezu mediterranen Ambiente. Von höchstem Niveau. Um das uns die Konkurrenz ganz offen beneidet
. Sehen wir uns an, was da geschehen ist: Das letzte Beispiel etwa besteht formal aus vier Sätzen – aus vier verkürzten Sätzen, Ellipsen. Das machen die Punkte deutlich. Im Grunde ist das Ganze aber nur ein Satz. Man könnte – bis auf den letzten Punkt – die Punkte auch weglassen. Daher handelt es sich um Scheinellipsen. Das muss stilistisch nicht unbedingt dumm sein. Es hat durchaus eine Funktion, eine Wirkung. Das hat damit zu tun, dass im deutschen Aussagesatz in der Regel der Informationsschwerpunkt, das Neue, am Ende zu erwarten ist. Machen wir aus einem Satz zwei, drei oder vier, haben wir auch zwei, drei oder vier solcher Schwerpunkte. Wollen wir alle Informationen als wichtig vorstellen, kann das stilistisch durchaus sinnvoll sein. So weit, so wenig ärgerlich. Ärgern könnte den Adressatenaber eine übermäßige Verwendung des Stilmittels «Scheinellipse». Gerade in Werbe- und PR-Texten wird dieses Mittel durchaus nicht selten bis zum Überdruss und darüber hinaus verwendet. Und was gewöhnlich seine Stilwirkung bloß schlicht entfaltet, nervt bei penetranter Wiederholung. Denn wenn so vieles wichtig sein soll, inflationiert Wichtigkeit, d.h., die Unterscheidung zwischen wesentlich und nicht so wesentlich wird eingeebnet und der Text nähert sich dem Geräusch (so gesprochen) respektive dem Gekrakel (so geschrieben). Zudem könnte sich das Ganze auch gegen den Autor wenden: «Kann der denn rhetorisch nur das und sonst gar nichts? Und der will Profi im Überzeugen sein?» Wenn aber der Adressat einer Botschaft erst einmal an den Fertigkeiten des Autors, an dessen Kompetenz zweifelt, ist auch sehr zweifelhaft, ob die Botschaft sonderlich gut angenommen wird: Einem Dilettanten glaubt man nicht, wenn er auch die Wahrheit spricht.
     
93. Eine Wanderin zwischen den Welten
Mit -in abgeleitete weibliche Bezeichnungen
    Die allgemein übliche Bildung von weiblichen Formen mithilfe von -
in
gilt auch für Stämme, die auf -
er
oder -
rer
enden:
Kanzlerin, Taxifahrerin, Lehrerin, Managerin, Priesterin
usw., aber keineswegs bei solchen auf -
erer
. Bei diesen ersetzt die Endung -
in
das letzte -
er
:
Wanderin, Wegelagerin, Weltverbesserin, Zauberin
usw. Fällt in der zugrunde liegenden maskulinen Form aber das
-e-
vor dem vorletzten
-r-
aus, wird also -
erer
auf -
rer
verkürzt, bleiben beide
r
erhalten:
Wandrerin, Zaubrerin
usw.
     
94. Wer soll das verstehen, was du da so radebrechst
Starke oder schwache Konjugation
    Nicht alles ist so stark, wie man denken möchte. Das gilt auch für das Verb
radebrechen
, das gern nach dem Muster von
brechen
gebeugt wird, was standardsprachlich als nicht korrekt gilt. Also nicht:
Wer soll das verstehen, was du da so *radebrichst
, sondern:
Wer soll dasverstehen, was du da so radebrechst.
Entsprechend auch:
Niemand verstand, was die chinesische Atomphysikerin da so radebrechte.
    Anmerkung: Das Verb
radebrechen
hat seinen Ursprung tatsächlich in der Strafe des Räderns: einem Menschen auf dem Rad die Knochen zerbrechen. Später wurde das dann auf die Sprache übertragen im Sinne von: die Sprache grausam malträtieren.
     
95. «An Ort und Stelle angekommen, sah man bei dem Scheine des wieder brennenden Feuers die beiden Lassoenden von den Ästen herabhängen» (Karl May, Das Vermächtnis des Inka)
Dativ -e
    Im Dativ Singular stark gebeugter Maskulina und Neutra wird, ohne dass es gänzlich ausgeschlossen wäre, heute – anders als noch bei Karl May – im Allgemeinen kein Dativ
-e
mehr verwendet:
Man sah es beim Schein des Feuers. Gebt dem Mann am Klavier noch ein Bier
. In Redewendungen dagegen hält sich das Dativ
-e
noch ganz wacker:
das Kind im Manne, das Kind mit dem Bade ausschütten, im Grunde genommen, zu Kreuze kriechen
u.Ä.
    Nahezu durchgängig ohne Dativ-
e
gebraucht man
    •   Substantive, die auf einen Diphthong enden:
dem Stau, dem Heu, dem Brei
usw.
    •   mehrsilbige Substantive, die man nicht auf der letzten Silbe betont:
dem Sinkflug, dem

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