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Die 101 Wichtigsten Fragen - Bundesrepublik Deutschland

Die 101 Wichtigsten Fragen - Bundesrepublik Deutschland

Titel: Die 101 Wichtigsten Fragen - Bundesrepublik Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wolfrum
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wenige mussten sich an diesen Anblick erst gewöhnen. Der «Turnschuhminister» Fischer jedenfalls schlug ein, er wurde als Ikone der GRÜNEN geliebt und gehasst, auch als er 1998 Außenminister der Bundesrepublik Deutschland wurde und als «Jogger der Nation» wieder Sportschuhe anzog, um beim Lauf zur seelischen und körperlichen Gesundheit vorübergehend 30 Kilo abzunehmen.
    1985 rauschte es gewaltig im deutschen Blätterwald. «Staatsakt für einen Rebellen» titelte die Süddeutsche Zeitung, und BILD formulierte anlässlich der Vereidigung «Angst um Hessen». Heute wird Fischer übrigens nur noch selten mit Turnschuhen gesichtet, es sei denn, er joggt wieder einmal im Grunewald. Aber stilbildend war er. Turnschuhe zum Business-Anzug entwickelten sich geradezu zum Mainstream, besonders, wenn dahinter ein Statement aufschien. Sogar Günther Beckstein präsentierte sich im Jahr 2007 bei seiner Ernennung zum Kandidaten für das Amt des bayerischen Ministerpräsidenten in Laufschuhen. Sie waren ein Geschenk seiner CSU-Fraktion – ein Symbol für den bevorstehenden Wahlkampfmarathon.
    57. Was sind die neuen sozialen Bewegungen? Nirgendwo auf der Welt wurde und wird so vehement für oder gegen die Atomkraft gestritten wie in der Bundesrepublik Deutschland. Und nirgendwo trieb der Protest gegen Kernkraftwerke in den 1970er Jahren so viele «normale» Menschen aus allen Schichten und Generationen auf die Straße. Weinbauern aus dem Kaiserstuhl zum Beispiel schlossen sich zu Bürgerinitiativen zusammen, um 1975 gegen ein geplantes Kernkraftwerk im badischen Whyl zu demonstrieren – es wurde nie gebaut. Neue soziale Bewegungen – dahinter verbirgt sich ein ganzer Strauß unterschiedlicher Inhalte und Motive, weit über die Anti-Atomkraft-Bewegung hinaus. Es ging um Ökologie, Frauenrechte, Friedens- und Dritte-Welt-Politik, aber auch um einfache Bürgerinitiativen, die ganz lebensnah vor Ort wirkten und etwa über Mülldeponien oder Ortsumgehungen stritten. Neue soziale Bewegungen mobilisierten Menschen, wobei die Organisationsformen sich kaum verfestigten. Im Unterschied zu den «alten» sozialen Bewegungen, insbesondere der Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert, sind sie Erscheinungen einer eher postmateriellen Gesellschaft. Gekämpft wird nicht mehr in erster Linie um eine Verbesserung des materiellen Lebensstandards, sondern um eine Steigerung der Lebensqualität, was auch künftige Generationen mit einschließt.
    Natürlich darf man nicht idealisieren, denn kleinere Gruppen innerhalb der neuen sozialen Bewegungen waren gewaltbereit, sie suchten Randale und Schlachten mit der Staatsmacht – in Brokdorf, wo ebenfalls ein Kernkraftwerk gebaut werden sollte und auch wurde, glitten die Demonstrationen in bürgerkriegsähnliche Zustände ab. Jenseits dessen kann man aber sagen: Dass die neuen sozialen Bewegungen gerade in der Bundesrepublik so stark wurden, zeigte, wie sehr Demokratie und bürgerschaftliche Beteiligungsformen Wurzeln geschlagen hatten.
    58. Wann tauchten die ersten AIDS-Fälle auf? In New York brach fast eine Massenhysterie aus, und das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» fragte: «Droht eine Pest? Wird AIDS wie ein apokalyptischer Reiter auf schwarzem Ross über die Menschheit kommen? Ist eine moderne Seuche in Sicht, die sich zu Tod, Hunger und Krieg gesellen wird wie einst im Mittelalter? Oder werden nur die homosexuellen Männer daran glauben müssen?» «Lustseuche des 20. Jahrhunderts», «Schwulenkrebs» oder «Strafe Gottes für Homosexuelle» – solcheund ähnliche Bezeichnungen waren schnell zur Hand, als im Juli 1981 erstmals amerikanische Ärzte über das Krankheitsbild der meist tödlich verlaufenden Immunschwächekrankheit berichteten. Bis heute sind dieser Krankheit weltweit über 30 Millionen Menschen zum Opfer gefallen. In der Bundesrepublik wurden 1983 die ersten AIDS-Fälle registriert. 1985 erschien die erste Informationsbroschüre der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, die als Postwurfsendung an alle westdeutschen Haushalte geschickt wurde. Zwei Jahre später verabschiedete die Bundesregierung unter Federführung von Gesundheitsministerin Rita Süssmuth ein Sofortprogramm zur Bekämpfung von AIDS, das in erster Linie aus Aufklärung und Beratung bestand. «Gib AIDS keine Chance» – diese Kampagne ist mittlerweile ebenso bekannt wie die ebenfalls von der Bundesregierung finanzierten bis heute etwa 80 Fernseh-Werbespots zur Benutzung von Kondomen. Zum «Klassiker»

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